Start PROMINENTES WEIHNACHTSGESCHENK: WAS TAUGT DER WEIN VOM PROMI-WINZER?
Artikel von: Redaktion
21.12.2017

PROMINENTES WEIHNACHTSGESCHENK: WAS TAUGT DER WEIN VOM PROMI-WINZER?

Wein ist ein klassisches Gastgeschenk, auch zu Weihnachten – und noch dazu eines, das für einen Hauch Prominenz auf der gedeckten Tafel sorgen kann. Foto: Boggy / Fotolia.com

Mit leeren Händen geht niemand gerne zu einer Einladung, schon gar nicht an den Weihnachtsfeiertagen. Da sich diese erfahrungsgemäß erst sehr kurzfristig anmelden, ist die Zeit für weihnachtliche Präsente häufig knapp. Viel Freiraum für kreative Ideen bleibt da meistens nicht mehr, statt Experimenten gibt es den Griff zu Bekanntem: Wein ist gerade bei Essenseinladungen ein klassisches Mitbringsel und kommt normalerweise immer gut an. Um dem festlichen Anlass gerecht zu werden, wählt man dann gleich noch einen der inzwischen vielen Weine eines prominenten Winzers – aber ist das wirklich eine gute Idee?

TREND UNTER PROMINENTEN: DER EIGENE WEINANBAU

Es ist ein Trend, der anhält und mit fortwährender Dauer mehr Anhänger findet: Wein ist unter Prominenten aller Berufssparten ein beliebter Nebenerwerb. Statt in Kunstgegenstände oder teure Autos wird in Weinberge investiert, eine Entwicklung, die in jeder Hinsicht international ist: Grenzüberschreitend kaufen Stars Weingüter oder beteiligen sich zumindest daran. Das klingt im ersten Moment nach einer Freizeitbeschäftigung, einem Hobby, in manchen Fällen geht es auch einfach nur darum, sich den lang gehegten Wunsch vom eigenen Wein zu erfüllen.

Die Zusammenarbeit von Joko Winterscheid und Matthias Schweighöfer mit der rheinhessischen Winzerin Juliane Eller ist zum Beispiel so ein Fall. Sowohl der Moderator als auch der Schauspieler sind Interessierte mit klaren Vorstellungen von einem guten Wein, freilich ohne das ganz große oder tiefgehende önologische Wissen, aber deshalb arbeiten die beiden, wie alle Promis, mit Profis zusammen.

Eine lange Liste nationaler und internationaler Stars

Mit Winterscheid und Schweighöfer ist die Liste prominenter Winzer oder solcher, die es gerne wären, um zwei vergleichsweise junge Namen reicher geworden. Ansonsten, so scheint es zumindest, ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Wein eher den reiferen Semestern überlassen, auch wenn die Einzelnen das vielleicht gar nicht so gerne hören.

Andererseits lässt sich schwerlich von der Hand weisen, dass beispielsweise deutsche oder deutschsprachige Promi-Winzer bereits auf eine gewisse Lebenserfahrung zurückblicken können. Allen voran Günther Jauch als Vorzeige-Promi-Winzer, der immerhin auch schon auf 61 Lenze zurückblicken kann.

Günther Jauch hat es – auch der Tradition wegen – an die Saar verschlagen, wo er sich inzwischen in guter Gesellschaft anderer namhafter Winzer befindet. Foto: KlausMJan / Fotolia.com

Auch Günther Klum, der Vater von Model Heidi Klum, Heiner Geißler, Hartmut Mehdorn, nicht einmal die Toten Hosen können für sich beanspruchen, noch unter die jugendlichen zu zählen, ebenso wenig wie der ehemalige Saxofonist der Ersten Allgemeinen Verunsicherung Günther Schönberger oder der Schweizer Yello-Gründer Dieter Meier. Im internationalen Reigen der prominenten Winzer fallen sie allerdings kaum auf: Von Albano Carrisi über Cliff Richard, Gérard Depardieu, Gianna Nannini, Antonio Banderas bis zu Francis Ford Coppola, es scheint ein gewisses Einstiegsalter notwendig zu sein. In dieser Versammlung müssen Drew Barrymore und Angelina Jolie fast schon als Ausnahmen gelten.

Unterschiedliche Beweggründe

Vielleicht braucht es aber auch diese Erfahrung, um den Wein und die Umstände seiner Herstellung richtig zu schätzen. Immerhin braucht es vor allem eine gewisse Ruhe und Geduld, um den Reben die notwendige Zeit zu geben, bis sie die richtigen Erträge bringen. Das ist so ganz anders als die schnelllebige Welt, aus der die Prominente sonst so kommen und womöglich gerade deshalb ein so interessanter Ausgleich.

Dass außerdem ein Mindestmaß an Leidenschaft für die Sache dabei sein muss, macht Simply Red-Sänger Mick Hucknall im Interview klar: Mit Gewinnen sei selbst im Idealfall erst nach frühestens sieben Jahren zu rechnen, weswegen es sich aus rein wirtschaftlicher Perspektive eigentlich kaum lohnt, in einem Winzerbetrieb einzusteigen. Denn auch unter günstigen Bedingungen ist der Weinanbau ein Risikogeschäft. Für Hucknall steht daher die Wiederbelebung einer sizilianischen Rebkultur und die Unterstützung der regionalen Wirtschaft mehr im Vordergrund als der Profit.

Nicht wenige Prominente fühlen sich, beispielsweise wegen ihrer Herkunft, den verschiedenen italienischen Weinbauregionen verbunden. Foto: stevanzz / Fotolia.com

Bei Günther Jauch hingegen fußt die Beschäftigung mit dem Weingut „von Othegraven“ außerdem auf einer langen zurückreichenden Familientradition. Seit 1805 ist das Weingut in Familienbesitz, Jauch und seine Frau Thea sind bereits die siebte Generation, die sich um die Führung des Gutes kümmert. Wie bei Gianna Nannini dürfte daher auch die Heimatverbundenheit (Jauch verbrachte in jungen Jahren immer wieder Zeit bei Onkel und Tante auf dem Weingut) eine Rolle spielen.

Die italienische Sängerin ist mit dem Weinbau in ihrer toskanischen Heimat seit Kindertagen vertraut, auch wenn sie selbst aus einer Konditorfamilie stammt. Bei der Weinlese hat sie trotzdem schon als kleines Mädchen geholfen und ihre stete Liebe zum Wein im Jahr 2002 zum Anlass genommen, ein Weingut in der Nähe ihrer Heimatstadt zu kaufen.

Mehr als eine Modeerscheinung

Es ist aber eben nicht bloß die Leidenschaft für den Wein oder die Verbundenheit zu einer bestimmten Region, die einen Prominenten Zeit und Geld in den Weinbau stecken lässt. In manchen Fällen steckt dahinter das ernsthafte Bestreben, ein hochwertiges und marktfähiges Produkt zu kreieren, mit dem sich dann auch wirklich Geld verdienen lässt.

Als Pionier unter den Promi-Winzern gilt nach wie vor der Hollywood-Regisseur Francis Ford Coppola. Der hat schon früh angefangen und Teile seines ersten Weinguts im Jahr 1979 erstanden, 1995 folgten die restlichen Anbauflächen. Die Erscheinung des Weinguts hat sich seither verändert, das Anwesen ist dem Kopenhagener Freizeitpark Tivoli nicht nur nachempfunden, sondern bietet seinen Besuchern auch allerlei Zerstreuung. Vermarktung ist für den Weinanbau in der Nachbarschaft zu Hollywood eben Teil des Geschäfts und der Freizeitpark-Flair sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier im Napa Valley mit der gebotenen Ernsthaftigkeit guter Wein angebaut und abgefüllt wird.

Und die Qualität?

Natürlich geht es auch ohne derartigen Aufwand, was Albano Carrisi schon bewiesen hat. Der italienische Sänger und männlicher Bestandteil des Duos Al Bano und Romina Power konnte beispielsweise ohne größeres Aufsehen die musikalischen Erfolge auf sein Schaffen als Winzer übertragen. Und das nicht nur hinsichtlich der Verkaufszahlen, sondern gerade auch in Bezug auf die Qualität. Ergebnis war der Große Preis der italienischen Winzervereinigung für seinen roten „Don Carmelo“. Die Herkunft aus einer Winzerfamilie mit Wurzeln in Süditalien dürfte wohl dazu beitragen, die Qualität der verkauften Weine hoch zu halten.

Damit die Qualität dem berühmten Namen gerecht wird, überlassen die Prominenten ihre Weingüter weitestgehend der Obhut professioneller Winzer. Foto: llshat / Fotolia.com

An diesen Punkt musste der französische Schauspieler Gérard Depardieu allerdings erst einmal gelangen. Ungeachtet aller Spötteleien darüber, welche Beweggründe der bekanntermaßen dem Wein durchaus zugetane Depardieu gehabt haben könnte, sich nun persönlich der Weinproduktion zu widmen – der Ehrgeiz, dabei Qualität zu schaffen, ist nachweislich vorhanden.

Weine von einem der inzwischen recht zahlreich gewordenen und über die ganze Welt verstreuten Weingütern von Depardieu wissen inzwischen zu überzeugen, Kenner und Experten waren vor ein paar Jahren voll des Lobes für den Taille Princesse Brut de Loire. In gewisser Weise ist damit auch ein Kompliment für Depardieus Geduld und Ambitionen verbunden. Von den Anfängen als Winzer in den späten 80er Jahren bis zu den Erfolgen der jüngeren Vergangenheit ist nämlich nicht nur viel Zeit vergangen, es hat zudem eine beträchtliche Qualitätssteigerung gegeben.

Eignen sich die Promi-Weine wirklich als Weihnachtsgeschenk?

Man mag dagegenhalten, dass ein großer Name sozusagen zwangsläufig zu guter, wenn nicht gar erstklassiger Qualität verpflichtet. Dieser Erwartungshaltung sind sich die Stars in ihrer Funktion als Winzer aber offenbar auch bewusst. Die Zusammenarbeit mit teils renommierten Winzern, die ihren Beruf tatsächlich erlernt haben, ist daher für die Prominenten obligatorisch.

Gute Voraussetzungen also für einen guten Tropfen vom Promi-Weingut. Ob diese Weine letztlich als Gast- oder Weihnachtsgeschenk ankommen, ist damit allerdings nicht garantiert. Darüber entscheidet immer noch der persönliche Geschmack des Gastgebers. Oder der Geldbeutel des Gastes, denn die Preisspanne für die Promi-Weine ist recht groß und reicht von Weinen für unter 10 Euro pro Flasche leicht bis zu Flaschen jenseits der 70 Euro-Grenze. Aber Weihnachten ist ja schließlich auch nur einmal im Jahr.