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Artikel von: Andre Kaiser
20.01.2016

Jöhstädter Einwohner handeln

Die Mitglieder des Fördervereins (v.l.): Ines Tautermann, Karin Richter, Christina Schönemann, Claudia Schubert, Erika Dekoj, Siegfried Schüßler, Steffi Mönius, Steffen Gross, Anke Gross, Holger Meyer, Mandy Gander. Foto: Olaf Oettel

Jöhstadt. Endlich steht das Wochenende vor der Tür. Jetzt nur noch schnell den Einkauf erledigen und den Kühlschrank füllen, um sich dann in aller Gemütsruhe zurücklehnen zu können und die freien Tage zu genießen. Den Einkauf erledigt man dabei meist im nahegelegenen Einkaufsmarkt oder im Laden nebenan. Doch was, wenn es im Ort kein Geschäft mehr gibt, in dem man seine Einkäufe für‘s alltägliche Leben erledigen kann?

Für die etwa 1.000 Jöhstädter Einwohner ist dies seit geraumer Zeit traurige Realität. Sie müssen, und wenn es für ein Stück Butter ist, fünf Kilometer ins benachbarte Königswalde fahren. Besonders bitter ist dies vor allem für die älteren Bürgerinnen und Bürger, denen ohnehin das Einkaufen nicht leicht fällt und die obendrein noch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind – eine unschöne Situation, der allerdings Abhilfe geschaffen werden soll. Denn das Projekt eines Bürgerladens soll jetzt konkrete Formen annehmen, wie Anke Gross berichtet.

Die Idee eines Bürgerladens in Jöhstadt stand schon längere Zeit im Raum. Dass diese Vision eventuell reell werden könnte, dies zeichnete sich erstmals vor einem Jahr ab, als eine Bürgerveranstaltung einberufen wurde, um die Einwohner über das Vorhaben zu informieren. Wenig später ergab eine Bürgerbefragung, dass der Wunsch nach einem örtlichen Geschäft vorhanden ist. Daraufhin gründete sich mit ca. zwölf Personen der Arbeitskreis Bürgerladen, in dem sich unter anderem der Bürgermeister der Bergstadt Olaf Oettel engagiert. Die Gründung des Vereines „Initiative Bürgerladen“ erfolgte dann im Mai des letzten Jahres. Nun ging es daran, finanzielle Mittel zu besorgen, ohne die eine Realisierung nicht möglich wäre. Dementsprechend beantragte Anke Gross im Oktober einen Förderantrag zur Gründungsberatung bei der Sächsischen Aufbaubank SAB, welche auch bewilligt wurde. Im Einzelnen bedeutet dies, dass seit dem 19. Dezember 2015 konkrete Maßnahmen zur Firmierung und Struktur eingeleitet werden konnten.

Nun möchte man den Bürgerladen endgültig auf ein solides finanzielles Fundament bauen. Hierzu ist, ähnlich dem Modell einer Genossenschaft, eine Bürgerbeteiligung angedacht.
„Alle Jöhstädter Bürgerinnen und Bürger sowie Interessierte wollen wir aufrufen, mit der Zeichnung eines Anteils an dem Bürgerladen von 200 Euro oder mehr die Umsetzung des Projektes zu realisieren“, erklärt Anke Gross. „Hierzu laden wir am 25. Januar 2016 ab 19.30 Uhr zur Gründungs- und 1. General-/ Gesellschafterversammlung des Bürgerladens ins Sportcentrum Jöhstadt ein. Wer an dem Tag nicht kommen kann, hat natürlich auch im Nachhinein die Möglichkeit, einen Anteil zu erwerben. Hierzu wenden sich Interessenten entweder an die Stadt oder direkt an mich. Die Vorteile dieser Variante liegen auf der Hand. Zum einen besteht aufgrund der UG für Anteilseigner keine Nachschusspflicht. Jeder haftet lediglich mit seiner Einlage. Erwirtschaftete Überschüsse werden zudem in einer Ausschüttung geregelt.“

Der ehemalige Plusmarkt in Jöhstadt: Hier soll der neue Bürgerladen entstehen. Foto: Olaf Oettel
Der ehemalige Plusmarkt in Jöhstadt: Hier soll der neue Bürgerladen entstehen.
Foto: Olaf Oettel

Auch der Standort des Bürgerladens in Jöhstadt ist bereits gefunden. So soll lt. der Initiatoren des Projektes im ehemaligen Plusmarkt schon bald wieder Leben einziehen: „Der Eigentümer, die IG Preßnitztalbahn, stellt uns das Gebäude mietfrei zur Verfügung. Das ist schon einmal ein riesiger Vorteil. Beim Sortiment werden vor allem Regionalität und Frische im Vordergrund stehen. Unsere Kunden sollen all das vorfinden, was man zum täglichen Leben benötigt. Zudem sind ein Bring-Dienst, Shuttle-Service für ältere Bürger sowie eine Spielecke für Kinder angedacht. Ein kleines Café, welches Geselligkeit und Gemütlichkeit fördert, ist ebenfalls geplant. Wir gehen davon aus, dass nach der Gründungsveranstaltung zügig mit dem Ausbau des Gebäudes begonnen werden kann und wir vielleicht sogar schon im späten Frühjahr öffnen.“
Somit wäre die Absicherung der Nahversorgung in Jöhstadt wieder gewährleistet. Allerdings hätte die Realisierung eines Bürgerladens noch einen weiteren positiven Effekt – der Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger. „Die Realisierung des Projektes ist ein Ziel, welches wir nur gemeinsam erreichen werden. So ist es uns auch wichtig, dass jeder sich mit einbringt, Ideen äußert und später natürlich hier auch einkauft. Daher werden wir uns auf Kundenwünsche einstellen. Es soll eben ein Laden von den Bürgern für die Bürger werden. Dabei ist zur Umsetzung dieses Projektes jeder Einzelne gefragt, Zeichner und Einkäufer.“