Start Chemnitz Betreuung in Kitas: So geht sächsisch nicht
Artikel von: Redaktion
15.09.2016

Betreuung in Kitas: So geht sächsisch nicht

Mit dieser Aktion will man erneut auf die Probleme aufmerksam machen.
Mit dieser Aktion will man erneut auf die Probleme aufmerksam machen.

Chemnitz. “So geht sächsisch nicht”, ist die Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege sicher. Obwohl der Betreuungsschlüssel in sächsischen Kindertagesstätten zum 1. September von 1:12,5 auf 1:12 geändert wurde, sehen Vertreter der Verbände darin nur eine Augenwischerei. “Das Schlüssel existiert ohnehin nur auf dem Papier”, sagt Jürgen Tautz, Sprecher der Liga und Geschäftsführer der AWO Kreisverbände Chemnitz und Umland. In der Regelbetreuung würden auch Schlüssel von 1:18 akzeptiert. Die Folge seien zunehmende Krankenstände bei den Erzieherinnen.

Jürgen Tautz. Fotos: Cindy Haase
Jürgen Tautz. Fotos: Cindy Haase

Während Länder wie Schweden die Betreuungsschlüssel nach tatsächlich betreuten Kindern aufschlüsseln, wird in Sachsen auch die Anzahl der Betreuungsstunden einbezogen. So kommen auch sogenannte halbe Kinder im Schlüssel zustande. Dabei ballten sich die zu betreuenden Kinder immer in den Vormittagsstunden, weil es in der Kita keine Schichten von 6 bis 12 und 12 bis 18 Uhr gibt. “Und Eltern haben auch Anspruch auf ein vollständiges Gespräch mit der Erzieherin, selbst wenn das Kind nur 6 Stunden betreut wird”, verdeutlicht Heike Parthum, Leiterin der Röhrsdorfer Kinderwelt.

Auch die Vorsitzende des Stadtelternrates Chemnitz, Silke Brewig-Lange, kritisiert die Zustände deutlich und fordert mehr Personal in den sächsischen Kitas. “Uns ist bewusst, dass die Elternbeiträge dadurch steigen werden, aber wir wollen eine hochwertige Betreuung.”  Dazu gehöre beispielsweise auch, dass zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Erzieherin berücksicht werden, wie es eine zentrale Forderung ist. Tatsächlich liege die davor notwendige Zeit sogar bei vier bis fünf Stunden. Darüber hinaus fordert die Freie Wohlfahrtspflege samt ihren Unterstützern die Freistellung der Kita-Leitung für administrative Aufgaben und Unterstützung bei der Verwaltungsarbeit. Auch das kostenlose Vorschuljahr soll wieder eingeführt werden, wenn es nach den Initiatoren geht.

Silke Brewig-Lange
Silke Brewig-Lange

Mit einem großen Aktionstag am 20. September unter dem Motto “Nur wer sich bewegt, der bewegt etwas” soll nun auf die Vielzahl der Probleme aufmerksam gemacht werden. Von 15 bis 17:30 Uhr sind im Stadthallenpark Chemnitz alle Kinder, Eltern und Erzieher eingeladen. Zahlreiche Kitas, vor allem in freier Trägerschaft, haben sich dem Protest angeschlossen und werden am Dienstag ihre Einrichtungen eher schließen oder nur eine Notbetreuung anbieten.

Verteilt werden am 20. September auch Karten, auf denen die Forderungen der Initiative deutlich gemacht werden. Die ausgefüllten Karten sollen an die Landtagsabgeordenten Alexander Dierks (CDU) und Jörg Vieweg (SPD) übergeben werden. Auch ein Vorschlag zur Finanzierung wird dort gleich mit unterbreitet: “Das Geld nehmen Sie gerne aus der Imagekampagne “So geht sächsisch”, schließlich sind Kinder, die auf die Zukunft vorbereitet sind, der beste Imageträger des Freistaates.”