Start Erzgebirge Eric Frenzel: Olympia im Wohnzimmer
Artikel von: Sven Günther
08.12.2017

Eric Frenzel: Olympia im Wohnzimmer

Eric Frenzel im Heimat-Urlaub mit seine Frau Laura. Foto: Peplies Consult

Eric Frenzel wird vor Olympia zum Nachwuchstrainer

Er ist ein Weltstar aus dem Erzgebirge. Zwischen Sapporo (Japan) und Calgary (Kanada), von Ruka (Finnland) bis Seefeld (Österreich) kennen alle Skisport-Fans Eric Frenzel, den Weltmeister und Olympiasieger der Nordischen Kombination. Viele jubeln ihm an den Strecken zu, feuern ihn an, fiebern am Fernseher mit.
Doch wie tickt er wirklich? Was beschäftigt, was bewegt ihn? Was erlebt Eric Frenzel neben Schanzen und Loipen, wenn die TV-Kameras längst aus oder noch gar nicht an sind?
Auf www.wochenendspiegel.de können Sie es lesen. Bei uns schreibt Eric Frenzel wöchentlich eine Kolumne, lässt uns hinter die Kulissen blicken, an seinen Gedanken teilhaben.

Heute: Familie, Funk und Fernsehen

Von Eric Frenzel
Es ist Wochenende und ich bin bei der Familie in Flossenbürg, was ich ehrlich gesagt, sehr genieße. Nach den Wettkämpfen in Lillehammer ist das deutsche Team noch einige Tage länger in Norwegen geblieben, um intensives Schanzentraining durchzuführen, was auch sehr gut geklappt hat. Die Automatisierungen bei Anfahrt und Sprung haben sich spürbar weiterentwickelt und ich wünsche mir für die nächsten Wettkämpfe in Ramsau, dass wir für alle Athleten mal gleichmäßige Wind- und Wetterbedingungen am Schanzentisch haben werden. Dann bin ich sehr zuversichtlich, dass es mit dem ersten Weltcuperfolg in dieser Saison klappen kann. Von Lillehammer sind wir per Bus-Shuttle nach Oslo gefahren und haben dann den Rückflug nach München angetreten. Drei Stunden nach der Landung auf bayerischem Boden war ich endlich zuhause bei Laura und den Kindern.
In den kommenden Tagen wird leichtes Training auf dem Programm stehen mit Elementen der  Regeneration. Auf die nächsten Wettkämpfe hin muss so trainiert werden, dass die Spritzigkeit vorhanden ist, wenn es wieder an den Start geht.
Selbstverständlich werde ich am Wochenende auch derart die Perspektive wechseln, als dass ich dem Wintersport als Fernsehzuschauer beiwohnen werde. In der Saison ist es für uns ja immer schwierig, das Auge auf die anderen Sportarten im Deutschen Skiverband zu haben, weil der Fokus ganz und gar auf dem eigenen Tun liegt und für Telegramm-Nachrichten am späten Abend dann doch oftmals keine Zeit mehr bleibt. Deshalb liebe ich auch so die Olympischen Spiele, bei denen ich mir die Zeit nehme, andere Wettkämpfe als Zuschauer zu verfolgen.
Also zaubere ich mir in unser Wohnzimmer  olympischen Spirit und genieße es, mit meinen beiden Jungs den Wintersport der „Anderen“ zu betrachten und entsprechend auch mit zu fiebern.  Während ich das Skispringen  und den Langlauf der Spezialisten noch fast kollegial betrachte und natürlich in Analysen am Bildschirm verfalle und meinen beiden Nachwuchskräften einiges zu Anfahrt, Flug, Landung und Laufstil erkläre, bin ich beim Ski Alpin schlicht fasziniert von der Geschwindigkeit des Geschehens und beim Biathlon von der Abstimmung zwischen Laufen und Schießen.
Nach den Wettkämpfen im Fernsehen, wird dann schnellstmöglich das Wohnzimmer zum  Holmenkollen in Miniatur umgebaut; aus Sofas, Sesseln und Tischen errichten wir Groß-und Kleinschanze. Ich wechsele noch schnell auf die Trainerbank, um dann Philipp und Leopold zu den Sprüngen abzuwinken.
Als Laura nach Hause kommt, ist alles wieder aufgeräumt, die Kinder zufrieden im Bett und wir haben Zeit für uns und einen warmen Kakao.