Start Erzgebirge Abitur ab Klasse 8?
Artikel von: Sven Günther
11.03.2016

Abitur ab Klasse 8?

Foto: pixabay,com
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Abitur: Vorwärts und nicht vergessen…

Von Sven Günther
Vorab eins: Ich bin kein Verfechter der DDR. Keiner, der in einer Anwandlung von irrsinniger Nostalgie zum Fan von Energie Cottbus oder von Hansa Rostock mutiert ist. Das taten viele und erinnerten sich nicht, dass sie vor 30 Jahren im Erzgebirge im ersten Fall als minderbemittelt eingestuft worden wären. Im zweiten  hätten sie ein lilafarbiges Veilchen riskiert…
Trotzdem gibt es Dinge, die in der DDR gut waren. Und auch wenn es unsere Politiker oft nicht zugeben wollen, schleicht sich scheinbar auch in ihre Hirne der Gedanke, dass man sich zum Beispiel in Sachen Bildung einiges abschauen kann. So überreichte Kultusministerin Brunhilde Kurth, eine glühende Verteuflerin des nach ihrer Ansicht durch und durch durchtriebenen Bildungssystems der DDR, den ersten Schülern die Zeugniss, die im Freistaat die „Duale Berufsausbildung mit Abitur“ erfolgreich absolviert haben. Sie lobpreist das Konstrukt, das die sperrige Abkürzung DuBAS trägt, als „doppelter Gewinn für die Absolventen und die Wirtschaft.“ Wie wahr! Fast bekommt man den Eindruck, sie selbst hätte diese Ausbildungsart erfunden – und erinnert sich doch daran, dass das System aus der DDR geklaut ist! Dort hieß es Beruf mit Abitur und sorgte für einen stringenden Ablauf: Abitur samt Lehre binnen dreier Jahre – Armee – Studium.
Ich wünschte, noch mehr Dinge, die im DDR-Bildungsystem normal waren, wären heute Realität: Die Entscheidung fürs Gymnasium ab der 8. Klasse, weil die früher nicht ernsthaft getroffen werden kann. Die Unmöglichkeit, Fächer abzuwählen, weil Kinder umfassend gebildet werden sollten. Der Respekt vor den Lehrern, die sich heute beim leisesten lauten Wort mit der Allmacht klagewütiger Eltern konfrontiert sehen.
Vielleicht gelänge es so, junge Menschen davon abzuhalten, auf Irrwegen zu studieren, die zwar zu einem Abschluss führen, aber kaum berufliche Perspektiven bieten. Darum ist es gut, dass man den abgelehnten Studenten jetzt Angebote macht, ihnen eine Lehre ans Herz legt. Besser wäre, es gäbe in Sachsen wieder flächendeckend die Möglichkeit, Abitur und Berufsausbildung zu kombinieren…