Start Erzgebirge Aufschrei der Touristiker
Artikel von: Andre Kaiser
12.05.2020

Aufschrei der Touristiker

Foto: IG Stadt- und Gästeführer Annaberg-Buchholz, Ida Otto

Hilferuf der Gästeführer

Annaberg-Buchholz/ Olbernhau. Leere Stühle, ernste Minen am letzten Freitag in Olbernhau. Die Corona-Krise hat den Tourismus deutschlandweit, und damit auch im Erzgebirge, eiskalt erwischt und zum Erliegen gebracht. Die Branche war mit die erste, die die Auswirkungen der politischen Maßnahmen gegen das neuartige Coronavirus zu spüren bekam und wird wohl die letzte sein, die ihre Arbeit wieder aufnehmen darf. Für unsere Region bedeutet dies: „Es ist still geworden im UNESCO-Welterbe ‘Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí‘“.

Im Rahmen der Aktion “Leere Stühle” letzten Freitag (8. Mai) in Olbernhau machten die Touristiker auf ihre Situation aufmerksam.
Foto: Udo Brückner

Das wollen die Touristiker allerdings nicht mehr länger hinnehmen. So setzten sie bei der Aktion „Leere Stühle“ letzten Freitag (8. Mai) auf dem Gelände der Saigerhütte Olbernhau/Grünthal ein Zeichen und wiesen darauf hin, dass ihre Branche von den Politikern nicht vergessen werden darf. Viele Betroffene nahmen teil, darunter auch Busunternehmer und Gästeführer, unter anderem die IG Stadt- und Gästeführer aus Annaberg-Buchholz. Diese will darauf aufmerksam machen, dass „der Bereich von Gästeführungen über- und unter Tage in den bisherigen Allgemeinverfügungen nicht oder nur oberflächlich thematisiert wird“. Schon am Abend vor der Aktion in Olbernhau sorgte die Gemeinschaft in Annaberg-Buchholz für Aufsehen. Im Fokus der Touristiker:
Adam Ries.

Foto: IG Stadt- und Gästeführer Annaberg-Buchholz, Ida Otto

Die Gästeführer verpassten der Büste des deutschen Rechenmeisters vor dem Adam-Ries-Museum symbolisch einen geklöppelten Mundschutz. Laut Stadtsprecher Matthias Förster wurde er aus einzelnen Bändern von Klöpplerinnen aus ganz Europa hergestellt. “Sie waren bereits in der Klöppelschule ‘Barbara-Uthmann’ zu Gast und wollten gern auch in diesem Jahr das Zentrum der Spitze im Erzgebirge besuchen. Der Rechenmeister weist mit einem symbolischen Zitat auf die Situation der vielen Gästeführer hin: ‘Auch ich, der Ries hab viel zu sagen, auch später noch zu Euren Tagen! Drum ihr Leut, vergesst mitnichten jene, die von mir berichten'”, so Förster.

Seinen Angaben nach seien allein im Bereich der Stadtführungen in der Bergstadt vor dem touristischen Lock Down für den Zeitraum vom 15. März bis zum 31. Mai 100 Führungen gebucht gewesen. Dies hätte etwa 15.000 Besuchern entsprochen.

Die Büste des Rechenmeisters soll indes so lange verhüllt bleiben, “bis auch für die wichtigen touristischen Angebote und deren Leistungsträger im Außen- und Innenbereich tragfähige Lösungen gefunden sind”.

Oberbürgermeister Rolf Schmidt bringt es auf den Punkt: „Nach wie vor ist zwar in der Corona-Krise Vorsicht geboten. Im Erzgebirge, aber auch in anderen Regionen ist der Tourismus jedoch ein wichtiger Wirtschaftszweig. Man kann den Unternehmen keine noch längere Wartezeit zumuten.“