Start Erzgebirge Eric Frenzel: Gold-Drama
Artikel von: Sven Günther
06.03.2017

Eric Frenzel: Gold-Drama

Olympiasieger und Weltmeister Eric Frenzel schreibt für www.wochenendspiegel.de, für denWochenENDspiegel und den WochenSpiegel Erzgebirge von den Wettkämpfen der Nordischen Ski-WM. Foto: Peplies Consult

Gold-Drama

Von Eric Frenzel
Ja, es war zum Schluss nochmal Drama pur, was im abschließenden Teamsprint passierte. Johannes und ich erwischten wieder mal nicht die besten Bedingungen beim Springen und konnten dementsprechend auch nicht mit den besten Weiten aufwarten. 16 Sekunden Rückstand in der Loipe auf Frankreich waren dabei nicht das ernsthafteste Problem, das es nun in der Loipe zu lösen galt. Viel besorgniserregender waren die Szenarien, in denen wir durchspielten, was geschehen muss, wenn es im Rennen zu Zusammenschlüssen  mit laufstarken Nationen kommt- und es kam so. In der Loipe fand sich recht schnell eine Fünfergruppe zusammen, die stabil blieb und die vom taktischen Laufen bestimmt war. Keiner wollte vorschnell attackieren und so wechselte man sich bei  ordentlicher Laufgeschwindigkeit brav mit der Führungsarbeit ab. Ich hatte stets Magnus Moan dabei im Blick, der mir mit als der laufstärkste Athlet galt, aber auch als der angriffslustigste. Magnus kann ein Kannibale in der Loipe sein und so heftete ich mich im Pulk genau an seine Skier, um sofort reagieren zu können, wenn der Angriff kommen sollte…
…und dieser Angriff kam. Anstieg auf der vorletzten Runde. Magnus schaut sich kurz um, um offensichtlich die Kräfte der anderen einzuschätzen: ein Alarmsignal für mich. Im gleichen Moment kommt auch schon die Attacke. Wenn wir Gold wollen, müssen wir jetzt dranbleiben. Moan sprengt die Gruppe, die anderen Läufer müssen abreißen lassen und ich, ja ich kann dranbleiben. Das Tempo wird wieder kontrollierter und wir haben eine Phase des ruhigen Zweikampfs. Ich beschäftige mich in Gedanken mit dem letzten Wechsel auf Johannes: Cool bleiben, richtig abschlagen und meinen Teamkollegen auf die letzte Runde schicken.
Beim Wechsel  sind Norwegen und Deutschland gleichauf. Ich habe ehrlich gesagt ein gutes Gefühl, weil ich vor allem um die Sprintfähigkeiten meines weltmeisterlichen Kollegen weiß
Doch manchmal passieren ungeahnte Dinge. In der letzten Kurve, bei der alle schon  gedanklich beim Zielsprint waren, stellt sich ein überrundeter Athlet al s Hindernis dar. Für die beiden Führenden muss dieser Läufer wie aus dem Nichts aufgetaucht sein, nachdem sie die letzte Kurve durchlaufen hatten. Johannes reagierte mit einem gewagten Überholmanöver. Der Norweger Krog reizte den  Zweikampf nicht aus, der wohl zu einem Sturz des Führungs-Duos geführt hätte.  Ab da zog Johannes bis zum Ziel kraftvoll durch und konnte mit einem Schrei in den finnischen Abendhimmel  den Sieg für uns bejubeln.
Gold für Deutschland- und das zum vierten Mal im vierten Wettbewerb. Das Team hat  bei dieser Weltmeisterschaft Historisches geleistet. Wir werden ein paar Tage brauchen, um das, was in Finnland passiert ist, zu verinnerlichen.