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Artikel von: Sven Günther
30.11.2015

Der kleine Prinz und das Phantom

Weltstar Deborah Sasson sprach mit www.wochenendspiegel.de über ihre Musicals “Phantom der Oper” und “Der kleine Prinz”, mit denen sie nach Chemnitz kommt. Foto: Marco Müller

Operale Farbtupfer

Von Sven Günther
Chemnitz. Den Stoff kennen Interessierte seit über 100 Jahren. 1911 wurde der Roman “Le Fantôme de l’Opéra” von Gaston Leroux veröffentlicht. Berühmt wurde das Stück als Musical von Andrew Lloyd Webber. Das alles können Sie jetzt vergessen: Am 9. Januar bekommt das Publikum in der Chemnitzer Stadthalle ein neues “Phantom der Oper” präsentiert!
Die Musik komponierte Deborah Sasson, die schon an der Metropolitan Opera New York grandiose Erfolge feierte. Die Bühnenausstattung entwickelte Michael Scott, der am selbsen Haus reüssierte. Dazu kommt die Regier von Jochen Sautter, der mittels modernster 3-D-Videotechnik einzelne Szenen wie magisch aus dem Nichts erschafft. Die Kritiker sind sich einig: Dieses „Phantom der Oper“ ist die spektakulärste Tourneeproduktion, die derzeit in Europa unterwegs ist. Die weltberühmte Sängerin sprach mit www.wochenendspiegel.de

www.wochenendspiegel.de:
Das Webber-Musical ‘Phantom der Oper’  ist eines der erfolgreichsten überhaupt. Warum ist es Zeit für eine Deborah-Sasson-Version?
Deborah Sasson:
Der Stoff hat mich schon als Kind in seinen Bann gezogen – und er fasziniert mich bis heute. Kein Wunder, dass es einige unterschiedliche Musical-Versionen gibt. Es ist übrigens das einzige Musical, das zeitgleich in 2. Theatern im Londoner West End gespielt wurde. Einmal die Ken-Hill-Produktion und dazu die von Andrew Lloyd Webber.
www.wochenendspiegel.de:
In der Sie selbst oft gesungen haben?
Deborah Sasson:
Ja, das stimmt. Ich stand hunderte Male mit dem ‘Phantom der Oper’ auf der Bühne.
www.wochenendspiegel.de:
…bis Sie des Phantoms überdrüssig wurden und sich entschlossen, die Musik selbst neu zu komponieren?
Deborah Sasson:
Wenn man das Buch liebt, spürt man in gewisser Art und Weise die Atmosphäre der Pariser Oper, in der es spielt. Es war immer mein Wunsch, diese Atmosphäre, dieses Gefühl für und die Liebe zur Oper in den Musical-Stoff einzubinden.
Die Zeit, in der die Handlung spielt, war eine sehr fruchtbare, in der in Paris viele berühmte Opern uraufgeführt und gegeben wurden. Bizets ‘Carmen’ oder ‘Faust’ von Charles Gounod, in der Carlotta in ‘Phantom der Oper’ ihre Stimme verliert. Werke aller namhafter Komponisten wurden gegeben. Daraus werden jetzt bekannte Arien in meiner Inszenierung erklingen und das Publikum wird auf eine Zeitreise mitgenommen. Puccini, Verdi, Strauss, Bizet…
www.wochenendspiegel.de::
Es muss sich aber nicht auf schwere Opern-Arien einstellen…?
Deborah Sasson:
Aber nein! Das Phantom ist auch mit meiner Musik ein wunderschön leichtes Musical. Es bekommt von mir nur einige neue operale Farbtupfer, die dem Publikum ganz sicher gefallen werden.

Deborah Sasson mit Axel Olzinger als Phantom der Oper. Foto: Carina Jahn
Deborah Sasson mit Axel Olzinger als Phantom der Oper. Foto: Carina Jahn

www.wochenendspiegel.de:
Hat der Zauber des Komponierens schon immer in ihnen gewohnt?
Deborah Sasson:
Als wir an der Uni das Fach Komposition hatten, empfand ich das als notwendiges Übel. Heute freue ich mich, damals das Handwerk gelehrt bekommen zu haben. So kann ich mich jetzt über diesen Weg mit meiner eigenen Musik auszudrücken, was ich wunderbar finde. Vor dem Phantom hatte ich zwar einige Stücke für Peter Hofmann komponiert. Aber die Arbeit an einem Musical war doch etwas ganz anderes.
www.wochenendspiegel.de:
Wie viel Zeit haben sie benötigt?
Deborah Sasson:
Weniger, als perfekt gewesen wäre. Es hat etwa sechs Monate gedauert und zum Schluss wurde es etwas hektisch, weil noch Sachen wie Untermalungen oder die Verbeugungsmusik fehlten, die ich nicht bedacht hatte.
www.wochenendspiegel.de:
Mangelnde Erfahrung?
Deborah Sasson: Sicher spielte das eine Rolle. Ich bin jedenfalls froh, dass das Stück mit derartigem Erfolg vom Publikum angenommen wird. Für mein zweites Musical habe ich mir mehr Zeit genommen.
www.wochenendspiegel.de:
Ein zweites Musical?
Deborah Sasson:
Ja. Ich arbeite seit zwei Jahren am Stück ‘Der kleine Prinz’. Auch ein Stoff, den ich seit meiner Kindheit liebe. Als ich mit dem Komponieren der Musik fertig war, wurde ich richtig traurig, weil die schöne Arbeit zu Ende war. Jetzt sind wir bei den Proben – und ich stehe, im Gegensatz zum ‘Phantom der Oper’ nicht mit auf der Bühne.
www.wochenendspiegel.de:
Das zweite Kind muss schnell auf eigenen Beinen stehen…
Deborah Sasson:
Stimmt. Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Aber ich bin zuversichtlich, dass es funktionieren wird. Das Publikum wird sich am 27. Februar in Chemnitz überzeugen können. Dann wird ‘Der Kleine Prinz’ in der Stadthalle gegeben. Ich wünschte, ich wäre dabei.
www.wochenendspiegel.de:
Sie sind aber in dieser Zeit mit dem ‘Phantom der Oper’ unterwegs, verzichten dabei auf Playback und Musik vom Band, eine Mixtur, die man leider immer häufiger vorgesetzt bekommt.
Deborah Sasson:
Wir wollen dem Publikum Qualität bieten. Ich hasse Playback, würde nie damit auftreten. Und ein Orchester mit 24 Musikern ist ein ganz anderes Erlebnis – für die Sänger und die Zuhörer! Man kann es sich auch einfach machen, alles vom Band abspielen. Aber das hat dann mit Kunst im eigentlichen Sinne nichts mehr zu tun.