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Artikel von: Andre Kaiser
29.04.2021

Bevölkerung im Erzgebirge schrumpft weiter

Erzgebirge. Immer weniger Menschen wohnen und leben im Erzgebirgskreis. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes des Freistaates hervor. Demnach schrumpfte die Bevölkerung im Landkreis innerhalb von sechs Monaten (im Zeitraum vom 31. Dezember 2019 bis 30. Juni 2020) um 1.353 auf 333.595 Einwohner. Dies entspricht einem Rückgang von 0,4 Prozent innerhalb eines halben Jahres.

Die Entwicklung in den 59 Städten und Gemeinden ist hierbei allerdings recht unterschiedlich. Während in 45 Kommunen weniger Einwohner registriert wurden, konnten 13 Orte Zuwächse verzeichnen. Einzig in Heidersdorf blieb die Zahl unverändert bei 784 Einwohnern.

Den prozentual höchsten Zuwachs konnte die kleine Gemeinde Niederdorf mit +1,72 Prozent (+22 Einwohner) verbuchen. Neukirchen gewann innerhalb des genannten Zeitraumes 57 Einwohner dazu (+0,83 Prozent). Ebenfalls positiv entwickelte sich die Bevölkerungszahl in Grünhainichen (+0,6 Prozent), Börnichen (+0,51 Prozent), Thalheim (+ 0,4 Prozent) und Bärenstein (+0,39 Prozent) ebenso wie in Oelsnitz (+0,24 Prozent), Wolkenstein (+0,21 Prozent) und Jahnsdorf (+0,15 Prozent). Nahezu unverändert blieb die Einwohnerzahl in Mildenau, Lauter-Bernsbach, Gelenau und Pockau-Lengefeld.

Zahlen, die zuversichtlich stimmen sollten. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und der überwiegt in dem Falle deutlich. Viele Kommunen verzeichneten zwischen dem 31. Dezember 2019 und dem 30. Juni 2020 Verluste, teils von einem Prozent (Lößnitz -0,98 Prozent, Jöhstadt -0,99 Prozent, Crottendorf -1,04 Prozent) und mehr (Zschopau -1,23 Prozent, Deutschneudorf -1,41 Prozent). Einsamer Spitzenreiter ist die Stadt Schneeberg, deren Einwohnerzahl innerhalb von sechs Monaten um 316 sank. Ein Minus von 2,28 Prozent.

Zahlen, die hellhörig machen. Daher fragten wir beim Bürgermeister der Stadt nach. Dieser hat dafür eine simple Erklärung. Ingo Seifert: „Aufgrund der Tatsache, dass sich in der Bergstadt Schneeberg nach wie vor noch eine Erstaufnahmeeinrichtung mit einer Gesamtkapazität von 560 Plätzen befindet, ist ein statistischer Vergleich mit anderen Kommunen meiner Ansicht nach nicht belastbar. Seit mehreren Jahren wird seitens der Landesdirektion z. B. so verfahren, dass Anfang Dezember viele Verlegungen nach Schneeberg vollzogen werden. So schafft man über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel mehr freie Kapazitäten in der EAE Chemnitz. Diese freien Kapazitäten hält man dort vor, da nicht prognostizierbar ist, wie viele Zuweisungen in dieser Zeit erfolgen. Nach dem Jahreswechsel erfolgen dann wieder die Rückverlegungen nach Chemnitz. Daraus ergeben sich zwangsläufig große Schwankungen zwischen den Stichtagen 31.12. und dem 30.06. Wie eingangs schon erwähnt, kann deshalb die Einwohnerstatistik Schneebergs nicht mit der der anderen Kommunen verglichen werden, zumindest nicht für den Vergleichszeitraum zwischen 31.12. und 30.06. jeden Jahres.“

Im Ranking der bevölkerungsstärksten Städte des Erzgebirgskreises bleibt Schneeberg mit 13.557 Einwohnern weiterhin auf Platz 5. Mehr Menschen wohnen im Erzgebirge lediglich noch in Schwarzenberg (16.344/ – 103), Marienberg (16.815/ – 91), Annaberg-Buchholz (19.551/ – 68) und Aue-Bad Schlema (20.233/ – 120).

Auszugehen ist davon, dass die Bevölkerungszahl im Erzgebirge in den nächsten Jahren weiter sinken wird. Laut einer Prognose von 2018 könnte der Erzgebirgskreis im schlimmsten Fall bereits im Jahr 2030 weniger als 300.000 Einwohner zählen. Würde man allerdings die jetzigen Zahlen zugrunde legen, also in jedem Jahr von einem Bevölkerungsrückgang von 0,4 Prozent ausgehen, wäre die 300.000 erst drei Jahre später, Ende 2033 unterschritten. Letztendlich kann man es aber drehen und wenden wie man will. Bei all den Zahlenspielereien bleibt der Fakt, dass immer weniger Menschen im Erzgebirgskreis leben und eine Trendwende bisher auch nicht erkennbar ist.