Start Zwickau Wohnungslosenhilfe macht Dampf
Artikel von: Redaktion
14.02.2016

Wohnungslosenhilfe macht Dampf

Wolfgang Schwebe (blaues Hemd), Leiter des Wohnungslosentreffs, ist richtig stolz

Zwickau. Andreas* ist 32 Jahre alt und ohne Arbeit. Trotz seiner Behinderung – Andreas hat verwachsene Finger – ist er gelernter Lagerist. Er bewohnt eine Ein-Raum-Wohnung und hofft jeden Tag aufs Neue, dass ihm nicht die Decke auf den Kopf fällt. Deshalb besucht er regelmäßig das Angebot der Wohnungslosenhilfe der Stadtmission Zwickau. „Hier kann ich mich mit anderen Menschen austauschen, statt einfach nur vor dem Fernseher zu sitzen. Das ist nichts für mich.”

Das Angebot gibt es seit 1994 in Zwickau, seit 2003 hat sie ihren Sitz in der Römerstraße. „Zu uns kommen Menschen, die wirklich keine Wohnung haben oder vor der Wohnungslosigkeit stehen“, erklärt Wolfgang Schebe, Leiter des Treffs. Die Menschen konnten beispielsweise aus Krankheitsgründen oder aufgrund einer Sucht keiner Arbeit nachgehen oder sich sonst irgendeiner Weise um soziale Unterstützung kümmern. „Manche haben zuvor sogar ein halbes Jahr unter der Brücke gelebt. Bei uns haben sie ein erstes Hilfsangebot. Hier können sie erst einmal duschen, sich einkleiden und essen.“

20 bis 25 Leute suchen die Wohnungslosenhilfe täglich auf. Denn wie es der Name schon sagt, bekommen sie von den dortigen Mitarbeitern Hilfe bei der Suche nach einer Unterkunft. „Es ist allerdings oft sehr schwierig für Obdachlose eine Wohnung zu finden“, sagt Wolfgang Schebe. Zum einen gebe es zu wenig sozialen Wohnraum. Sie benötigen in der Regel eine Ein-Raum-Wohnung von 45 Quadratmetern. 288 Euro zahlt das Jobcenter. „Doch selbst wenn man eine Wohnung gefunden hat, muss man einen Nachweis über Mietschuldenfreiheit nachweisen. Das ist bei den meisten nicht der Fall.

Hilfe bedeutet auch soziale Unterstützung. Gemeinsames Kochen kann dazu beitragen. In der vergangenen Woche hatten die Nutzer und Mitarbeiter daher besonders strahlende Gesichter. Denn eine neue Küche im Wert von rund 10.000 Euro konnte eingeweiht werden. Über 40 Spender haben die Investition möglich gemacht. Sie löste ein mehr als 20 Jahre altes Modell ab. Künftig wird hier nicht nur gemeinsam gekocht, sondern jeder hat auch die Möglichkeit, sich selbst etwas vorzubereiten.

Quasi „eingekocht“ wurde das gute Stück von Jens Schmidt, Geschäftsführer Sasit Industrietechnik GmbH Zwickau und Yannick Demange, Inhaber Restaurant Drei Schwäne Zwickau. Beide sind Mitglieder im Rotary Club, dem größten Spender. Die Männer kochten ein Drei-Gang-Menü mit Vorsuppe, Spätzle mit Kalbsfleisch und einem Dessert.

Und Andreas? Auch er hat sich satt gegessen und hofft nun, dass er bald eine Stelle in einer Behindertenwerkstatt antreten kann.

*Name geändert