Start Erzgebirge Eric Frenzel: UWV
Artikel von: Sven Günther
10.02.2017

Eric Frenzel: UWV

 

Kolumne von Eric Frenzel: UWV

„Papa, Schneeschippen“ – mein 16 Monate alter Sohn Leopold hat die Grundzüge des Schneeschippens in der Einfahrt seiner Auffassung nach schon genauestens verstanden. Während  ich den Weg zum Haus freischaufele, steht Leopold auf einem kleinen Schneehügel daneben und schippt von diesem mit einer kleinen Schaufel immer wieder Schnee auf den Weg, den ich eigentlich schon frei gemacht hatte.
„ Nein, Leopold, nicht  den Schnee wieder zurückschaufeln“ Mein Sohn ist unbeirrt und meint, mir auf diesem Wege den Schnee unentwegt zur Verfügung zu stellen, den ich wieder zu beseitigen habe.
Ich bin mitten in meiner UWV. Hinter diesem Kürzel, erfunden von unserem Bundestrainer Hermann Weinbuch, verbirgt sich ein Programm, das gezielt auf den Höhepunkt der Saison wirkt: Unmittelbare Wettkampf Vorbereitung.
Dies bedeutet im Einzelnen: aus ein paar Tagen Regeneration kommend, bauen wir unsere Leistungsfähigkeit noch mal von Grund auf. Ich genieße also alle Spielchen im Schnee mit meinem jüngsten Spross, bevor ich morgen, daran gehe, mir den Feinschliff für die Weltmeisterschaft zu holen. Durch bestimmte Trainingssequenzen in der Loipe wird Spritzigkeit entwickelt, auch Kraft soll aufgebaut werden. Dies geschieht bevorzugt im Heimtraining, bevor wir uns nächste Woche in Oberstdorf zum WM-Lehrgang treffen, um dort vor allem an den Sprüngen zu arbeiten. Während das heimische Lauftraining für mich business as usual ist, bin sehr erpicht auf das Sprungtraining. Insbesondere werde ich meine Hocke in der Anfahrtsspur analysieren und hoffentlich optimieren Es geht vor allem um den Moment des Absprungs, bei dem ich in den letzten Wettkämpfen etwas spät dran war und so einige Meter Sprungweite verschenkt habe. In Ansehung der knappen Entscheidungen in der Loipe gegen und mit meinem Widersacher Johannes Rydzek, muss ich noch akribischer auf der Schanze arbeiten: es geht im Moment einfach um jeden Meter und damit um jede Sekunde, die man durch einen guten Sprung auf den Konkurrenten gut machen kann.
Ich bin vollkommen fokussiert auf die vier Wettbewerbe der Weltmeisterschaft in Lahti, die nicht wie in anderen Sportarten, für die Weltcupwertung gelten . Das heißt, dass das dramatische Kopf-an-Kopf-Rennen um den Gesamtweltcup in eine kurze Pause geht, bevor nach der Weltmeisterschaft nur noch vier Weltcupstarts anstehen, darunter zwei Rennen in Schonach.
Jetzt geht es gegenwärtig gedanklich nur noch um die WM, anlässlich derer wir uns alle unglaublich auf die Teamwettbewerbe freuen. Der Countdown läuft, ich bin heiß auf die UWV und hoffe aus dieser gestärkt und gut vorbereitet hervorzugehen.