Start Alterssichtigkeit: Wann brauche ich eine Lesebrille?
Artikel von: Redaktion
01.03.2021

Alterssichtigkeit: Wann brauche ich eine Lesebrille?

Verschlechtert sich die Sehkraft, braucht es eine gute Brille. Foto: Pixabay

Am dem 35. Lebensjahr verschlechtert sich die Sehkraft. Dieser natürliche Prozess ist als Alterssichtigkeit (Presbyopie) bekannt. Entgegen weit verbreiteter Meinung gilt die Presbyopie nicht als klassische Fehlsichtigkeit, sondern als normale Alterserscheinung. Wie schnell sich die Sehkraft im Alter verschlechtert, variiert. Dementsprechend auch der Zeitpunkt, ab dem die Beschwerden behandlungsbedürftig werden.

So verändert das Alter die Augen

Bis ins mittlere Alter ist die Linse elastisch. Der Ziliarmuskel kann sie mühelos verformen und verändert dadurch ihre Brechkraft. Ist der Augenmuskel entspannt, zieht sich die Linse in die Länge. Der angespannte Ziliarmuskel staucht sie dagegen auf Kugelgestalt. Auf dem Zusammenspiel zwischen Linse und Augenmuskeln basiert die Akkommodation. Diese Fähigkeit ermöglicht die Fokussierung von Dingen in beliebiger Entfernung.

Um den Nahbereich scharf zu stellen, müssen die Augen das Licht auf einem kleinen Netzhautpunkt abbilden. Dies gelingt ihnen nur bei kugelförmiger Linse. Ab etwa 35 Jahren kann der Ziliarmuskel die Linse nicht mehr ausreichend stauchen. Die Kugelform lässt sich nicht mehr erreichen. Schuld sind Proteine, die sich in das Gewebe einlagern. Die Linse verhärtet durch die Einlagerungen Stück für Stück. Analog zur Linsenelastizität verlieren die Augen ihre Akkommodationsfähigkeit. Deshalb erkennt man Dinge im Nahbereich weniger scharf. Diese natürlichen Einbußen der Akkommodation lassen sich am sogenannten Nahpunkt nachvollziehen.

Was ist der Nahpunkt? Damit ist die Entfernung gemeint, in der das Auge bei maximaler Spannung scharfe Bilder erkennt. Aus altersphysiologischer Sicht liegt der Nahpunkt

  • für Fünfjährige bei sieben Zentimetern.
  • für 20-Jährige bei zehn Zentimetern.
  • für 40-Jährige bei 18 Zentimetern.
  • für 45-Jährige bei 25 Zentimetern.
  • für 50-Jährige bei 50 Zentimetern.
  • ab 60 Jahren bei 65 Zentimetern.

Ab wann brauchen Alterssichtige eine Brille?

Schöne Brillenmodelle gibt es heutzutage viele. Nicht nur für kurz- und weitsichtige Menschen bieten sich Sehhilfen an. Auch alterssichtige Personen gelangen mit passenden Modellen zu mehr Lebensqualität. Wann der Griff zur Lesebrille im Einzelfall erforderlich wird, hängt von Faktoren wie Alter und Lebensstil ab. Wie schnell sich Proteine in die Linse einlagern, lässt sich beispielsweise nicht pauschalisieren.

Viele Menschen bemerken die schleichende Linsenverhärtung anfangs überhaupt nicht. Ein erstes Symptom ist etwa, dass das Lesen plötzlich anstrengt. Der Grund dafür kann der zunehmende Kraftaufwand sein, den die Ziliarmuskeln zur Akkommodation unternehmen müssen. Besteht vor den altersphysiologischen Linsenveränderungen eine Fehlsichtigkeit, wirkt sich das auf den Zeitpunkt der ersten Beschwerden aus.

Wer kurzsichtig ist, bemerkt die Linsenverhärtung relativ spät. Vor allem beim Lesen gleichen sich Alters- und Kurzsichtigkeit oftmals scheinbar aus. Weitsichtige Menschen mit einer zusätzlichen Alterssichtigkeit erleben dagegen eine Verstärkung ihrer Seheinschränkung. Sie brauchen oft schon Mitte 30 eine Lesebrille. Laut Augenärzten verschlechtert sich die Akkommodationsfähigkeit alle fünf Jahre um etwa 0,75 Dioptrien. Die meisten Menschen bemerken die schleichende Veränderung ungefähr Mitte 40 und greifen zur Lesebrille.

Tipp zum richtigen Modell: Einstärkebrillen für den Nahbereich gibt es als Halbbrillen, deren obere Hälfte fehlt. Bei solchen Varianten schaut man während des Lesens automatisch durch die Sehhilfe. Wer in die Weite blickt, schaut dagegen über das Brillenglas hinweg. So muss man die Sehhilfe für verschiedene Distanzen nicht auf- und absetzen. Übrigens können im Alter Zusatzversicherungen für Brillen lohnen. Angepasst werden müssen Lesebrillen nämlich alle paar Jahre.