Start Erzgebirge „Bereicherung und Herausforderung zugleich“
Artikel von: Andre Kaiser
26.03.2019

„Bereicherung und Herausforderung zugleich“

Nico Grossmann leidet am Downsyndrom, was ihn jedoch nicht davon abhält alle ihm aufgetragenen Arbeiten in der Brettmühle zu erfüllen. Da er alles richtig und gewissenhaft machen möchte, dauert es bei ihm immer etwas länger, als bei den angestammten Mitarbeitern. Dennoch hat er im Team seinen festen Platz. Hier bedient Nico gerade Gästen aus Hessen. Foto: André Kaiser

Königswalde. Wenn Sie im Gasthof und Pension Brettmühle von einem jungen Mann mit den Worten „Gruß. Küche.“ empfangen werden, dann ist dies nicht unhöflich gemeint. Im Gegenteil. Eigentlich möchte Nico Ihnen sagen: „Herzlich willkommen. Dies ist ein lieber Gruß aus unserer Küche“.

Nico Großmann arbeitet seit 2018 als Praktikant in der gastronomischen Einrichtung in Königswalde. Er leidet am Down-Syndrom, eine genetische Anomalie, die nicht reparabel ist. Bei ihm spiegelt sich dies unter anderem in seiner Konzentrationsfähigkeit wider. Lange Sätze kann er sich nicht merken. Doch die Laune lässt er sich davon nicht verderben. Der 20-Jährige ist eine echte Frohnatur, hat immer ein Lächeln auf den Lippen, besonders wenn er Gäste bedienen darf, aber auch bei allen anderen Arbeiten im Service, in der Küche und bei der Zimmerreinigung.

„Nico ist für unser Team eine Bereicherung und Herausforderung gleichermaßen“, erklärt Iris Sellke, Die Chefin der Gaststätte und Pension Brettmühle: „Sicher sollte er immer begleitet, angeleitet und motiviert werden. Für uns ist es aber auch wichtig, zu lernen, ihn eigenständig arbeiten zu lassen, damit er an seinen Aufgaben wachsen kann. Das macht ihn sehr stolz, was wiederum uns sehr freut, da sich der Aufwand lohnt.“

Menschen mit Handicap verdienen es, im Arbeitsmarkt integriert zu werden, auch wenn es noch so viel Zeit kostet. Die Zahl der beschäftigten Menschen mit Behinderung stieg zwar innerhalb von vier Jahren um zehn Prozent. Dennoch besteht bei Arbeitgebern weiterhin Nachholebedarf.

Iris Sellke: „Mein Wunsch wäre es, dass sich noch mehr Betriebe finden, die Menschen mit Handicap einstellen könnten, jedoch weiß ich auch, wie schwierig sich dies gestaltet.“

Eine Aussage, die sich mit den Fakten der Arbeitsagentur deckt. Laut deren Statistik erfüllt nur ein Teil der Betriebe seine Pflicht, fünf Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Im Berichtsjahr 2016 lag der Erzgebirgskreis mit vier Prozent sachsenweit immerhin auf Platz 3.

Nicos Beispiel jedenfalls zeigt, dass es funktionieren kann. Er blüht in seiner Arbeit auf und bereichert das Team der Brettmühle jeden Tag aufs Neue.