Start Thomy: Dazugehören
Artikel von: Redaktion
05.09.2017

Thomy: Dazugehören

In den Zeiten der Fernsehduelle fragt man sich, warum die Duellanten regelmäßig ins Herumschwurbeln geraten, statt klare Antworten zu geben. Ich habe mich darüber auch gewundert, bis mir ein alter Freund bewies, wie schwer die Kunst der korrekten Antwort sein kann. Er fragte mich, ob ich der Meinung sei, dass der Nationalsozialismus zu Deutschland gehöre. „Natürlich nicht“, stieß ich empört hervor.

Er grinste nur und antworte: „Willst Du die Verbrechen der Geschichte leugnen?“ Leider gehört jener Dreckssozialismus zu unserer Geschichte und damit auch zu Deutschland. So gesehen war meine spontane Antwort also falsch. Hätte ich seine Frage aber sofort bejahen können? Damit hätte ich den Verdacht erweckt, ich wünschte mir den Scheiss zurück. Das hätte soziale Ächtung, wenn nicht Knast bedeutet.

Die Formulierung, dass etwas „dazugehört“ kann sowohl die Feststellung einer Tatsache bedeuten, als auch die Forderung nach mehr davon.  Wenn man eine derart mistige Frage gestellt bekommt, muss man die Rädchen im Oberstübchen ganz schön schnell drehen lassen, um nicht aufs Glatteis zu geraten. Deshalb greifen erfahrene Diskutanten in solchen Fällen auf eine gut gefüllte Sammlung von hirnschonenden Plattitüden zurück oder reden gleich über ein ganz anderes Thema. Weil immer mehr Fettnäpfchen auf dem Felde der politischen Diskussion herumstehen, wird die Nullaussage zur Kernansage. Selbst die Verwendung von Platzpatronen wäre bei Fernsehduellen ein selbstmörderisches Unterfangen. Langeweile ist der Preiss der Korrektheit.

Schönes wochenende wünscht thomy