Start Chemnitz Bittere Niederlage für die NINERS
Artikel von: Redaktion
29.02.2016

Bittere Niederlage für die NINERS

Foto: Archiv

Chemnitz. Es gibt knappe Niederlagen. Es gibt bittere Niederlagen. Es gibt schmerzhafte Niederlagen. Und es gibt jene Niederlagen, die man einfach nicht verdient hat – die man nicht einmal seinem ärgsten Feind wünscht. Doch genau solch eine dramatische Niederlage mussten die Zweitligabasketballer der NINERS Chemnitz am Samstagabend in der Richard-Hartmann-Halle gegen den Spitzenreiter RASTA Vechta hinnehmen. Als krasser Außenseiter gestartet und zwischenzeitlich 13 Punkte hinten, kämpften sich Virgil Matthews und Co gegen den Aufstiegsfavoriten grandios zurück und hatten gleich zweimal den Sieg fast in der Tasche. Doch eine aus Chemnitzer Sicht bedauerliche Entscheidung sowie ein eiskalter Chase Griffin auf Vechtaer Seite brachten die NINERS um den ehrlichen Lohn ihrer unglaublichen Mühen. „Ich bin so stolz auf meine Mannschaft. Sie hat heute wirklich alles gegeben, jede Hürde überwunden und das beste Team der Liga an den Rand einer Niederlage gebracht, doch am Ende sollte es einfach nicht sein“, trauerte Headcoach Rodrigo Pastore der unfassbar knapp verpassten Megasensation hinterher.

„Vor der Partie hat doch keiner einen Cent auf uns gewettet“, verdeutlichte Topscorer Matthews (23 Punkte) die Ausgangslage, in der Chemnitz als Achter und ohne den kurzfristig aufgrund eines Nasenbeinbruchs ausgefallenen Stammcenter Martin Seiferth gegen den zuvor 13 Mal siegreichen Tabellenführer Vechta als glasklarer Außenseiter galt. Dennoch lieferten sich beide Teams zu Spielbeginn einen offenen Schlagabtausch. So konterten Greg Logins und Daniel Mixich die beiden Dreier von RASTA-Scharfschütze Jeremy Dunbar zum 6:6-Zwischenstand. In der Folge brachten die Gäste, in deren Kader immerhin sechs ehemalige Erstligaprofis standen, ihre individuelle Klasse aber immer besser aufs Parkett und setzten sich bis zur ersten Viertelpause auf 23:14 ab.

Dieser Trend setzte sich auch im zweiten Spielabschnitt zunächst weiter fort und Vechta zog angeführt von Ex-Nationalspieler Christian Standhardinger, Travis Warech sowie Dunbar auf 37:24 davon. In der letzten Spielminute vor dem Halbzeitpfiff gelang Chemnitz dank Logins, Dashaun Wiggins und Stacy Wilson aber noch ein 6:0-Lauf, der nun angesichts des 30:37-Pausenstandes wieder alle Möglichkeiten offen ließ. Dass die NINERS tatsächlich an ihre Chance glaubten, zeigte sich gleich im dritten Spielabschnitt. Mit knallharter Verteidigung und großer Nervenstärke von der Freiwurflinie robbte sich Chemnitz peu á peu auf 44:46 heran. Erst gegen Ende des Viertels konnte Vechta seiner Favoritenrolle gerecht werden und ein kleines 5-Punkte-Polster aufbauen (46:51).

Zu Beginn des letzten Durchgangs mussten die NINERS dann gleich mehrere bittere Tiefschläge verdauen. Erst kassierten Virgil Matthews und Kapitän Robert Cardenas ihr jeweils viertes Foul, weshalb sie trotz bärenstarker Leistung aus Sicherheitsgründen zeitweise auf der Bank Platz nehmen mussten. Kurz darauf knickte Nate Buss um, wurde minutenlang in der Kabine behandelt und zu allem Übel versenkte Vechta auch noch einige schwere Würfe, wodurch man sich auf 60:49 absetzte. Damit war die Messe knapp fünf Minuten vor Schluss fast schon gelesen, doch Chemnitz packte jetzt sein Kämpferherz aus und mobilisierte wirklich die allerletzten Reserven. So kam man Stück für Stück immer näher heran und 37 Sekunden vor Spielende brachte Virgil Matthews die NINERS mit einem Dreier zum 64:62 tatsächlich erstmals in Führung. Kurz darauf erzielte Dashaun Wiggins gar das 66:62, doch Vechtas Carlos Medlock stellte vom Perimeter noch einmal auf 66:65. Als Matthews dann 3.6 Sekunden vor Schluss nur einen von zwei Freiwürfen verwandelte, blieb für die Gäste noch eine Minimalchance, die Medlock mit einem Verzweiflungswurf von der Mittellinie aber zu vergeben schien. Die „Hartmann-Hölle“ brach schon in großen Jubel aus, als ein Pfiff die 1.700 Zuschauer plötzlich in Schockstarre versetzte. Schiedsrichter Matthias Oehlmann hatte bei Medlocks Versuch ein Foul im Wurf gesehen, so dass der US-Boy dreimal an die Freiwurflinie durfte und hierbei trotz ohrenbetäubendem Lärms zwei Versuche zum 67:67-Ausgleich nutzte.

Zur Krönung aller Dramatik ging dieses unglaubliche Spiel nun also in die Verlängerung und hier setzte sich RASTA zunächst auf 73:68 ab. Beinahe schien es, als hätte der Last-Minute-Ausgleich zum Ende der regulären Spielzeit den NINERS moralisch das Genick gebrochen. Doch wieder einmal wurden alle Skeptiker eines besseren belehrt. Chemnitz kämpfte, Chemnitz kratzte, Chemnitz biss und Chemnitz bewies die im Sport doch so oft eingeforderten „Cojones“. Denn ausgerechnet Hendrik Bellscheidt, seit Wochen in einem kleinen Formtief und an jenem Abend gar noch ohne Punkte, traute sich im Fastbreak zum riskanten Dreier und jagte diesen eiskalt zum 75:75-Ausgleich durch die Reuse. Die NINERS strotzten jetzt geradezu vor Selbstvertrauen und so drückte Virgil Matthews 22 Sekunden vor Schluss ebenfalls vom Perimeter ab – und traf zur sensationellen 78:77-Führung. Die Hartmann-Hölle stand Kopf, doch Vechta blieb noch Zeit zum kontern. Allerdings vergab Medlock seinen Korbleger, der Rebound landete bei Chemnitz, aber Bellscheidt stand wohl mit der Fußspitze im Aus und so hatte Vechta nochmals Einwurf bei 3.1 Sekunden Restspielzeit. Der Ball landete schließlich beim früheren BBL-Star Chase Griffin, der Bellscheidt aussteigen ließ und aus fünf Metern Distanz mit der Schlusssirene zur finalen wie endgültigen RASTA-Führung und punktgenau mitten ins Chemnitzer Basketballherz traf