Start Ausbildung: Auf Spanisch bitte!
Artikel von: Redaktion
06.08.2015

Ausbildung: Auf Spanisch bitte!

Junge Spanier suchen in der Region eine berufliche Chance. Foto: Agentur

Chemnitz/Region. Unternehmern fehlt schlicht geeigneter Nachwuchs. Ausbilden wollen alle gern, doch motivierte Jugendliche, die wirklich wollen, scheinen Mangelware.
Die Handwerkskammer Chemnitz hat bereits zum zweiten Mal junge Spanier nach Südwestsachsen geholt, um diesen hier eine Chance zu bieten.

Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 21 Jugendliche nach Chemnitz. Übrig geblieben sind bis heute noch neun von ihnen. Sie alle befinden sich in einer handwerklichen Ausbildung.  In diesem Jahr beteiligen sich 23 Jugendliche an dem Ausbildungsprogramm.

In den vergangenen acht Wochen haben sie in Spanien und Deutschland einen Sprachkurs besucht, um so erste Grundlagen zu schaffen. Denn vor allem die sprachlichen Hürden machen den jungen Spaniern zu schaffen. „Am Anfang war es schwer für mich. Mir haben die Freunde und Familie gefehlt und auch die Sprachprobleme machten es schwierig“, erklärt Francisco.

Er ist bereits vergangenes Jahr gekommen und ist einer der neun, die geblieben sind. Die 23 Jugendlichen, die in diesem Jahr kommen, haben es da etwas einfacher. Gerade für die jenigen, die in einer Firma die Ausbildung absolvieren, in der noch ein spanischer Azubi ist. So geht es Alejandro. Zusammen mit Francisco wird er eine Ausbildung bei der Schönherr Bausanierung beginnen.

„Wir beteiligen uns als Firma an diesem Projekt, weil es für uns einfach schwer ist in Deutschland ordentliche Lehrlinge zu finden, die es wirklich wollen“, erklärt Anja Südmersen von der Limbacher Firma. „Gerade ist es für mich schwer. Wenn jedoch etwas Zeit vergangen ist hoffe ich, dass ich die Stadt besser kenne, die Sprache beherrsche und Freunde habe“, hofft Alejandro für seine Zukunft hier.

„Die Sprache ist bei den Jugendlichen in diesem Jahr deutlich besser“, erklärt Yvonne Richter von der Handwerkskammer. Gleichwohl bedeutet es gerade für Spanier, die aus den großen Metropolen nach Chemnitz und in die umliegenden Regionen kommen einen richtigen Kulturschock. Das pulsierende Leben suchen sie hier vergeblich.

Viele der jungen Spanier haben bereits eine Ausbildung in ihrem Heimatland absolviert. Doch wird diese hier nicht anerkannt. Vom Bäcker über Elektroniker bis hin zu Feinwerkmechaniker, Tischler und Straßenbauer ist alles dabei. Auch Hilmer Gernhardt von Elektro Gernhardt bildet wieder einen spanischen Azubi aus.

Im vergangenen Jahr waren bereits zwei Spanier zu ihm gekommen und beide sind geblieben. In diesem Jahr beginnt Francisco Javier seine Ausbildung als Elektriker bei dem mittelständigen Unternehmen. „Die Sprache ist die größte Hürde und damit ist auch die Vermittlung und das Verständnis für ausbildungsrelevante Inhalte ein Problem“, sieht auch der Unternehmer das Problem. Und doch wollen die jungen Spanier hier ihre Chance nutzen.

„Nach dem Abschluss meiner Ausbildung möchte ich hier arbeiten und leben“, blickt Francisco Javier positiv in seine Zukunft. Insgesamt 18 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen setzen auf die spanischen Azubis. Auch Kammerpräsident und Geschäftsführer von Mothes Bau, Dietmar Mothes beschäftigt zwei spanische Azubis in diesem Jahr.

Von Stephanie Ihle