Start Erzgebirge 3D-Audio: Gut zu hören!
Artikel von: Sven Günther
15.01.2019

3D-Audio: Gut zu hören!

Dr. Friedrich E. Blutner, der Chef der Synotec Psychoinformatik GmbH aus Geyer. Er ist mit seiner Firma Taktgeber beim Projekt 3D-Audio Kommunikation. Foto: Sven Günther

3D-Audio: Stoppen Klänge bald Alzheimer?

Zwönitz. Der Ministerpräsident spitzte die Ohren. Dieser Klang! Diese Klarheit! Diese Dreidimensionalität! Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich beeindruckt vom Projekt 3D-Audio-Kommunikation, an dem 50 Firmen und 20 Fachleute arbeiten.
Vorgestellt wurde es im historischen Speicher, der 1912 errichtet wurde, zu einem Gewerbe- und Innovationszentrum umgebaut werden wird. Den Scheck über 7,9 Millionen Euro Fördermittel überreichte der Ministerpräsident am Montag Wolfgang Triebert, dem Bürgermeister von Zwönitz.
Federführend ist Dr. Friedrich E. Blutner, der Chef der Synotec Psychoinformatik GmbH aus Geyer. Der sagt: “Bislang ist das Hören in dieser Qualität nur bei großen Konzerten oder in Multplex-Kinos möglich. Mit unserer Technologie werden wir solche 3D-Klangerlebnisse erstmals für breite Bevölkerungsschichten alltagstauglich und erschwinglich machen.”
Mit 3D-Audio – Neue Wege Perspektiven für die Kommunikation” beteiligt sich das Netzwerk am Programm “WIR! Wandel durch Innovation in der Region, das mit 150 Millionen Euro ausgestattet und vom Bundeswirtschaftsministerium aufgelegt wurde. Von 100 Vorschlägen hat man es unter die letzten 32 geschafft. Die besten zwölf bekommen die Fördermillionen.

Keine Frage der Postleitzahl…

WIR! Das Programm “Wandel durch Innovation in der Region” der Bundesregierung liegt auch Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) am Herzen. In Zwönitz sagte er am Montag: “Innovation ist keine Frage der Postleitzahl. Ich sehe den ländlichen Raum als Zukunftsregion und gerade im Erzgebirge gibt es traditionell viel Kreativität.”
Recht hat er. Das zeigt auch ein Blick auf die besten 32 Projekte, die noch beim WIR!-Programm dabei sind. Vier davon kommen aus unserer Region: SmartERZ (faserverstärkte Kunststoffe), rECOmine (umweltschädliche Altlasten als Energiequelle), Smart Rail Connectivity Campus (selbstfahrende Züge) und eben 3D-Audio Kommunkation.

Viel mehr als Zu(g)kunft!

Bei 3D-Audio ist Synotec aus Geyer der Taktgeber, eine Soundmanufaktur, die für guten Klang bei Autotüren, Staubsaugern oder Rasierapparaten sorgt.
Die Firma SWAP aus Frankenberg entwickelte für die perfekten Töne die passende Kulisse: Wände aus spezieller Wellpappe, die störenden Lärm absorbieren, bedruckbar und wärmedämmend sind, mit Beleuchtungselementen ausgestattet werden können. In ihnen stecken erstklassige Lautsprecher, die von “Powertechnik” in Lößnitz hergestellt werden.
Dreht man den Verstärker auf, erklingt aus 32 einzeln angesteuerten Lautsprechern der Sound eines Orchesters in der Sixtinischen Kapelle, fühlt man sich wie in einem Jazz-Klub oder einem Stadion, kann man Stimmen im Raum verfolgen. Links, rechts, hinten, vorn. Überall.
Ein Effekt, der nicht nur Genuss und Spielerei ist. Er kann Patienten und Pflegebedürftigen helfen, vielleicht sogar bei Alzheimer! Unter den integrieten Fachleuten bei 3D-Audio ist Stefan Koelsch, Professor für biologische- und Musik-Psychologie an der Universität Bergen in Norwegen, der sagt, dass geschädigte Hirnregionen von Alzheimer-Patienten mit Musik aktiviert werden, neue Zellen wachsen. Die Logik: Je klarer die Musik, je besser das Ergebnis.
Auch in Pflegeheimen kann die Technologie helfen. Rainer Sonntag bezeichnet 3D-Audio als „eine akustische Frischzellentherapie“. Der Vorstand des Diakonischen Werks Aue/Schwarzenberg e.V. hat die Technik bereits in seinen Heimen ausprobiert, selbst mit Schlaganfall-Patienten. Neben dem therapeutischen Nutzen sieht er auch den praktischen Aspekt: „Mit der Musik kann den alten Menschen geholfen werden, ohne dass die Pfleger gleichzeitig Musikanten sein müssen.“
Steven Grieshammer, Chefarzt der Klinik für Neurorehabilitation im Heinrich-Braun-Klinikum gGmbH Kirchberg, hat das 3D-Audio-System mit Schädel-Hirn-Trauma-Patienten getestet und sehr positive Ergebnisse erzielt. Selbst Schmerzen konnten durch das dreidimensionale Hören bestimmter Klänge gelindert werden. Gut zu hören!

Michael Kretschmer überreicht dem Zwönitzer Bürgermeister Wolfgang Triebert den Fördermittelbescheid zum Umbau des alten Speichers. Foto: Sven Günther