Start Erzgebirge Nachdenklicher Eric Frenzel
Artikel von: Sven Günther
15.01.2018

Nachdenklicher Eric Frenzel

Olympiasieger Eric Frenzel hat im Moment Probleme, konstant gute Sprünge zu zeigen. Foto: Marion Grumbd

Er ist ein Weltstar aus dem Erzgebirge. Zwischen Sapporo (Japan) und Calgary (Kanada), von Ruka (Finnland) bis Seefeld (Österreich) kennen alle Skisport-Fans Eric Frenzel, den Weltmeister und Olympiasieger der Nordischen Kombination. Viele jubeln ihm an den Strecken zu, feuern ihn an, fiebern am Fernseher mit.
Doch wie tickt er wirklich? Was beschäftigt, was bewegt ihn? Was erlebt Eric Frenzel neben Schanzen und Loipen, wenn die TV-Kameras längst aus oder noch gar nicht an sind?
Auf www.wochenendspiegel.de können Sie es lesen. Bei uns schreibt Eric Frenzel wöchentlich eine Kolumne, lässt uns hinter die Kulissen blicken, an seinen Gedanken teilhaben.

Heute: Fehlersuche

Der Weltcup in Val di Fiemme hat nachdrücklich bestätigt, dass wir eine exakte Analyse benötigen, um die Ursachen für die schwankenden Leistungen auf der Schanze zu erkennen. Während mein sehr guter Sprung im Teamsprint Grundlage für den Weltcuperfolg mit Vinzenz Geiger war, den mein Teamkamerad mit einem furiosen Sprinterfolg gegen Johannes Rydzek besiegelte, war das Sprungergebnis am Sonntag im Einzelwettkampf desaströs. Wie so oft in dieser Saison, habe ich das Gefühl, dass ich beim Absprung meine Kräfte nicht bündeln kann, was für eine Weite auf hohem Niveau notwendig wäre.
Wir müssen nun nachdenken, konzentriert und zügig analysieren, woran es konkret liegt, dass ich gute Sprungleistungen nicht konsequent abrufen kann.
Es gibt es mehrere mögliche Fehlerquellen: Die Anfahrtsgeschwindigkeit zum Absprung  könnte zu langsam sein. Der Absprungpunkt könnte, aus welchen Gründen auch immer, nicht richtig getroffen werden. Der Bewegungsablauf unmittelbar vor dem Sprung weist einen Fehler auf, der große Weiten dann verhindert.
Mein Gefühl und meine Intuition sagen mir, dass irgendetwas mit der hockenden Haltung bei der Anfahrt nicht stimmt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nicht so tief sitze, wie es für mich eigentlich normal wäre. Die Anfahrtsgeschwindigkeit, das haben Trainingssequenzen immer wieder erbracht, ist als gut bzw. ausreichend anzusehen. Bleiben hypothetisch das nicht richtige Treffen des idealen Absprungpunkts oder die Anfahrtshocke selbst.
Ist die Anfahrtshocke das Problem, ist zu hinterfragen, warum ich nicht so tief in den Sitz komme. Habe ich ein momentanes Defizit in der Beweglichkeit, um in der Hocke so tief, wie notwendig zu sitzen. Wenn ja, wo liegt die konkrete Ursache im Muskel-Skelett- System ?
Die Tage bis zum Triple-Wettbewerb in Seefeld, mein erklärter Lieblings-Wettkampf seit Bestehen dieses Events, müssen nun genutzt werden, um Aufklärung zu bringen.
So unbefriedigend das im Moment auch für mich sein mag, so zuversichtlich bin ich, dass wir des Rätsels Lösung finden und Abhilfe schaffen werden. Zeit genug, um sich für Südkorea in Top-Form zu bringen, bleibt noch. Ich freue mich , dass die Laufform so gut ist, wie sie besser nicht sein kann. Läge hier ein Defizit vor, wäre das weitaus schwieriger zu beheben als Problematiken beim Springen. Die Laufzeiten wären ein Erfolgsgarant, wenn die Grundlage,  das Springen, gelänge.
Die Tage bis zum nächsten Wettkampf müssen nun mit Hochdruck genutzt werden.  Mein Körper ist stark und der Kopf hoch motiviert. Die Dinge werden wieder gut in die Spur kommen.