Start Erzgebirge Anton Günther: Aktuell wie nie!
Artikel von: Sven Günther
09.06.2016

Anton Günther: Aktuell wie nie!

 Liederfest

Horcht aufn Günther Anton…

Kommentar:

Von Sven Günther
Man könnte sich aufregen. Immer und immer wieder! Auszubildende spielen sich auf, glauben, dass ihnen keiner (und schon mal gar nicht der Meister) etwas zu sagen hat.
Gerade die, die überhaupt nichts auf dem Kasten haben, machen den größten Wirbel, jammern und klagen, das einem angst und bange wird.
Noch schlimmer: Via Fernsehen bekommen sie eine Plattform geboten, mittels der sie die Menschen erreichen, die vor der Glotze hängen wie weiland Ureinwohner entlegener Landstriche vor ihren Götzenbildern.
Blickt man auf einen Teil der Politiker, wird das Gefühl nicht besser. Nein! Es verschlimmert sich sogar noch. Egal welcher Coleur – einige der Volksvertreter zetern und wettern und schimpfen energisch, versprechen mal dieses, dann jenes. Hin und her, hü und hott. Eine Kakophonie der Meinungen, in der sich die Menschen/Wähler kaum noch zurechtfinden können. Nur der, der am lautesten schreit, wird gehört! Wer vernünftig leise spricht, findet keine Beachtung.
Kein Wunder, dass man aktuell bei einem Teil der Jugendlichen eine rudimentäre Entwicklung des Verstandes beobachten kann. Wenn man mit ihnen von Zucht und Ordnung spricht, wird man verspottet, ausgelacht. Sie haben den Kopf mit Belanglosigkeiten vollgestopft, die sie sich aus den unendlichen Weiten des Worldwideweb in die Hirnzellen downloaden. In ihren Herzen herrscht dagegen gähnende
Leere. Der Datentransfer dorthin ist nachhaltig gestört. Error!
Eingefleischte Erzgebirger werden erkannt haben, dass diese Beobachtungen schon uralt sind! Unser Heimatdichter Anton Günther beschrieb diese Zustände mit seinen Worten in seinem Lied „De fallische Politik“ das er im Jahr 1920 veröffentlicht hat. Am 5. Juni jährte sich sein Geburtstag zum 140. Mal.

De fallische Politik

Wie schie warsch doch in alter Zeit,
su reden itze alle Leit.
Do hatt mer noch was Rachts
in Mogn, es Volk dos hot
sich aah vertrogn.

Doch itze, ‘s ist ne wahre Schand,
‘s is alle außer Rand on Band,

on a dan ganzen Ugelück
is Schuld de Politik

Der Lehrgong will übern Maaster sei,
der Togdieb macht es meiste Geschrei,
mer find nirgndst meh Zefriedenheit,
när Wucher, Schwindel, Haß on Neid.

Es Gald dos is ein Volk sei Gott,
wos racht ist werd verlacht,
verspott,
der Tanzbuden is en Volk
sei Kirch, is dos e domms Gewürg

Sist gob ‘s aabn Heiden,
Jud on Christ,
itze Bürgerliche on Sozialist,
‘s haaßt Spartalkist on
Bolschewik,
on Kommunist, nu du Ugelück!
Der aane ist rut, der andere
grü, e paar zerrn haar, die
andern him
doch, deß mir alle
Menschen sei,
dos fällt kann Menschen ei!

Sist war de Arbit huch geehrt,
doch itze is gerod verkehrt,
daar was an meisten schimpft
in schreit,
dan ehrn on achten alle Leit.

‘s redt jeder über Honger
un Nut,
doch wenn mer‘sch racht
betrachten tut
su ne Wuhllust on
Maschlachtigkeit,
die gob‘s zu kaaner Zeit!

Wos würn denn onnre
Alten sogn,
die täten de Händ übern Kopp
z‘sammschlogn,
wo ist aus ihre Kinner worn,
die haben doch alle en
Verstand verloren.

Es gibt kaa Zucht,
kaa Sittlichkeit,
e jeder redt gelehrt, gescheit,
de Köpp sei vull, on es
Harz ist leer,
dos ist aabn onner Malär

Drüm nam mer doch lieber
enn Strick,
fei lang on aah fei dick,
on häng se in der Feierest nei,
die fallische Politik;
denn die hot ons ben Genick,
die niedertrachtige, waggeschmissene,
fallische Politik!