Start Erzgebirge Martina Ertl-Renz: Goldener Auftakt
Artikel von: Sven Günther
12.02.2018

Martina Ertl-Renz: Goldener Auftakt

Weltmeisterin Martina Ertl-Renz schreibt über die Olympischen Spiele. Foto: Peplies Consult

Martin Ertl-Renz schreibt über Olympia

Sie war über Jahre DAS Gesicht der deutschen Alpine-Frauen, Weltmeisterin, Weltcupsiegerin, erfolgreiche Olympionikin: Martin Ertl-Renz, ein Star der steilen Pisten. Nach ihrer Sport-Karriere arbeitete sie als Expertin für die ARD. Jetzt schreibt sie für die Leser von www.wochenendspiegel.de über die Wettkämpfe der Olympischen Spiele

Es gibt zwei Arten, Olympiasieger zu werden. Die eine ist, als Favorit gehandelt zu werden, sich von nichts beirren zu lassen und sein Ding durchzuziehen, die andere, einen Überraschungscoup zu landen.
Laura Dahlmeier hat die erste Variante gewählt. Sie hat schlicht alles richtig gemacht. Als sie zu Beginn der Weltcupsaison kränkelte hat sie den Weltcup vernünftigerweise an die Seite gelegt, um sich auszukurieren. In aller Ruhe hat sie jenseits der Wettkämpfe sich langsam auf das Saisonziel hin aufgebaut. Als sie wieder fit war, gab es im Wettkampf noch kleine Holprigkeiten, aber schon beim Heimweltcup in Ruhpolding hat sie aufblitzen lassen, wozu sie in der Lage ist. Nach dem Antholzer Weltcup hat sie sich nochmal zurückgezogen, um an der olympischen Form zu feilen. Wohlwissend um ihre eigenen Stärken reiste sie nach Südkorea an und als der Wettkampf dann begann, hatte sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Die Rahmenbedingungen waren im Hinblick der starken und wechselnden Winde äußerst schwierig. Das war wohl der Moment, der Laura zuversichtlich ins Rennen gehen ließ. Dahlmeier gilt als sehr gute Schützin, die auch mit derartigen Bedingungen gut zu Recht kommt. Was folgte war fast ein Olympiasieg mit Ansage. Ruhig, konzentriert, kompakt, wie ein Uhrwerk lief sie und brillierte am Schießstand. Wartete routiniert einen Windstoß ab, um dann den Schuss zu setzen. Die Fehlerfreiheit am Schießstand war  die Grundlage für den ersten Sieg der Deutschen und wird insbesondere für Laura wohl das Sprungbrett für weitere große Taten in Südkorea sein. Ich denke, dass sie diesen Spielen jetzt ihren Stempel aufdrücken kann. Befreit vom Erwartungsdruck kann sie die Wettkämpfe nun locker angehen und sie wird ja noch viele Möglichkeiten haben; zumindest für das Verfolgungsrennen ist sie nun die absolute Topfavoritin. Den deutschen Biathleten wird diese erste Goldmedaille einen Schub geben, da bin ich mir sicher.
Die absoluten Topfavoriten im Skisprung waren andere. Doch dann kam sein Augenblick. Andreas Wellinger nutzte auch hier schwierige Rahmenbedingungen, um im zweiten Durchgang seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Die Führenden aus dem ersten Durchgang strauchelten, Wellinger witterte seine Chance und behielt die Nerven. Der Coup war geglückt und Deutschland hatte sein zweites Gold.
Die deutsche Mannschaft hat einen Traumstart hingelegt, der für alle anderen Wettbewerbe Motivation und Ansporn sein sollte. Ich freue mich auf die weiteren Tage in Pyeonchang.
Herzlichst
Martina Ertl-Renz