Start Erzgebirge Hegegemeinschaft stösst auf taube Ohren
Artikel von: Andre Kaiser
19.10.2016

Hegegemeinschaft stösst auf taube Ohren

Symbolfoto: pixabay

Petition bleibt unbeantwortet

Erzgebirge. Wie soll künftig mit dem Wild in unseren Wäldern umgegangen werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Hegegemeinschaft Erzgebirge seit ihrer Gründung. Dabei verschaffen sich die Mitglieder bei den zuständigen Behörden in Dresden Gehör, machen auf Missstände aufmerksam. Dort allerdings stößt man teils auf taube Ohren, wie zur jüngsten Hauptversammlung der Hegegemeinschaft in Scheibenberg herauszuhören war.  So ist zum Beispiel über die bereits im letzten Jahr eingereichte Massenpetition mit mehr als 8.000 Unterschriften noch immer nicht entschieden worden. Auch das von der Hegegemeinschaft geplante, mit der TU Dresden und dem NABU MEK initiierte Forschungsprojekt zum Wildtiermanagement im Erzgebirge tritt seit Monaten auf der Stelle und kann nicht starten. Warum? Hierzu sprach wochenendspiegel.de mit dem 1. Vorsitzenden der Hegegemeinschaft.

 

Forschungsprojekt auf Eis

Karsten Bergner erklärt: „Unser Projekt soll aus Mitteln der Jagdabgabe finanziert werden. Also Geld, das von den Jägern stammt. Leider wird dieses Geld von Sachsenforst verwaltet. Der hat bereits mitgeteilt, dass er höchstens ein Drittel der beantragten Mittel freigibt – ohne Begründung. Unser Projekt läuft auf allen Ebenen über neutrale Wissenschaftler. Es ist also nicht beeinflussbar. Offenbar ist das auch der Punkt. Offensichtlich hat Sachsenforst Angst davor, dass bestimmte Wahrheiten aufgedeckt werden. Unser Projekt erstreckt sich über alle Flächen, auch die der Landwirtschaft, und über alle Wildarten. Auch hier will Sachsenforst nicht, dass wir Untersuchungen z.B.  zum Schwarzwild und den großen Beutegreifern machen. Unser Projekt soll ein Wildtiermanagement für das Erzgebirge liefern, das berücksichtigt, welche Lebensraumanforderungen die Wildtiere haben, wie sie untereinander interagieren, und wie man Wildschäden in Wald und Feld minimieren kann, obwohl die Wildtiere artgerecht leben und nicht mit tierschutzwidrigen Methoden bejagt werden. Leider hat Sachsenforst schon angekündigt unser Projekt nicht zu unterstützen.“

Erstaunlich dabei ist, dass Sachsenforst offensichtlich ein eigenes Projekt gestartet hat. Kostenpunkt: „560.000 Euro, die aus Haushaltsmitteln aufgebracht werden“, so Bergner.  „Sachsenforst hat der Hegegemeinschaft die Mitarbeit an seinem Projekt verweigert. Er untersucht auch nur auf Landeswaldflächen, alle anderen Wälder und die Landwirtschaft bleiben außen vor.  Sachsenforst erhebt die Daten mit eigenen Mitarbeitern, wertet sie selbst aus und interpretiert sie auch selbst. Es ist also keinesfalls ein neutrales Gutachten. Untersucht werden zum Großteil Dinge, die längst bekannt sind, u.a. die Auswirkung des Tourismus auf das Rotwild- hierzu gibt es bereits umfangreiche Untersuchungen aus Thüringen und Bayern.“

Übrigens: „Beide Projekte sind auf drei Jahre angelegt. Sachsenforst hat mit seinem Projekt dieses Frühjahr begonnen, unser Projekt wird seit nunmehr fast einem Jahr verschleppt. Um endlich beginnen zu können, haben wir für unser Projekt einen vorzeitigen Maßnahmebeginn beantragt, welcher von Sachsenforst verweigert wurde.“