Start Erzgebirge FCE-Coach Thomas Letsch: „Es ist der richtige Schritt”
Artikel von: Sven Günther
26.07.2017

FCE-Coach Thomas Letsch: „Es ist der richtige Schritt”

Thomas Letsch mit FCE-Präsident Helge Leonhardt. Foto: FC Erzgebirge Aue

Thomas Letsch: “Die Klasse muss gehalten werden!”

Am 18. Juni stellte Präsident Helge Leonhardt Thomas Letsch als Cheftrainer der Veilchen vor. Am 26. August 1968 im württembergischen Esslingen geboren, spielte er in Vereinen im Südwesten bis zur Oberliga, der damals dritthöchsten deutschen Klasse. Neben seiner Arbeit als Gymnasiallehrer für Mathe und Sport trainierte Letsch im Nachwuchs- wie auch im Seniorenbereich. Nach einer dreijährigen Tätigkeit an der deutschen Schule in Lissabon orientierte er sich 2012 beruflich neu, kam in die Nachwuchsakademie des FC Red Bull Salzburg. Dort führte der Trainer die U16 und U-18-Junioren zum österreichischen Meistertitel, war Co-Trainer des Bundesligateams der Salzburger und ab 2015 Coach des FC Liefering. Vorm Start mit dem FC Erzgebirge in die 2. Bundesliga sprach Olaf Seifert mit dem 48-jährigen Fußballlehrer.

Sie hatten Erfolg in Österreich, durften internationale Toptalente trainieren. Warum übernehmen Sie nun die sportliche Verantwortung beim FC Erzgebirge?
Ich wollte im Leben, im Beruf immer so weit wie möglich kommen. Das Angebot aus der 2. Bundesliga, die bekanntlich eine sehr hohe Qualität besitzt und mich darum riesig reizt, sehe ich als Chance. Als ich vor fünf Jahren den Lehrerberuf aufgab – ich war ja Beamter – und in Salzburg das Hobby Fußball zum Beruf machte, war das auch ein Risiko. Ich sah damals ein äußerst spannendes Projekt und wollte es probieren. Im Nachhinein sage ich, es waren fünf sehr gute Jahre. Doch jetzt freue ich mich auf das nächste spannende Projekt.
Zudem hatte ich sehr positive Gespräche mit Herrn Leonhardt und Herrn Voigt, dem Präsidenten und dem Geschäftsführer des Vereins. Cheftrainer in Aue ist eine Herausforderung und ich nehme sie an. Es ist der richtige Schritt.

Die ersten Eindrücke im Lößnitztal haben nicht enttäuscht?
Im Gegenteil, ich bin extrem herzlich empfangen worden und erlebe hier jeden Tag einen familiären Verein mit langer Tradition. Ich finde ein Team vor, das zusammenhält und große Leistungsbereitschaft zeigt. Und sehe, wie ein Stadion entsteht, das den höchsten Ansprüchen in der 2. Bundesliga genügen wird.

Wie bewerten Sie die Vorbereitung der Mannschaft?
Zunächst waren die Bedingungen sowohl im Trainingslager in Österreich als auch hier im Erzgebirge sehr gut. Es ging zunächst darum, einander kennen zu lernen. Die Kunst besteht darin, einen Mix zu schaffen aus den Vorerfahrungen einer Mannschaften, die zusammen den Klassenerhalt erkämpft hat, und meinen Ideen als Trainer. Dieser Mix muss für die neue Mannschaft passen, die am Sonntag erfolgreich in die Saison starten will. Auch wenn die letzten Ergebnisse nicht optimal waren, haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen. Wenn wir in Heidenheim punkten, interessiert es letztlich keinen, wie das eine oder andere Testspiel endete.

Das Saisonziel heißt?
Klare Vorgabe: Die Klasse muss gehalten werden! Dazu müssen wir in jedem Spiel aus den vorhandenen Möglichkeiten das Maximum herausholen. Viele werden in dieser ausgeglichenen 2. Bundesliga auf Messers Schneide stehen und wir müssen die Weichen so stellen, dass wir diese knappen Spiele für uns entscheiden.

Torwart Martin Männel bleibt Kapitän, zu Stellvertretern haben Sie Routinier Christian Tiffert und Fabian Kalig bestimmt. Warum das Trio?
Martin ist das Gesicht des Vereins, er hat Höhen und Tiefen erlebt und besitzt einen sehr hohen Stellenwert. Ein Winnertyp und absolutes Vorbild.
Christian kenne ich noch aus seiner Stuttgarter und Kaiserslauterer Zeit. Aber hat er mit 35 noch diesen Willen? Er hat ihn, Tiffert ist ein Musterprofi und stets klar im Kopf. Kein Lautsprecher, sondern einer, der mit seinen Aktionen und Anweisungen auf dem Platz führt.
Auch Fabian besitzt mit seinen 24 Jahren schon eine extreme Winnermentalität, ist absolut zuverlässig und gibt auf dem Feld alles, zu 100 Prozent.

Acht Neue tragen das Veilchendress. Was zeichnet sie aus? Beginnen wir mit dem wohl bekanntesten, Dennis Kempe.
Dennis kommt vom KSC, ist ein sehr zweitligaerfahrener Mann und wird sich sofort in unser Spiel einfügen. Er hat eine sehr gute Körpersprache kann junge Spieler mitnehmen. Auf der Abwehrposition mussten wir handeln, haben darum auch Malcolm Cacutalua, der bei Bayer Leverkusen das Fußball spielen gelernt hat, aus Bielefeld geholt. Er besitzt großes Potenzial, ist taktisch gut ausgebildet, hat es aber bisher noch nicht geschafft, konstant zu spielen. Er wird das hier in Aue schaffen und für sich den nächsten Schritt gehen. Ähnliches gilt für Verteidiger Nicolai Rapp, der in Hoffenheim sehr gut ausgebildet wurde, in Fürth erste Zweitligaerfahrung sammelte und bei uns den nächsten Schritt gehen kann. Patrick Strauß, in der Fußballschule von RB Leipzig ebenfalls bestens ausgebildet, ist ein super Allrounder. Der junge Mittelfeldspieler ist vielseitig einsetzbar, dynamisch und besitzt eine natürliche Aggressivität. Arianit Ferati, ausgeliehen vom HSV, hat sein Handwerk beim VfB Stuttgart gelernt und ist ein hochinteressanter Spieler. Wir müssen jetzt sein Potenzial heraus kitzeln. Dominik Wydra bringt Körperlichkeit im Mittelfeld ein. Ein Box-to-box-Spieler, der weite Wege mit dem Ball geht. Perspektivspieler ist Moise Ngwisani, der linke Verteidiger wird die Zeit bekommen, sich bei uns zu entwickeln. Michael Maria stößt leider erst in dieser Woche zu uns, ich konnte ihn noch nicht kennen lernen, weil er mit dem Team von Curacao beim Goldcup in Amerika spielte.

Am Sonntag reist Ihre Mannschaft zum ersten Punktspiel nach Heidenheim. Wie sehen Sie den Gegner?
Der Verein hat sich nicht nur etabliert in der 2. Liga, ich erwarte die Mannschaft dieses Jahr im ersten Drittel der Tabelle. Es ist eine in sich gefestigte Truppe, körperlich sehr robust. Doch wenn wir dort unseren Plan auf den Platz bringen, werden wir nicht mit leeren Händen zurückfahren.