Start Chemnitz Bauministerin Geywitz findet Chemnitz "cool"
Artikel von: Judith Hauße
21.03.2023

Bauministerin Geywitz findet Chemnitz “cool”

Steffi Christoph von der Werbeproduktions-Firma BASEG (l.) gibt der Bauministerin Klara Geywitz (Mitte, SPD) und Sachsens Staatsminister Thomas Schmidt (r.) einen Einblick in die Arbeitsabläufe. Foto: Judith Hauße

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) besuchte beispielhafte Baupojekte

Wer nach Chemnitz kommt, hat sie mit Sicherheit an einer der Straßen entdeckt: die vielen leerstehenden Fabriken. Dass in ihnen mehr als bloß Potenzial zum Zerfall liegt, davon sind mehrere Investoren überzeugt. Das derzeit wohl größte Bauprojekt zur Nachnutzung brachliegender Fabrikanlagen ist “die fabrik chemnitz”. Seit gut zehn Jahren liegt die ehemalige Maschinenfabrik im Stadtteil Kappel leer. Dort, wo im 19. Jahrhundert bis zu 1.500 Arbeiter Maschinen unterschiedlichster Art herstellten, entsteht aktuell ein Ort für Jung-Unternehmer und Kreative. Bei ihrem Vor-Ort-Termin machte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) am Montag deutlich: “Es braucht eine andere Baukultur. Statt immer bloß abzureißen und neu bauen, könnten Gebäude erhalten und saniert werden.”

Ein Ort für Kreative, Innovative und Unternehmer

Dort, wo einst die erste deutsche Maschine zur Tüllherstellung produziert wurde, soll künftig ein Ort für zeitgemäßes Arbeiten, Tüfteln und Leben entstehen. Mehr als 10 Millionen Euro wollen die drei Investoren die seit Jahren leerstehende Maschinenfabrik an der Zwickauer Straße sanieren und mit Leben füllen. “Das zeigt: Denkmalschutz funktioniert dann, wenn Nutzungen für die betreffenden Gebäude gefunden werden”, sagt die Bundesbauministerin bei einem Rundgang durch den Komplex. Chemnitz zeige beispielhaft, wie es funktionieren kann, alte Fabrikgebäude so weiterzuentwickeln, dass die Bürger darin wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen können.

Zum Trio der Geldgeber gehören neben Frank Theeg auch Frank Steinert, der mitunter Geld in die Umgestaltung der damaligen Färberei Haase am Chemnitzer Ufer fließen ließ, sowie der aus Radebeul stammende Gerd Göbelbecker – in Chemnitz bekannt als Investor zur Sanierung des Bahnhofs Mitte zum Harley-Davidson-Geschäft.

Schon in gut einem Jahr sollen die ersten Mieter als Nutzer in die Fabrik einziehen – sofern die dafür erforderliche Baugenehmigung vorliegt. Fertig sein soll das Bauprojekt im Kulturhauptstadtjahr 2025.

Zu den zukünftigen Nutzern gehört der ehemalige Basketball-Profi der Niners Chemnitz, Malte Ziegenhagen. Er wolle unter anderem eine Sportfläche für die “Raise up Academy” nutzen. Hier sollen sich die Kinder und Jugendlichen des Projekts im und außerhalb des Basketballs weiter entwickeln können.

Wie Solarthermie funktionieren kann

Mit der FASA AG präsentierte sich Chemnitz am Montag auch als innovativer Standort für Wärmenutzung. Aus der einstigen Firma zur Fassaden-Herstellung ist hier ein bundesweit führendes Unternehmen im solaren Bauen entstanden. Der Firmensitz selbst versorgt sich mit Sonnenenergie. Mit der Nutzung nachhaltiger Baustoffe können Heizungs- und Warmwasserbedarf ganzjährig nahezu vollständig durch Sonne gedeckt werden. Davon beeindruckt macht Geywitz deutlich, dass dies ein gelungenes Beispiel dafür sei, wie sich “Architektur und eine Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien sinnvoll verbinden lassen.”

Ein Beispiel für erfolgreiche Revitalisierung früherer Fabriken

Eine weitere Station der Bauministerin Klara Geywitz war am Montag auch die Schönherrfabrik. Das Gelände der ehemaligen Spinnerei und des Webstuhlbaus wurde in den letzten über 20 Jahren schrittweise saniert. Entstanden ist ein multifunktionaler Gewerbestandort. Dieser ist zu 100 Prozent vermietet, wie Steve Tietze, Geschäftsführer der Schönherr Weba GmbH erklärt. “Und die Nachfrage ist weiter groß.” Ein ausnahmsweise positives Problem, wie die Politikerin anmerkt. “Das stimmt”, so Tietze. “Vor einigen Jahren sah das noch anders aus. Da konnte sich noch keiner so richtig vorstellen, hier ein Unternehmen aufzubauen.”

Heute sieht das anders aus. Aktuell gibt es auf dem 82.200 Quadratmeter großen Industrie- und Gewerbekomplex gut110 ansässige Mieter und ca. 1.100 Mitarbeiter am Standort. Das Spektrum hier reicht von Gewerbe, Dienstleistungen, Kunst und Kultur bis hin zu Gastronomie, Schulungseinrichtungen sowie Sport- und Wellnessangeboten, wie etwa das Hamam & Spa . “Hätte ich das gewusst, wäre ich länger geblieben”, scherzt die Bundesministerin.