Start Erzgebirge Erzgebirgsbahn ohne Zukunft?
Artikel von: Sven Günther
05.02.2016

Erzgebirgsbahn ohne Zukunft?

Hat die Erzgebirgsbahn keine Zukunft mehr?
Hat die Erzgebirgsbahn keine Zukunft mehr?
Foto: Sven Günther

200 Millionen Euro in den Sand gesetzt?

Von Sven Günther
Erzgebirge: Hört man die Zahlen, die Ex-Landrat Jürgen Förster nennt, glaubt man, es ginge um ein Unternehmen, das keine Angst vor der Zukunft haben muss. Der der Freien Wähler Erzgebirge im Kreistag: “In das Netz der Erzgebirgsbahn wurden 200 Millionen Euro investiert. Täglich nutzten im Dezember 5000 Menschen die vier Strecken.”

Und trotzdem könnte die Erzgebirgsbahn vor dem Aus stehen!

Förster: “Es geht nur um die Verteilung der stagnierenden Regionalisierungsmittel. Nach dem Entwurf des zuständigen VMS (Verkehrsverbund Mittelsachsen) sollen zuerst die Zugbestellungen auf der Sachsenmagistrale, auf der Strecke Chemnitz-Leipzig und Chemnitz-Riesa sowie das Chemnitzer Modell abgesichert werden. Der Erzgebirgskreis mit 348.000 Einwohnern könnte nach 2017
sehr schlecht wegkommen.” Es kann passieren, dass 75 Prozent des derzeitigen Angebotes gestrichen werden, weil weniger Geld vom Bund kommt und das Erzgebirge besonders von Kürzungen bedroht ist.

Wirtschaft braucht Verkehr!

Ein Fakt, der nicht akzeptiert wird! Es regt sich Protest! Der Annaberg-Buchholzer Oberbürgermeister Rolf Schmidt: “Die Bahn ist für die Wirtschaft und den Tourismus, für  Berufs- und Schülerverkehr, für die Attraktivität unserer Region insgesamt, für die Erreichbarkeit des Oberzentrums Chemnitz und der überregionalen  Strecken lebenswichtig. Sie hat hohe Bedeutung für die Erreichbarkeit unserer Kurorte sowie den Anschluss an die Fichtelbergbahn.
Gerade jetzt, wo der wirtschaftliche Aufschwung zu greifen beginnt, wo Menschen ins Erzgebirge zurückkehren, wo wir für das UNESCO-Welterbe nominiert sind, geht es um Entwicklung, nicht um Rückbau. Das Erzgebirge ist die Region Sachsens mit der höchsten Industriedichte. Wirtschaft braucht Verkehr.
Der ZVMS (drei Landräte und die Oberbürgermeisterinnen von Chemnitz und Zwickau) steht in konkreter Verantwortung. Gelder, die für die Bahn vorgesehen sind, müssen auch für die Bahn verwendet werden. Stadt und Region erwarten deutliche Signale zum Bahnerhalt im Erzgebirge“.

Landespolitiker kämpfen!

Die CDU-Landtagsabgeordneten Rico Anton, Thomas Colditz, Alexander Krauß, Prof. Dr. Günther Schneider und Ronny Wähner versprechen, sich für den Erhalt der vier Eisenbahnstrecken einzusetzen, schreiben in einem gemeinsamen Statement: “Das Erzgebirge darf vom Bahnverkehr nicht abgekoppelt werden. Die Lebensqualität der Menschen würde ansonsten sinken, der Tourismus leiden. In unserem ländlichen Raum muss ein Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) vorgehalten werden. Auch auf der Schiene, weil sich ansonsten die Anbindung an den Fernverkehr verschlechtern würde.”

Und weiter: “Trotz einer zurückgehenden Bevölkerungszahl hat sich die Zahl der Fahrgäste (Einsteiger) der vier Erzgebirgsstrecken von 3315 pro Tag im Jahr 2004 auf 4761 im vergangenen Jahr erhöht. Diese Zahlen sollten Ansporn sein, das Bahnfahren im Erzgebirge weiter zu attraktivieren. Das Hauptargument für den Erhalt unserer Bahnstrecken sind nicht politische Resolutionen, sondern reale Fahrgastzahlen.
Wir appellieren an den Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) nach tragbaren, kreativen Lösungen für einen Schienenpersonennahverkehr zu suchen. Wir wissen, dass dies keine einfache Aufgabe ist, da derzeit unklar ist, in welcher Höhe der Bund Mittel für den ÖPNV zur Verfügung stellen wird.”

AIs ihrer Sicht sind aufgrund laufender Verträge Streckenschließungen  vor dem Jahr 2023 kaum denkbar.

Unterschriftenaktion gegen Stilllegung der Bahnstrecke

Der Verein Blinder und Sehbehinderter Aue/ Schwarzenberg e.V. hat eine Unterschriftenliste in der Auer Stadtinformation gegen die geplante Stilllegung der Bahnstrecke Chemnitz-Aue ausgelegt. Gabriela Weck vom Verein hat des Öfteren aufgrund ihrer Mitarbeit am Landesaktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention  in Dresden zu tun und ist, ebenso wie viele andere, wie z.B. Studenten  auf die Strecke angewiesen. Gabriela Weck: „Wir müssen die geplante Stilllegung  gemeinsam verhindern, schließlich glaube ich nicht, dass der Bedarf lediglich durch den ÖPNV abgedeckt werden kann.“

Protest per E-Mail

Jürgen Förster ruft alle zum Protest per E-Mail auf, die die Pläne zur Streichung nicht akzeptieren! Förster: “Wir müssen jetzt aktiv werden – indem wir dem vom VMS beauftragten Ing.-Büro (E-Mail: ), dem Landrat, seinem Abteilungsleiter M. Frey und dem VMS unsere Bedenken zum Nahverkehrsplan Teil A bis spätestens 15. Februar schreiben.”
Klar ist, dass der Freistaat in diesem Jahr 130 Millionen Euro für den Öffentlichen Nahverkehr bereit stellt, von denen 2,4 Millionen in den Erzgebirgskreis fließen.
Den entsprechenden Artikel finden Sie hier
https://www.regionalspiegel-sachsen.de/10862-2/