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Artikel von: Judith Hauße
03.05.2023

Alternativlosigkeit gibt es nicht

WochenENDspiegel steht für Regionaljournalismus. Foto: Redaktion

Tag der Pressefreiheit (3. Mai)

Deutschland ist auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen nur noch auf Rang 21, nach 16 im Vorjahr und 13 vor zwei Jahren. Am heutigen Mittwoch ist der Internationale Tag der Pressefreiheit, wie jedes Jahr veröffentlicht Reporter ohne Grenzen an diesem Tag seine neuesten Zahlen. Unser Kommentar zu diesem Thema stammt von Judith Hauße, stellv. Chefredakteurin WochenENDspiegel.

Das Vertrauen zurückgewinnen!

Ein Kommentar von Judith Hauße, stellv. Chefredakteurin WochenENDspiegel

Als Journalisten muss es uns stutzig machen, warum die Menschen den Medien nicht mehr dasselbe Vertrauen entgegenbringen, als noch vor einigen Jahren. Dabei gehört unsere Branche zu einer der vier großen Säulen der Demokratie. Als solche tragen wir also auch Verantwortung für unser Handeln. Ebenso wie in unserer Gesellschaft, tut sich aber im  Moment im Journalismus der Boden auf, ein riesiger Riss, der die Gemüter spaltet anstatt dass wir ein und dasselbe Ziel verfolgen, nämlich konstruktive Arbeit leisten. 

Längst sind wir nicht mehr nur die einzigen, die darüber entscheiden, welche Informationen an die Öffentlichkeit treten, das tut inzwischen etwa auch der Facebook-Account des Friseur-Salons nebenan. Es ist vollkommen richtig, wenn Meinung geäußert werden darf, das macht eine gesunde Demokratie ja gerade erst aus. Aber wenn derartige Informationen aus alternativen Medien, wie etwa den sozialen Netzwerken ungefiltert auf die Gesellschaft einprasseln, fällt es den Menschen immer schwerer, dem Journalismus wieder mehr Vertrauen zu schenken. Im Gegensatz dazu, müssen wir Medienleute wieder mehr dafür tun, das Vertrauen zurückzugewinnen.

Wir als Journalisten, sollten uns selbst auf die Finger klopfen, wenn die Menschen keine Nachrichten mehr lesen wollen. Quasi, in den „Ohne Medien geht‘s uns besser“-Modus schalten. Ich kann diesen Menschen derartige Aussprüche nicht verübeln. Denn schon vor der Corona-Problematik sind wir als Menschen reizüberflutet gewesen. Auch wir als Journalisten haben da keine weiße Weste an. 

Doch genauso wie wir Eingeständnisse von der Regierung erwarten, sollten auch wir uns der Verantwortung bewusst sein, wie wir nach außen hin wirken, ohne jedoch einem politischen Opportunismus zu folgen. Das ist beispielsweise auch der Grund, weshalb ich mich als Redakteurin bzw. Autorin in meiner Berichterstattung weigere, dem Genderwahnsinn einen Gefallen zu tun. 

Vielmehr greife ich das Problem auf, hole Lösungsvorschlage für ebendieses ein, die letztendlich zwar kein Allerheilmittel darstellen, aber zur Diskussion anregen. Warum  hat beispielsweise der Osten so viele AfD-Anhänger? Ein Problem, über das wir nicht hinwegsehen dürfen oder mit aller Gewalt entgegensteuern dürfen. Vielmehr haben wir die Verantwortung, die Menschen zu fragen, was sie dazu bewogen hat, sind sie überzeugte Wähler oder einzig frustgetrieben, weil sie sonst nicht verstanden werden in der Politik?

Es geht nicht darum, die Absichten der Partei zu unterstützen, sondern neutral zu hinterfragen. Das ist es, was konstruktiven und qualitativen Journalismus ausmacht. Die Frage, „darf ich das so schreiben?“, sollte sich dabei ausschließlich auf das Handwerk beziehen anstatt auf politische Korrektheit zu zielen.

Im Journalismus hat sich während der vielen Krisen und Kriege meiner Ansicht nach etwas Fatales entwickelt, zu zaghaft wird nachgehakt, auch wenn es sich inzwischen etwas gebessert hat, der Mut, anzuzweifeln und dem Thema auf den Grund zu gehen, ist noch nicht überall wieder zurückgekehrt. 

Sollte auch ich, in meiner Tätigkeit als Journalist, in jene Form dieser Ohnmacht des Hinwegsehens gefallen sein, entschuldige ich mich dafür. Schließlich gehört es zu unserem Alltag, Kritik einstecken zu müssen. Gleichzeitig müssen wir aber auch uns und unsere Tätigkeit ständig hinterfragen, um uns verbessern zu können. Alternativlosigkeit gibt es in einer Demokratie nicht. Und das sollte nicht nur die Regierung verstehen lernen, sondern auch der Journalist.