Start Erzgebirge Weltmeisterin Martina Ertl ist unsere Wintersport-Expertin
Artikel von: Sven Günther
24.11.2017

Weltmeisterin Martina Ertl ist unsere Wintersport-Expertin

Martina Ertl ist ab sofort die Wintersport-Expertin auf www.wochenendspiegel.de. Foto: Pepies Consult

Martina Ertl schreibt für SIE!

Sie war über Jahre DAS Gesicht der Deutschen Alpine-Frauen, Weltmeisterin, Weltcupsiegerin, erfolgreiche Olympionikin: Martin Ertl war ein Star der steilen Pisten. Nach ihrer Sport-Karriere arbeitete sie als Expertin für die ARD. Jetzt schreibt sie für die Leser von www.wochenendspiegel.de, wird immer Freitags auf die Höhepunkte des Wintersport-Wochenendes hinweisen. Am Dienstag folgt dann eine Einschätzung der Ergebnisse von Martina Ertl. Kompetent, kompakt, lesenswert….

Heute: Das Fieber steigt

Das Fieber steigt

Ende November bekommen die Ski-Alpin-Athleten des Deutschen Skiverbands Fieber…

Nein, nein- kein Erkältungsfieber, sondern das Wettkampffieber. Sieht man von dem traditionellen Weltcup-Opening im Oktober im österreichischen Sölden ab, bilden die Übersee-Rennen in den USA und in Kanada den Auftakt der alpinen Skisaison, die durch Viktoria Rebensburgs Sieg beim Riesenslalom in Sölden und Felix Neureuthers Slalom-Sieg in Levy mit zwei Paukenschlägen begonnen hat.

Die Reise in die Überseeskigebiete habe ich in meiner aktiven Zeit immer sehr genossen, auch wenn man sich auf diesen Trip in besonderer Weise vorbereiten muss. In Übersee hat man eine niedrigere Luftfeuchtigkeit als in Europa, folglich einen trockeneren und damit aggressiveren Schnee als in den europäischen Skigebieten, so dass dieser anders greift und mit skifahrerischen Anpassungen beantwortet werden muss. Angeraten ist daher, dass die Teams eine Woche vorher schon anreisen, um sich in intensiven Trainings auf diese Rahmenbedingungen einzustellen. So haben es auch die Deutschen gemacht.

In den USA und Kanada stehen die Speed-Disziplinen auf dem Programm und das stellt die deutschen Damen mehr in den Fokus der Betrachtung als die deutschen Herren, die ihre internationale Stärke gegenwärtig mehr im Technikbereich unter Beweis stellen können. Bei den Damen wiederum ist Viktoria Rebensburg das Maß aller Dinge, die offensichtlich gut vorbereitet und hoch motiviert in die Saison gestartet ist.

Interessant ist zu Saisonbeginn auch der Blick hinter die Kulissen. Im Gegensatz zu anderen Wintersportarten gibt es im alpinen Skisport keine Heimtrainer, die den Athleten „machen“- der Bundestrainer steht mehr in der Verantwortung und genau auf dieser Position hat es im DSV eine Veränderung gegeben.

Der neue Damen-Cheftrainer Jürgen Graller ist für mich ein alter Bekannter, den ich sehr schätze und der die Athletinnen die richtige Einstellung vermittelt, um fähig zu sein, in der Weltspitze mitzufahren. Wer nach oben will im alpinen Skisport muss nämlich lernen, an sein Limit zu gehen und das möglichst ohne Ausnahme in jedem Rennen; nur so generiert man für sich selbst die Chance, auf das Treppchen zu fahren. Der Ausstieg aus einem Rennen durch einen Fahrfehler oder durch eine gewagte Linie ist daher besser als bieder den Hang herunterzurutschen. Diese Einstellung vermittelt der neue Mann und die ist meiner Meinung nach der Weg zum Erfolg.

Ansonsten gibt es in diesem Winter natürlich noch eine weitere mentale Komponente, nämlich die Olympiaqualifikation. Hier gilt es insbesondere für die jungen Athleten, diese Qualifikation möglichst frühzeitig hinzubekommen, damit man nicht in Drucksituationen gerät, die sich kontraproduktiv auf die fahrerische Leistung auswirken.

Ich muss gestehen, das Fieber hat mich auch wieder gepackt…

Herzlichst Martina Ertl-Renz