Start Bleiben Vater&Sohn Ampelmännchen?
Artikel von: Sven Günther
21.01.2020

Bleiben Vater&Sohn Ampelmännchen?

Seit 2017 gibt es in Plauen die berühmten Vater&Sohn Figuren als Ampelmännchen. Die Genehmigung gilt allerdings nur bis 28. Februar, weil eine sachsenweite Regelung für der artige Ausnahmen gefunden werden soll. Foto: Ellen Liebner

Leuchten Vater&Sohn in Plauen weiter?

Plauen. Sie sind die Stars der Stadt. Vater&Sohn, die Karikaturen von Erich Ohser, der sich e.o.plauen nannte.
Im Dezember 2017 wurde der Stadt erlaubt, Vater&Sohn an der Syrastraße/Hammerstraße und an den Kreuzungen Marktstraße/Oberer Graben/Neundorfer Straße/Dobenaustraße als Ampelmännchen zu verwenden.
Im April 2018 wurden die ersten Motive umgebaut. Die Ausnahmegenehmigung war auf zwei Jahre befristet. Madeline Lupart von der Pressestelle der Stadt: „Wir haben schon im Dezember letzten Jahres beim LaSuV, dem Sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr, beantragt, die Frist aufzuheben.“ Vater&Sohn sollten zu permanenten Ampelmännchen werden.
Es gab aber nur eine Galgenfrist bis zum 28. Februar.
Laut Behörde soll „hinsichtlich der Verwendung abweichender Symbole in Lichtsignalanlagen eine im Freistaat Sachsen geltende Regelung getroffen werden“.
Die Geschichte der Vater&Sohn Figuren ist tragisch. Erich Ohser, der in Plauen aufgewachsen war und an der Leipziger „Akademie für graphische Kunst und Buchgewerbe“ hatte, gewann 1934 einen Wettbewerb der extrem einflussreichen, weil mit zwei Millionen Exemplaren auflagenstarken „Berliner Illustrirten Zeitung“, die so etwas wie der Vorläufer der BILD-Zeitung war.
Da er aber wegen seiner politischen Karikaturen nicht in die Reichskulturkammer aufgenommen worden war, was einem Berufsverbot glich, gestattete es Josef Goebbels nur, Ohsers Zeichnungen nur unter Pseudonym zu veröffentlichen. Ohser nannte sich e.o.plauen, erreichte zwischen 1934 und 1937 mit 157 Geschichten ein Millionenpublikum. Aber er mussten verpflichten, mit Vater&Sohn Werbung für die Olympischen Spiele und die Reichstagswahlen 1936 zu machen.
Schließlich wurde Ohser denunziert, weil er sich in Gesprächen gegen die Nazis gestellt hatte. Am 6. April 1944 sollte ihm vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler der Prozess gemacht werden. e.o.plauen erhängte sich in der Nacht vorher. Seine Urne wurde im Familiengrab auf dem Hauptfriedhof in Plauen beigesetzt. Die Ampeln mit einen legendären Figuren stehen nur wenige Kilometer entfernt.