Start Erzgebirge 10.000 Fußballfelder Wald sterben
Artikel von: Sven Günther
27.07.2020

10.000 Fußballfelder Wald sterben

Gewerkschaft fordert mehr Personal um die Bäume zu retten. Foto: IG BAU

Gewerkschaft will den Wald retten

Erzgebirge. Klimanotstand im Wald: Immer mehr heimische Bäume könnten Dürren, Stürmen und Schädlingen zum Opfer fallen – wenn nicht deutlich mehr für den klimagerechten Umbau der Wälder getan wird. Davor warnt die Gewerkschaft IG BAU und fordert zusätzliches Forstpersonal auch im Erzgebirgskreis. „Die Landesregierung erkennt zwar den zusätzlichen Bedarf für den Sachsenforst, setzt aber vor allem auf befristete Stellen zur Behebung der Waldschäden. Unterm Strich ist kein neues Personal geplant. Angesichts des Ausmaßes der Krise im Wald ist das zu wenig“, kritisiert der Bezirksvorsitzende der IG BAU Südwestsachsen, Andreas Herrmann.

Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums dürften in Sachsen 2018 bis 2020 insgesamt 8,9 Millionen Kubikmeter Schadholz anfallen. Extreme Wetterlagen und Schädlinge wie der Borkenkäfer werden demnach bis Jahresende eine Waldfläche von fast 10.000 Hektar vernichtet haben. Das entspricht in etwas der Fläche von 10.000 Fußballfeldern!

„Auch wenn zuletzt mehr Regen fiel als in den Vorjahren, bleibt die Lage für die Bäume dramatisch. Neben den besonders anfälligen Monokulturen aus Fichten und Kiefern trifft es mittlerweile sogar die Buche“, so Herrmann. Diese seit Jahrtausenden in Deutschland heimische Art leide zunehmend unter ausgetrockneten Böden und Pilzbefall. Um die Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssten zusätzliche Mischwälder angelegt und resistente Baumarten angeplanzt werden. „Das aber ist eine Mammutaufgabe, für die es viel mehr Förster und Forstwirte braucht als bislang. Betriebe sollten deshalb auch mehr ausbilden und Azubis übernehmen“, betont der Gewerkschafter. Aktuell würden viele vom Staatsbetrieb Sachsenforst sehr gut ausgebildete Forstwirt-Azubis nach ihrer Ausbildung nicht übernommen – obwohl das Durchschnittsalter der sächsischen Forstwirte bei aktuell etwa 55 Jahren liege. „Damit droht ein großer Erfahrungs- und Wissensverlust“, so Herrmann.

Der Nachholbedarf beim Waldumbau sei enorm, wie die letzte Bundeswaldinventur zeige. Danach machen Nadelbäume – ein Großteil davon in Monokulturen – zwei Drittel der rund 530.000 Hektar des sächsischen Waldes aus.