Start Erzgebirge Asylbewerber bald im Landratsamt?
Artikel von: Sven Günther
17.11.2015

Asylbewerber bald im Landratsamt?

In Zschopau wurden Asylbewerber im ehemaligen Lehrlingswohnheim untergebracht. Foto: Jana Kretzschmann

 

 

Unterkünfte dringend gesucht!
Von Sven Günther
Annaberg-Buchholz. Nach den Zahlen, die www.wochenendspiegel.de von der zuständigen Landesdirektion genannt bekam, muss der Erzgebirgskreis in diesem Jahr ab der 48. Kalenderwoche noch 1323 Asylbewerber unterbringen. 147 in der nächsten, je 196 in der 49. und 50. Kalenderwoche. Die Zahlen steigen auf je 245 in der 51. und 52 sowie 294 in der 53 KW. Ab Januar rechnet man dann im Landratsamt mit jeweils 300 Menschen.
Grund genug für Landrat Frank Vogel, an ALLE Bürgermeister der 61 Kommunen zu appellieren, dem Kreis freie Wohnungen und Flächen zu melden und andere Unterbringungsmöglichkeiten ins Auge zu fassen. Dabei sieht er sich auch im eigenen Haus um, teilt mit: “Die Behörde prüft derzeit das Dienstgebäude Paulus-Jenisius-Straße 24, Haus B, Erdgeschoss auf seine Nutzbarkeit als zeitweilige Unterkunft für Asylsuchende. Auch weitere landkreiseigene Objekte unterliegen der Prüfung.”
Derzeit sind im Erzgebirgskreis 1735 Flüchtlinge dezentral untergebracht, rund 170 in privaten Wohnungen zu ortsüblichen Mieten. Vorbereitet werden das Hotel Erzgebirge in Schwarzenberg (47. KW), eine Notunterkunft im Erlebnisbad Thalheim (48./49.), eine Gemeinschaftsunterkunft in Walthersdorf (49.), der Containerstandort Pfaffenhain (50.) und eine Gemeinschaftsunterkunft in Johanngeorgenstadt (51. KW). Auch ein Containerstandort in Meinersdorf wird beabsichtigt.
Vogel: “Fest steht, dass wir jetzt noch einmal fast so viele Menschen aufnehmen müssen, wie es das ganze Jahr waren und die dezentrale Unterbringung weiter oberste Priorität hat.” Bei den kommunalen Wohnungsgesellschaften stehen rund 3000 Wohnungen leer, sind aber nicht immer in solch einem baulichen Zustand, dass sie schnell genutzt werden könnten.
UND: Längst nicht alle Kommunen sind bereit, Asylsuchende aufzunehmen. Die Schwarzenberger Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer sprach auf einer Pressekonferenz von “abducken” und “Verletzung der Solidargemeinschaft”. Rolf Schmidt, der Oberbürgermeister von Annaberg-Buchholz, meinte, dass “kein Riss durch die kommunale Familie gehen dürfe” und man ständig in Gesprächen sei und die Aufgaben gemeinsam gemeistert werden müssten.
Das Ziel dieser Gespräche ist, Notunterkünfte z.B. in Turnhallen zu verhindern, die, laut Landrat Frank Vogel, im Januar in Berufsschulzentren zur Disposition stünden. Aber auch Verwaltungsgebäude, Industriehallen oder Bürokomplexe würden auf Tauglichkeit untersucht. Frank Reißmann, im Landratsamt für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig, appellierte eindringlich, schnellstmöglich für 1000 Menschen Quartiere zu finden. Dabei sei laut Vogel auch hilfreich, wenn kleinere Flächen gemeldet würden, auf denen z.B. nur 30 Menschen in Unterkünften Platz finden würden. Vogel: “Vielleicht ist es auch möglich, diese Bauten in fünf Jahren für altersgerechtes Wohnen zu nutzen.”
Fest steht auch, dass es mit dem Land Sachsen weitere Gespräche über die Finanzierung geben muss. Landrat Frank Vogel plädiert für eine konkrete Abrechnung, die die wirklichen Kosten abdecken muss.