Start Chemnitz Aus allen himmelblauen Wolken gefallen - droht dem CFC die Insolvenz?
Artikel von: Redaktion
24.11.2016

Aus allen himmelblauen Wolken gefallen – droht dem CFC die Insolvenz?

Gehen die Lichter beim den Himmelblauen aus? Foto: Daniel Unger
Gehen die Lichter beim den Himmelblauen aus? Foto: Daniel Unger

Chemnitz. Bei den Himmelblauen ist der Himmel derzeit eher rot – was die finanzielle Lage betrifft. Vor circa zwei Stunden wurde die kurzfristig eingeschobene Pressekonferenz beendet. Grund dafür: der Chemnitzer FC hat ein Minus von etwas mehr als 3 Millionen Euro.

Der CFC verfügt über ein für einen in der 3. Fußballbundesliga spielenden Verein übliches Budget in Höhe von ca. 7. Millionen Euro. Doch blumig sieht es derzeit nicht aus, denn  der Verein befindet sich in einer ernsten wirtschafltlichen Schieflage. Es stellt sich die Frage, was die Himmelblauen in eine solche Situation führte.

Offensichtlich war dieses Problem schon länger bekannt, denn die bekennende Anhängerin des Chemnitzer FC und Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig erzählt: “Ende Oktober hat mich Dr. Mathias Hänel um ein dringendes Gespräch gebeten. Das Ausmaß hat mir die Sprache verschlagen. Aber wir wollen helfen.”

Dr. Mathias Hänel, Vorsitzender des CFC-Vorstandes: “Es ist tatsächlich so, dass sich der Chemnitzer FC aktuell in einer angespannten Situation befindet. Bei keiner Findung einer Lösung wäre der CFC gefährdet.”

Nicht nur das, denn ohne Hilfe besteht das Risiko weitreichender Auflagen und Strafen des Deutschen Fußballbunds e.V. (DFB) bis hin zur Gefahr für den Profispielbetrieb. Bereits im Zuge des Stadionbaus wurden bei der weithin auf ehrenamtlichen Strukturen ausgerichteten Arbeitsweise Defizite im organisatorischen Aufbau sichtbar. Aus Fürsorge gegenüber dem Verein hat die Stadt den CFC mehrfach schriftlich im April 2016 aufgefordert, seine Vereinsstrukturen zz professionalisieren.

“Natürlich stellt sich die Frage nach den Ursachen. Wir haben zuwenig Zuschauer. An der Kostenkalkulation an Spieltagen sind uns Fehler unterlaufen.  Strukturell waren wir lange Zeit unterbesetzt. Im Frühjahr sind beide Geschäftsführer monatelang krankheitsbedingt ausgefallen – beide jeweils 6 Monate”, erzählt der CFC-Vorstandsvorsitzende Dr. Mathias Hänel.

Das der CFC finanzielle Probleme hat bemerkte und erkannte der Verein im September letzten Jahres. Dr. Mathias Hänel: “Deshalb kam der kaufmännische Geschäftsführer Dr. Dirk Kall zu uns. Ich als Präsident sehe mich zentral in der Verantwortung. Ich bin auf der Suche nach Lösungen und hatte gute Gespräche mit der Stadt.”

Der kaufmännische Geschäftsführer Dr. Dirk Kall: “Wir hatten in der vorigen Saison ein Minus von 1,2 Millionen Euro zu verzeichnen. Insgesamt haben wir mit den Zahlen aus der aktuellen Saison ein Liquiditätsproblem von rund zwei Millionen Euro.”

Die Zahlung der 1,2 Millionen Euro würde das Probleme kurzfristig lösen. Die Ursache für die finanzielle Schwirigkeit muss jedoch langfristig behoben werden, um in dieses Situation nicht wieder zu geraten.

“Das darf sich nicht wiederholen. In meiner 10-Jährigen Amtszeit ist es das erste Mal das wir vor solch gravierenden Problemen stehen, das gab es noch nie”, so der Präsident.

Gestern Abend setze sich die Oberbürgermeisterin mit den einzelnen Fraktionen im Rathaus zusammen. Bei der nächsten Stadtrats-Sitzung, die am 7. Dezember stattfindet, soll es eine Beschlussvorlage geben, dass die Stadt Chemnitz mit 3,1 Millionen Euro für die Finanzen des Vereins bürgt. Dabei möchte man sich nicht ausmalen, was wohl passiert wenn der Beschluss negativ ausgeht.

Doch wo treibt die Stadt das Geld auf? “Es wird kaum jemand geben, der dem CFC noch helfen kann”, so Barbara Ludwig.

Im Rahmen der im Jahr 2012 gefassten Beschlüsse zum Umbau des Stadions an der Gellertstraße wurde unter anderem beschlossen, das zwischen der Stadt Chemnitz und dem Chemnitzer FC seit 1992 bestehende Erbbaurechtsverhältnis, welches dem CFC die Nutzung des Stadions gestattet, vorzeitig zu beenden. Das Erbbaurechtsverhältnis war bis zum Jahre 2060 vereimbart.

Als ein im Grundbuch eingetragenes dingliches Recht wirkt das Erbbaurecht für den CFC in weiten Teilen so aus,als wäre er Eigentüer der Grundstücke. Beispielsweise war es ihm seit Abschluss der Erbbauchrechtsvertrages möglich, auf dringlich gesicherter grundlage eigenständig Investitionen auf dem Grundstück zu tätigen.

Im Rahmen des beabsichtigten Umbaus des Stadions wurde dem Stadtrat vorgeschlagen, das Erbbaurecht vorzeitig zu beenden. Durch die derzeitige Situation des CFC, wurde Rücksprache mit den Vertretern des CFC und dessen Beratern gehalten. Aufgrund der Schieflage, welche beim CFC derzeit herrscht, wird eine Einbindung des liqutitätsmäßiger Begleichung der Verbindlichkeit der Stadt Chemnitz gegenüber dem CFC in das Gesamtkonzept für notwendig empfunden, um die Liqutität des CFC kurzfristig abzusichern.

“Die Abzahlung war auf 20 Jahre vorgesehen. Dies würde nicht mehr der Fall sein, sondern dem Chemnitzer FC würden 1,26 Millionen sofort ausgezahlt werden”, so Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig.

Vor diesem Hintergrund wir Vorgeschlagen, dass die Stadt Chemnitz die in ihrer Bilanz bestehende Verbindlichkeit gegenüber dem CFC dann kurzfristig begleicht, wenn seitens des CFC die von der Stadt Chemnitz erhobenen Bedingungen erfüllt sind.

Wie setzen sich die 1,26 Millionen Euro zusammen? Der von der Stadt Chemnitz und dem CFC gemeinsam mandatierte vereidigte Sachverständige für die Bewertung bebauter und unbebauter Grundstücke, hat die werterhöhenden Investitionen des CFC festgestellt. Zwischen der Stadt Chemnitz und dem CFC wurde unter Berücksichtigung dieser dieser Wertfeststellung eine Entschädigung der Stadt gegenüber dem CFC in Höhe von 1,26 Millionen Euro vereinbart.

Laufende Kosten kann die Stadt dem Verein nicht ersparen. Die vereinbarte Pacht, um die Baukosten des Stadions abzubezahlen, muss der Verein trotzdem tragen.  “Die Pacht von 180.000 Euro im Jahr können wir  nicht erlassen.  Die Bezahlung dieser ist trotzdem Bedingung”, erzählt die Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig.

Mit der Auszahlung von 1,26 Millionen Euro wäre dem Verein kurzfristig geholfen. Wie jedoch die Diskussion darüber im Stadtrat ausgehen ist schwer einschätzbar.

Barbara Ludwig hofft aber auf eine Zustimmung: “Immerhin haben alle Fraktionen zugestimmt, dass der CFC auf die Tagesordnung kommt. Damit ist der erste Schritt getan. Ich habe Hoffnung, weil der CFC eine große Bedeutung hat.”

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Lage des CFC erstelltder CFC derzeit mit Unterstützung von Wirtschaftsprüfern ein Sanierungs- und Konsoldierungskonzept. Hierbei wird es insbesondere darum gehen, neben einer Verstetigung und optimalerweise  Erhöhung der Einnahmen, eine Reduzierung der Aufwendungen des CFC zu erreichen.  Ende November soll das Sanierungskonzept stehen, um den Chemnitzer FC vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu retten.

Neben den 1,26 Millionen möchte die städtische Tochter Eins Energie einen Kredit über 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Von Nicole Neubert