Start Erzgebirge EHV: Neue Lizenz und ewiger Doppelstress
Artikel von: Sven Günther
21.04.2017

EHV: Neue Lizenz und ewiger Doppelstress

Auf die EHV-Torhüter wird es am heute und am Sonntag ankommen. Foto: Falk Schulze/Sport Concepte Bad Schlema

EHV: Swat-Kommando hat Lizenz zum Spielen

Von Sven Günther
Lößnitz. Nürnberg, Feuchtwangen, Heidenheim, Günzburg, Ulm, Metzingen… Hätten die Zweitliga-Handballer des EHV Muse und Zeit, könnten sie auf ihrer Fahrt zum Spiel ins schwäbische Neuhausen einige nette Städte besuchen. Haben Sie aber nicht. Den Spielern von Trainer Stephan Swat steht wieder ein lästiger Doppelspieltag bevor.

Heute (21. April) wirft man 20 Uhr gegen den Tabellenvorletzten TV 1893 Neuhausen an, am Sonntag 17 Uhr geht es gegen Saarlouis in der Erzgebirgshalle weiter.

Eine Belastung, die EHV-Manager Rüdiger Jurke schon seit Jahren nervt: Bereits 2015 schrieb er in der EHV-Post:

“Es ist Doppelspieltag angesagt – der größte Mist seit der Erfindung der 2. Liga. Bitte nächstes Jahr wieder abschaffen! Wir reisten am Freitag knapp 1.000 km nach Minden (hin und zurück), kamen gestern Morgen in Lößnitz wieder an und sollen 30 Stunden später gegen den HC Empor Rostock spielen – totaler Blödsinn, aber es ist nun mal so!”

Auch EHV-Physiotherapeut Matthias Pausch kritisiert die engen Ansetzungen: “Es bleibt keine Zeit zur Regeneration. Erst sitzen die Spieler stundenlang verspannt im Bus, sind mitten in der Nacht oder gar frühmorgens daheim und schlafen dann. Später müssen sie sich auf den nächsten Gegner vorbereiten.”

Dabei brauchen Gelenke und Muskeln Pausen und Erholung. Pausch: “Das kann man nicht mit einem Turnier vergleichen, wo man an einem Ort ist und sofort nach dem Spiel mit aktiver Regeneration und Massagen beginnen kann.” In Bus und Bett wird kein Sportler fit.

Mit dem Problem Doppelspieltag wird sich das Swat-Kommando auch in der nächsten Saison herumschlagen müssen. Der EHV hat die Lizenz für die neue Saison erhalten, will an diesem Wochenende einen endgültigen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen.
Jurke: “In Neuhausen erwartet uns eine knüppelharte Partie. Die Schwaben sind nach einem Sieg gegen Ferndorf und einem Unentschieden gegen Dessau-Roßlau im Aufwind.”

Am Sonntag gibt es gegen den 14. der Tabelle aus Saarlouis ein zweites richtungsweisendes Spiel. Aue steht mit zwei Punkten mehr auf Rang 10, könnte sich mit vier Punkten weiter nach oben bewegen. Jurke: “Wir hoffen, dass die Halle wie zuletzt voll wird und die Fans hinter uns stehen.”

Fest steht: Das Swat-Kommando bietet echten Männersport!

Vor Jahren widmete sich einer der Autoren des legendären Streiflichts der Süddeutschen Zeitung des Themas. Lesen und genießen…

…Kehrmann passt den Ball hoch in den Kreis, in den im selben Moment, nein, schon Augenblicke vorher, Jansen fliegt, dieser pickt mit seiner linken Hand den Ball und legt ihn sich, im Flug, in die rechte und wirft ihn um die Ecke, um den irritierten, zappelnden Torwart herum.
Und das geschieht so schnell, dass man vor dem Fernseher nicht einmal einen Schluck aus der Pulle nehmen kann.
Wie monoton dagegen doch ein Fußballspiel ist! Wie lange es dauert, ehe ein Abstoß ausgeführt ist, der zu allem Unglück auch noch im Aus landet! Und wie einfallslos das Personal sich den Ball am eigenen Strafraum zuschiebt! Am verwerflichsten jedoch erscheint Freunden des Handballspiels der ebenso weibische wie unaufrichtige Charakter von Fußballern und ihren Trainern, wir sagen nur: Frings und Sammer. Freitagabend, Frings lässt sich vor dem herrlich leeren Tor fallen, um einen Elfmeter zu schinden, und Sammer macht ihn nicht zur Minna, sondern belobigt ihn noch als Schlitzohr. Unter ihren Schädeldecken muss sich etwas so verschoben haben, dass der Drang zum Betrügen sogar den Drang zum Torschuss überlagert.

Wir sind gerade Europameister geworden. Wir dürfen uns diese Grundsatzkritik erlauben. Nehmen jetzt aber den erhobenen Zeigefinger herunter. Führen ihn vors Videogerät. Play. Gespeichert wurden in elf Tagen acht Spiele der deutschen Handballer; wir können uns das Gejammere von Völlers Mädels gut vorstellen, wenn sie acht Spiele in elf Tagen zu bestreiten hätten, doch das nur nebenbei. Band läuft. Was ist das? Bitte, was soll das sein? Zu sehen ist grüner Rasen. Ja richtig, wir erinnern uns, dies ist ein englisches Fußballspiel, aufgenommen zu Weihnachten, nie gelöscht, weil: hin- und herrollende Wellen, stürmisch und klar. Campbell an die Außenlinie zu Bergkamp, dieser könnte sich in seinen Gegner hineindrehen, dann bekäme er Freistoß, aber ein solcher Gedanke ist ihm fremd, Bergkamp lässt den Ball über den Außenrist zu Henry fluppen, Doppelpass mit Parlour, und schon ist Henry frei vor dem Tor; er hat das ähnlich fabelhaft gemacht wie Jansen, unser übers Parkett fliegender Junge. Ach, wie schön, in England gibt es keine Waschlappenfußballer. Außerdem gibt es dort keine Handballer. Wenn es aber in England Waschlappenfußballer gäbe, brauchte auch England zum Ausgleich Handballer. Capito?