Start Erzgebirge "Unmenschlich, unglaublich, unfassbar"
Artikel von: Andre Kaiser
02.02.2016

“Unmenschlich, unglaublich, unfassbar”

Eric_Triple_klein

Seefeld/ Geyer. Seit dem ersten Seefeld-Triple im Januar 2014 reisen Fans aus Geyer nach Tirol, um ihren Eric Frenzel und die deutschen Kombinierer lautstark an drei Wettkampftagen zu unterstützen, so auch diesmal. Verwöhnt wurden sie ja bereits in den beiden letzten Jahren vom Olympiasieger mit sechs Siegen und zwei Gesamtsiegen beim Nordic Combined Triple in Seefeld. Was sie aber an diesem Wochenende geboten bekamen, war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten.

Am Freitag und Samstag strahlten Fans und Eric mit der Tiroler Wintersonne um die Wette, als klar war, dass schon wieder zwei Siege zu Buche standen. Nur der Japaner Akito Watabe war an beiden Tagen für Eric eine ernsthafte Konkurrenz. Zu groß war der Abstand schon nach dem Springen gegenüber ihren Verfolgern. Vorm großen Showdown am Sonntag hieß es 25 s vor Watabe und 1,28 s vor dem Pulk um Fabian Rießle. Die Bühne schien bereitet, ein ungefährdeter Sieg in trockenen Tüchern. Doch zunächst sollte alles anders kommen…

Starker Schneefall sorgte für eine Verschiebung des Springens, man mutmaßte schon den Abbruch. Als 13:15 Uhr dennoch ein eigentlich unmöglicher Wettkampf begann standen viele ungläubig auf den Rängen. Der Deutsche, Jakob Lange war schon gestürzt und hatte sich am Knie verletzt, als kurz nach 14 Uhr Eric als letzter in die Anlaufspur ging. Einen halben Meter weiter als sein großer Konkurrent aus Japan. Doch dann der Schock, Eric stürzt noch vor der Sturzlinie im Neuschnee auf dem Hang. Aus der Traum vom Triple-Triple!? Entsetzen auf den Rängen, zum Glück scheint er unverletzt. Dann der Blick auf die Anzeigetafel, trotzdem noch Platz 2 für Eric, 56 s hinter Akito Watabe, aber eine halbe Minute vor der Meute hinter ihm. Platz 2 scheint sicher.

15 Uhr – Watabe geht auf die Strecke, einsam durch den tiefen Seefelder Schnee. Auf geht’s Eric, 10 km sind lang, aber der Japaner ist ein guter Läufer. Bange Blicke immer wieder bei den Zwischenzeiten, Sekunde um Sekunde schiebt sich Eric heran. Dann stürzt Akito Watabe. Aber vor den letzten 1,4 km sind es immer noch 18,5 s. Doch der Sturz scheint Watabe physisch und mental einen Knax versetzt zu haben. Die Sekunden schmelzen regelrecht dahin, der Ski läuft sensationell, die Fans an der Strecke schreien was das Zeug hält. Am letzten Anstieg vor dem Stadion muss sich Akito dem unbändigen Willen von Eric beugen. Der fliegt förmlich den Berg hoch und holt sich seinen 11. Sieg in Folge in Seefeld und zum dritten Mal den Triple Sieg.

Unmenschlich, unglaublich, unfassbar! Wir verneigen uns vor Eric Frenzel!

Autor: Jens Anders