Start Chemnitz 100 Jahre Präzision auf zwei Rädern
Artikel von: Judith Hauße
20.10.2022

100 Jahre Präzision auf zwei Rädern

Museumsleiter Dirk Schmerschneider mit einem Modell des Typs A von 1923. Neben dem jetzigen Bestand an Modellen werden in der Sonderausstellung weitere hinzukommen. Foto: Judith Hauße
Schüttoff-Motorräder – Eine Kurzgeschichte mit anhaltendem Fahrtwind

Man muss kein Motorrad-Profi sein, um zu wissen, dass hinter der Marke Schüttoff eine für den Chemnitzer Maschinenbau bedeutende Geschichte liegt.
Eine Geschichte, die 1922 mit dem Firmengründer Arthur Schüttoff ihre Anfänge nahm, mit dem Aufstieg durch viele Sport- und Verkaufserfolge ihren Lauf nahm und

Noch schlummern die Modelle unter einer Plane im Museum. Ab Samstag sind sie dann alle im Sächsischen Fahrzeugmuseum zu sehen.

die noch heute von zahlreichen Sammlern lebendig gehalten wird.

So etwa auch ab diesem Wochenende im Museum für Sächsische Fahrzeuge Chemnitz. 100 Jahre sind seit der Gründung der Schüttoff-AG, die sowohl Maschinen- als auch Motorradbau betrieb, vergangen. Zusammen mit dem Markenspezialisten Gerold Trautner und Schüttoff-Freunden will das Museum in einer Sonderausstellung (22. Oktober 2022 bis 21. Mai 2023) an die Chemnitzer Marke und die Menschen dahinter erinnern.

Knapp 20 Modelle, fast alle Schüttoff-Typen, die je produziert wurden, lassen die Geschichte lebendig werden.
Bereits diesen Samstag (22. Oktober) um 14 Uhr lädt Museumsleiter Dirk Schmerschneider zu einer öffentlichen Führung durch die Schüttoff-Ausstellung ein.

Allein in Sachsen sind bis in die 1930er Jahre über einhundert Motorradmarken bekannt. Die Schüttoff-Modelle, die nur bis etwa 1932 produziert wurden, stechen in dieser Masse aber besonders hervor, sagt Museumsleiter Dirk Schmerschneider. „Dafür, dass die Marke so wenige Jahre existiert hat, ist sie sehr bekannt und noch heute sind vergleichweise viele Modelle erhalten.“ Er weiß: „Das spricht auch für die hohe Qualität der Fahrzeuge.“ Auf diese, so der Museums-Chef, habe der Firmengründer Arthur Schüttoff immer besonders großen Wert gelegt.

Schüttoff, studierte in Zwickau Maschinenbau und erwarb anschließend seine praktischen Kenntnisse in namhaften Maschinenbaufirmen der Stadt Chemnitz. Bald wollte er seine Fähigkeiten und Ideen in einer eigenen Firma realisieren. Er wurde Gesellschafter und Geschäftsführer der Firma Müller & Steinle und war für den Geschäftsbereich der Werkzeugmaschinenfertigung verantwortlich. Seine Liebe galt jedoch schon immer auch der Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von sehr hochwertigen und zuverlässigen Motorrädern. Deshalb gründete er 1922 die Schüttoff-AG, die sowohl Maschinen-

als auch Motorradbau betrieb.

Der Legende nach warb er für Letzteres Konstrukteure seiner ehemaligen Arbeitsstätte, den Wanderer Werken, ab. „Die Ähnlichkeit seiner frühen Modelle zu denen der Wanderer Werke könnte dies bewahrheiten“, vermutet Dirk Schirmschneider, sagt aber auch: „Schüttoff geht einen Schritt weiter. Er erkennt die Wirksamkeit der Motorräder für den Sport. Hier können seine Fahrzeuge in der Region große Rennerfolge feiern.“
Ein ebenso markantes Merkmal der Schüttoff-Fahrzeuge sind die geriffelten Auspuffkrümmer.

Die historische Abbildung zeigt das Foto des Modells F der Chemnitzer Motorradmarke Schüttoff am Start eines von vielen Motorradrennen, an dem die Fahrzeuge teilgenommen hatten.
Foto: Sammlung Tino Räppel

Ende der 1920er Jahre geriet die Schüttoff-AG jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Es folgte die Übernahme in den DKW-Konzern Jørgen Skafte Rasmussens und die Einstellung der Produktion.
Das noch heute existierende Firmengelände an der Rößlerstraße übernahm die Auto Union AG. „Von den hochwertigen Maschinen existieren trotzdem noch erstaunlich viele Exemplare“, weiß Schmerschneider. In der Sonderausstellung werden fast alle Schüttoff-Typen, die je produziert wurden, gezeigt. So beispielsweise das Modell A, das älteste Motorrad von Schüttoff, das einzig bekannte Modell C 350 und weitere seltene Sportausführungen, darunter acht Modelle aus dem Bestand des Chemnitzer Museums. „Der Rest sind Leihgaben oder stammen von Sammlern und Oldtimerfans.“

Mehr zur Firmengeschichte und den Fahrzeugen erfährt man am 5. November 2022 um 18.30 Uhr im Vortrag „100 Jahre Schüttoff-AG“ vom Markenspezialisten Gerold Trautner oder unter www.fahrzeugmuseum-chemnitz.de/