Start Zwickau Automobilbranche: Wirtschaftsanalytiker sieht Hybridtechnologie als zukunftsweisend
Artikel von: Redaktion
12.10.2015

Automobilbranche: Wirtschaftsanalytiker sieht Hybridtechnologie als zukunftsweisend

Rund 280 Teilnehmer aus der ganzen Welt kamen tagten beim 19. Jahreskongress der IHK Automobilindustrie. Foto: K. Buschmann/ IHK
Rund 280 Teilnehmer aus der ganzen Welt tagten beim 19. Jahreskongress der  Automobilindustrie. Foto: K. Buschmann/ IHK

Zwickau. Ist der VW-Abgasskandal nur reine Panikmache? Davor warnen zumindest Kenner aus der Automobilbranche. Klar, dass auch dieses Kapitel der jüngsten VW-Geschichte Thema des 19. Internationalen Jahreskongresses der Automobilindustrie vergangene Woche in Zwickau war. Doch diskutiert haben die rund 280 Teilnehmer, unter anderem aus Indonesien, Thailand und Yandu, vordergründig über die Mobilität von Morgen.

Die herausragende Bedeutung des Volkswagenkonzerns für den wirtschaftlichen Aufschwung in der Bundesrepublik, und insbesondere in den neuen Bundesländern, unterstrich Franz Voigt, Präsident der IHK Chemnitz zur Begrüßung: „Ich denke, dass ein Verstoß gegen EU-Regeln von Volkswagen und/ oder der Automobilindustrie nicht akzeptiert werden kann.“ In der Diskussion innerhalb der Branche herrsche aber Einigkeit darüber, dass ein besonnenes und abgewogenes Vorgehen angeraten sei: „Vor diesem Hintergrund halte ich es für selbstverständlich, in der gegenwärtigen schwierigen Situation den Konzern bei dessen Bemühungen um Aufklärung und Schadensbegrenzung entsprechend zu unterstützen.“

„Dennoch ist es eine sehr schlimme Situation“, erklärte Wolfgang Sczygiol, Vice PresidentBrose Group, Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG, Coburg, „da das die deutsche Ingenieurskenntnis infrage stellt“.

Einige Teilnehmer stellten sich am Rande der zweitägigen Konferenz den Fragen der Journalisten. Foto: Alice Jagals
Einige Teilnehmer stellten sich am Rande der zweitägigen Konferenz den Fragen der Journalisten. Foto: Alice Jagals

Doch weder er noch Ronald Gerschewski, Geschäftsführer von IndiKar GmbH in Wilkau-Haßlau, können die Folgen des Skandals abschätzen. „Aus Veränderungen entstehen Chancen“, sagte Geschewksi. Dass sich das auf dem gesamten Automobilmarkt nicht noch einmal wiederholen wird, ist für Helmut Becker vom Institut für Wirtschaftsanalyse klar. „Die Autos sind einfach zuverlässig.“ Wolfgang Sczygiol fügte noch hinzu, dass in der Öffentlichkeit immer wieder vergessen werde, dass sich eine CO2-Regulation nur über Dieseltechnologie steuern lasse. Und immerhin: Klaus Bräunig, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)geht davon aus, „dass die Produktion im Inland noch einmal steigt: von ca. 2,6 Millionen Pkw im Vorjahr auf rund 2,7 Millionen Pkw für 2015. Der Dieselanteil beträgt damit 48,3 Prozent.“  Entsprechend sei der Wert der Inland-Produktion für Otto-Pkw gesunken (bis 2014 auf 80,4 Milliarden Euro), für Diesel-Pkw habe dieser zugenommen (auf 69,1 Milliarden Euro). Die EU-Schadstoff-Normen bezeichnete er als schärfste Ziele der Welt. Während der globale Pkw-Markt wachse, verzeichneten deutsche Hersteller aktuell eine stabile inländische Produktion und ein Mini-Wachstum im Ausland.
E-Mobility: Fluch und Segen?
Dieselmotoren hin oder her. An der E-Mobilität wird früher oder später kein Weg vorbei führen. „Vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass bis 2050 prognostiziert etwa 60 Prozent der Bevölkerung in Ballungsgebieten wohnen wird“, so Becker. Klar ist allerdings noch nicht, wie diese Art von Mobilität am Ende ausschauen wird. Ein Hybrid sei daher noch die beste Alternative.

Bezüglich autonomen Fahrens gebe es sechs verschiedene Stufen. Bisher gibt es schon zig Sensoren, wie beispielsweise für Einparkhilfen oder in den Scheibenwischern.

Wertschöpfung nur durch Hybridfahrzeuge

Dr. Helmus Becker vom Institut für Wirtschaftsanalyse warnt vor dem Hype der (blosen) Elektromobilität. Foto: Alice Jagals
Dr. Helmus Becker vom Institut für Wirtschaftsanalyse warnt vor dem Hype der (blosen) Elektromobilität. Foto: Alice Jagals

Derzeit gibt es 18.000 Elektrofahrzeuge. Betrachtet auf die Gesamtzahl von 43 Millionen in Deutschland zugelassenen Autos, ist das ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Selbst wenn sich die E-Mobilität so stark durchsetzen sollte, ist nicht klar, wie alles in der Realität umgesetzt werden soll“, gibt Helmut Becker an. „Machbarkeitsstudien scheinen hierbei eine geringe Rolle zu spielen“ so Becker weiter im Hinblick auf die Dauer eines Ladevorgangs. „Außerdem wäre dieser Prozess auch ein Wertschöpfungsrückgang deutscher Technik. Bei einem Hybridfahrzeug sieht das anders aus. Da muss man also vorsichtig sein: Wir sägen auf dem Ast, auf dem wir sitzen.“ aj

Service
Am Mittwoch, den 28. Oktober 2015 findet 17 Uhr der nächste BIC Stammtisch bei der IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr, Entwicklungszentrum Chemnitz/Stollberg, Auer Straße 54 in 09366 Stollberg statt.

Dr. Andreas Singer, Betriebsleiter der vorgenannten Firma spricht zum Thema „Zukunft braucht Herkunft – 111 Jahre Automobilbauentwicklung in Sachsen“. Im Anschluss können ausgewählte Bereiche besichtigt werden.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, können nur angemeldete Besucher an der Veranstaltung teilnehmen. Die Anmeldung zur Teilnahme bis zum 23. Oktober 2015 telefonisch unter der Rufnummer 0375 541-104 an Heide Kunz oder per Mail an erfolgen.