Start Vogtland 2G PLUS: Bei uns kommen die Wirte zu Wort
Artikel von: Sven Günther
17.01.2022

2G PLUS: Bei uns kommen die Wirte zu Wort

Auch Michael und Vater Matthias Wild von der Gaststätte „Parkwarte“ in Aue haben ihre Meinung geäußert. Foto: Sebastian Broers

Das sagen die Wirte

Region. 2G+ heißt aktuell die Regelung, mit der Gäste Zugang zu den Restaurants haben. Das heißt: Zutritt nur für Genesene und Geimpfte mit zusätzlichem negativen Test oder einer Booster-Impfung. Wie sehen die Gastronomen diese Bestimmungen? Im WochenENDspiegel kommen Sie zu Wort. Sie wollen sich auch äußern? Schicken Sie Ihre Meinung per E-Mail an

Hier die Stimmen:

Marco Fichtner, Gaststätte und Pension “Oelmühle” in Oberschöna.

“Die Lage ist katastrophal um es gleich auf den Punkt zu bringen. 2G+ ist der Tod für kleine Gaststätten auf dem Land. Erst mussten wir sieben Monate schließen, dann unter 3G bzw. 2G abwägen, wie wir es machen sollten. Das sind schwere Entscheidungen gewesen. Soll man seine Stammgäste wieder nach Hause schicken, weil man weiß, dass Sie nicht geimpft sind… und so weiter… ein Teufelskreis.

Marco Fichtner

Es sind so viele Fragen, die im Raum stehen. Meine Angestellten sind nur zu 30 Prozent geimpft, mit Test jeden Tag dürfen Sie aber die Gäste, die 2G+ sind, bedienen, dürfen aber selber nach der Arbeit nicht ins Restaurant Essen gehen. Große Ketten wie Kaufland, Penny… u.s.w. haben NULL G… und es darf jeder rein. Hygienekonzept? Fehlanzeige!
Gastronomen werden vom Grund her über das Landratsamt kontrolliert und haben deutlich höhere Hygienestandards als Einzelhändler. Wer denkt sich den so einen Schwachsinn aus???
Und unser Zweckverband, die DEHOGA, was macht die??? Man könnte denken, die stecken mit dem Staat unter einer Decke. Wo waren sie als die ersten Verschärfungen waren, wo waren sie, als wir Aufgaben von der Polizei übernehmen mussten, wo waren sie bei 2G+ ..
Wir sind über eine Million Beschäftigte in der Gastronomie und Tourismusbranche, und dann werden wir noch als rechtsradikal in den Medien beschrieben, weil wir uns an den Spaziergängen beteiligen!!!
Ich streite den Virus nicht ab, ich möchte aber für meine Familie, meine Angestellten und mein Geschäft eine Perspektive haben. Hätte ich früher außer Haus mein Essen verkaufen wollen, hätte ich eine Fast Food Kette aufmachen können. Aber das habe ich nicht!!! Gaststätten sind mehr als nur Essen, sie sind Kultur!!!
Und warum sind wir Pandemietreiber??? Wir hatten sieben Monate geschlossen, die Zahlen sind trotzdem gestiegen!!!

Matthias Wild, Inhaber der Gaststätte „Parkwarte“ Aue

„Die 2G-plus-Regel ist für uns als Gaststätte nicht verständlich. Mit der bisherigen 2G-Regel mussten wir bereits geschäftliche Einbußen verzeichnen. Die 3G-Regel war für uns noch machbar und für unsere Gäste auch nachvollziehbar. Die Umsätze waren zu jener Zeit der 3G-Regel so weit in Ordnung. Als die 2G-Regel dann eingeführt wurde, brach dies jedoch ab und jetzt mit 2G-Plus hat sich dieser Zustand nicht verändert, sondern ist sogar noch schlimmer geworden.
An Wochenenden waren wir sonst immer ausgebucht. Mit der momentanen Situation lässt sich kurzgesagt einfach kein Geschäft führen. Dazu kommt dann noch die derzeitige Energiepreis-Explosion, welche ebenfalls einen Einfluss auf den Handel ausübt. Unsere Angestellten mussten wir leider alle in Kurzarbeit schicken, da wir im Monat vielleicht noch auf ca. 20 Stunden Arbeit kommen.
Dann noch die geplante Mindestlohnerhöhung, so kommt da einiges zusammen. Da lohnt es sich für uns als Gastronomie nur noch, wenn ungefähr 20 Personen zusammenkommen, da man sonst eigentlich am Ende noch draufzahlt. Es ist zudem ein großer Widerspruch in sich, wenn wir nun vorgeschrieben bekommen, dass Ungeimpfte mit negativem Test nicht bei uns reindürfen, die Geimpften mit Booster ohne Test jedoch schon. Alles, was uns bleibt, ist dann unseren Gästen leider sagen zu müssen, dass wir die Regeln nicht gemacht haben, aber diese ja dennoch durchsetzen müssen. Es bleibt nur zu hoffen, dass es mit Aussicht auf die wärmeren Tage im Jahr dann wieder bergauf geht.“

Yvonne Huse, Gaststätte „Waldfrieden“ Aue:

„Die Durchsetzung der 2G-Regelung war für unsere Gaststätte schon schwierig. Durch die neue 2G-Plus-Regelung werden nun sehr viele Familienfeiern, Trauerbrote, Kegelabende und andere Veranstaltungen in gemütlicher Runde wieder storniert. Wochentags ist es im Moment so, dass wir noch auf Vorbestellung geöffnet haben, da die neue Regelung leider nur noch von sehr wenigen Gästen angenommen wird. So ist gegenwärtig keinem Gastronom geholfen. Deshalb haben wir uns auch auf „Essen zum Abholen“ eingerichtet, sodass wir wenigstens weiter machen können.“

Yvonne Huse. Foto Sebastian Broers