Start Besuch im Lauflabor
Artikel von: Judith Hauße
15.03.2024

Besuch im Lauflabor

Sonderthemen-Reihe „Fit durch Bewegung“ startet

Im Durchschnitt legt ein Mensch etwa 6,4 Kilometer am Tag durch Gehen zurück. Wie wir laufen, nehmen wir dabei eher weniger bewusst wahr. Wir tun es einfach, weil der menschliche Körper nun mal so gebaut ist. Unsere zwei Beine tragen uns durch den Alltag. Was für uns zur Nebensache wird, ist für unseren Körper jedoch tägliche Arbeit. Das erkennen wir aber oft erst dann, wenn die Belastung zu groß und der Schmerz bereits ausgeprägt sind. Um das Gehen zu verstehen, hat sich WochenENDspiegel im Rahmen des Sonderthemas „Fit durch Bewegung“ ins Lauflabor der Orthopädie Kaden OHG in Chemnitz begeben.

Judith Hauße,
stellv.
Chefredakteurin
WochenENDspiegel
besuchte das
Orthoka-Lauflabor
in Chemnitz.
Foto: Privat

Unsere stellvertretende Chefredakteurin Judith Hauße (im Bild) läuft im April ihren ersten Halbmarathon. Um für diesen bestmöglichst vorbereitet zu sein, hat sie ihren Gang analysieren lassen. Denn wenn unser Körper beim alltäglichen Gehen bereits Großes leistet, wie muss er sich dann erst fühlen, wenn wir wie beim Joggen rennen? Das Laufen ist eine ganzheitliche Sportart. Sie eignet sich für jeden. Trotzdem kann ein vorheriger Gesundheitscheck nicht schaden und sollte auf jeden Fall vor regelmäßigem Lauftraining durchgeführt werden.
Hierzu gehört etwa auch ein Check-up des Gang- und Bewegungsablaufs. Denn eine richtige Haltung und Schritttechnik werden beim Laufen oftmals unterschätzt, können aber entscheidend sein, um Schmerzen und Verletzungen zu verhindern.

Das Gehen verstehen

Das Lauflabor der Orthopädie Kaden OHG in Chemnitz bietet seinen Kunden die Möglichkeit, ein ganzheitliches Bild ihres Ganges erstellen zu lassen – durchgeführt von Thomas Hauser. Er ist gelernter Orthopädietechnik-Mechaniker, Sensomotorik-Therapeut und Ganganalytiker.

Bevor mich Thomas Hauser auf das Fußdruck-Messgerät schickte, erklärte er mir, warum und bei wem eine Gang- und Bewegungsanalyse überhaupt gemacht werden sollte. „Prinzipiell ist es für jeden gedacht. Das fängt bereits bei Kindern an, denn hier entstehen orthopädische Beschwerden durch eine Fußfehlstellung, die meist Auswirkungen auf darüberliegende Gelenke und Muskeln hat. Die Analyse dient dazu, bereits vorhandene Fehlstellungen oder muskuläre Dysbalancen vorzubeugen oder zu lindern. Zwar können körperliche Beschwerden beim Arzt abgeklärt werden, eine umfangreiche Erklärung des Gang- und Bewegungsapparates kann der Arzt aber in den wenigsten Fällen zeitlich abgedeckt werden.“

Das sagt der Gang über uns aus

Ich war noch gar nicht lange auf dem elektronischen Messgerät, da erkannte der Ganganalytiker auch schon das Problem. Die erste Diagnose: Knick-Senkfuß. Heißt, um Herrn Hauser zu zitieren, mein Längsgewölbe am Fuß sei bereits stark ausgeprägt und die Fersen knicken seitlich weg. Nach dieser statischen Betrachtung (Pedographie), bei der zunächst die Verteilung des Fußdrucks gemessen wurde, folgt ein 2D-Fußscan und die eletronische Balance-Messung die dynamische Videoanalyse meines Ganges. Dafür laufe ich mehrmals auf das Laufpad auf und ab. Abwechselnd erst mit dem linken und dem rechten Fuß. Hier wird etwa auch die Schrittlänge erfasst, d.h. der Abstand zwischen Fußspitze und Ferse des anderen Fußes.

Ganganalytiker Thomas Hauser geht im neuen Orthoka-Lauflabor nach der Anamnese meinem Gangbild auf den Grund. Fotos: Redaktion

„Sie wippen beim Laufen“, begegnet mir Thomas Hauser nach der Videoaufnahme. „Und das hat in der Regel eine Ursache.“ Bei mir sei dies auf die ischiocrurale Seite zurückzuführen, sprich im hinteren Oberschenkel, erklärt mir der Experte. „Hier liegt entweder eine starke Spannung in der Beinmuskultur oder im Sehnenapparat vor“, so Hauser. „Wer viel läuft beansprucht die vordere Seite des Körpers mehr. Umso wichtiger ist das Aufdehnen der Rückseite, um das Gleichgewicht der Belastung wieder herzustellen.“ All das sieht der Experte, weil die Bewegung mittels hochsensibler Videotechnik gemessen wird. Heißt, wie ist die Position des Oberkörpers oder liegt eine Instabilität vor. So erkennt er beispielsweise in meinem Fall, dass ich mit dem rechten Bein einen deutlich größeren Schritt mache. Das spielt beim Laufen insofern eine Rolle, dass dadurch mehr Energie benötigt wird. Die Laufökunomie besagt allerdings, dass Füße, die dicht am Körper sind, effizienter und kraftsparender sind. Heißt für mich, dass ich beim nächsten Lauf mehr auf meine Schrittlänge achten muss.

Mit gutem Schritt voraus

Aus den Ergebnissen der Analyse rät Thomas Hauser mir zu verschiedenen Kräftigungs- und Dehnübungen, die mir ein Physiotherapeut vermitteln kann. Denn beim Ertasten des Rückens erkannte er Defizite im Iliosakralgelenk (ISG), d.h. in der gelenkigen Verbindung zwischen dem Kreuzbein und Darmbein. Hier kann es zu Blockaden, verhärteten Muskeln oder verspannten Bändern und Sehnen kommen. Gerade wer wie ich viel im Büro sitzt, kann derartige Beschwerden bekommen.

Soll sich hingegen der Laufstil langfristig verbessern, gibt es orthopädische Hilfsmittel, die eine positive Veränderung hervorbringen. Für mich werden in den nächsten Woche sogenannte sensomotorische Einlagen angefertigt, die besonders dünn sind und die Propriozeptoren, d.h. die Endorgane an der Fußsohle stimulieren sollen. „Sie können die Muskelketten mit körpereigenen Kräften besser ausbalancieren, aktivieren und die Gelenke entlasten“, klärt mich Hauser auf. „Das geschieht auf Grund der zielgerichtet angeordneten Druckpunkte an ihrer Oberfläche, die stimulierend wirken. Das Nervensystem verarbeitet die so entstehenden Sehnenreize und reagiert mit einer Veränderung des Spannungszustandes der Muskeln. Muskel- und Gelenkpartien werden entlastet.“

Mehr zum Orthoka Lauflabor lesen Sie hier.