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Artikel von: Redaktion
12.12.2017

Thomy: Das Wort

Die Gesellschaft für Deutsche Sprache hat „Jamaika-Aus“ zum Wort des Jahres erklärt. Zur Auswahl standen unter anderem auch die Begriffe „Ehe für alle“, „Echokammer“, „Obergrenze“, „Videobeweis“  und „Dieselgipfel“ mit weitaus höherer Relevanz. An die Lächerlichkeit der geplatzten Koalitionsgespräche hingegen dürfte sich in wenigen Monaten niemand mehr erinnern. Es ist, als wäre die Eintagsfliege zum Tier des Jahres erklärt worden.

Außerdem gäbe es noch ein paar andere Worte, die es leider nicht auf die Kandidatenliste geschafft haben. Zum Beispiel „Feinstaubwahn“. Oder „verpollern“ zur Kennzeichnung von Maßnahmen zur Erzeugung  von Sicherheitsillusionen bei öffentlichen Veranstaltungen. „Ergebnisoffen“ als Markenzeichen von Blablapolitik. „Niedertrumpen“ für mediale Hinrichtungsstrategien und „antrumpen“ für brachiale Anmacherei heterosexueller Männer mit überdurchschnittlicher Neigung zur Promiskuität.  (Das waren jetzt ein paar Fremdworte zu viel in einem Satz.)

Mein persönlicher Lieblingsbegriff aus dem zu Ende gehenden Jahr 2017 wäre allerdings der Begriff „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ gewesen. Da es dabei mitnichten um die Durchsetzung der Rechte in Netzwerken ging, sondern um deren Unterdrückung, demonstriert dieses Wort mit seiner holprigen Unschönheit in nahezu klassischer Weise die Verwendbarkeit unserer Sprache zur Lüge. Abgesehen davon markiert es auch den Anfang vom Ende der Meinungsfreiheit und wird begleitet vom  Aufbau der Vorfeldinstitution eines Wahrheitsministeriums.

Schönes wochenende, wünscht thomy