Start Erzgebirge Blut, ein Nackter und ein Scheintoter
Artikel von: Sven Günther
04.01.2016

Blut, ein Nackter und ein Scheintoter

Foto: pixabay.com

Unfälle, Verbrechen, Ordnungswidrigkeiten. An 365 Tagen im Jahr rücken Polizisten der Direktion Chemnitz aus, um Straftaten und Vergehen zu klären. Sie sprechen mit Zeugen, sichern Spuren, nehmen Tatverdächtige fest. Aber manchmal können die Beamten den Einsatz mit einem Lächeln abschließen.
Die Pressestelle der Polizeidirektion Chemnitz informierte über die lustigsten Einsätze des Jahres 2015.
Tierisches

Ein allein auf der Straße spazierender Esel rief die Polizei im April auf den Plan. Ein Zeuge hatte das „herrenlose“ Tier der Chemnitzer Polizei per Notruf mitgeteilt. Schließlich konnte der Ausreiser eingefangen und der Besitzer von den Beamten ausfindig gemacht werden. Der brachte seinen Esel wieder nach Hause.

Nach Hartmannsdorf mussten Polizisten im Mai ausrücken. Dort hatte eine Frau an einem Dienstagmorgen einen Kauz gefunden. Der flugunfähige Eulenvogel war anscheinend aus einem Nest gefallen, dabei aber unverletzt geblieben. In einem Karton übergaben die Beamten den Kauz nach kurzzeitiger Betreuung dem zuständigen Ordnungsamt.
Pflanzliches

Der Diebstahl von vier kleinen Hibiskuspflanzen wurde der Polizei im Rochlitzer Revierbereich im Juli angezeigt. Nach nur vier Tagen waren die frisch gepflanzten Gewächse von einer Wiese verschwunden. Wie die Ermittlungen ergaben, hatte man beim Mähen des Rasens versehentlich auch die jungen Pflanzen abgemäht. Der „eifrige Gärtner“ hatte bei seiner Arbeit von den Neuanpflanzungen nichts gewusst.

Wie eine Anruferin im Sommer mitteilte, standen doch augenscheinlich Hanfpflanzen in einer Blumenrabatte im Chemnitzer Stadtzentrum! Insgesamt waren es ca. 30 Pflanzen, die die Polizisten allerdings nicht sicherstellten, sondern in der Rabatte stehen ließen. Das lag daran, dass es sich nicht, wie zuerst vermutet, um Hanfpflanzen, sondern um Tarenaya hassleriana aus der Familie der Gleomaceae handelte, wie die Beamten vom Grünflächenamt der Stadt erfuhren.
Vermisstenfälle

Eine Vermisstenanzeige erreichte die Annaberger Polizei im Februar. Bereits am Vormittag war ein Mann auf seinen Skiern zum Langlauf aufgebrochen und am späten Abend noch immer nicht nach Hause zurückgekehrt. Die Beamten bemühten sich um den Einsatz eines Polizeihubschraubers, um die Suche einfacher zu gestalten, kontaktierten die tschechischen Kollegen und sprachen sich dann über Suchmöglichkeiten mit der Bergwacht ab. Eine halbe Stunde nach Eingang der Anzeige kam der Vermisste zu Hause an. Der Mann hatte sich lediglich auf seiner Tour im Nebel verlaufen und war deshalb länger unterwegs gewesen.

Im April erstatteten die Eltern eines 8-jährigen Jungen Vermisstenanzeige bei der Annaberger Polizei. Der Junge hatte sich allein mit seinen Skiern auf eine Langlaufloipe begeben und war dann verschwunden. Die Suche der Eltern hatte keinen Erfolg gehabt. Die Polizei forderte einen Hubschrauber an, kontaktierte die Kollegen der tschechischen Polizei sowie umliegende Krankenhäuser und weitere Helfer machten sich auf die Suche. Kurze Zeit später kehrte der 8-Jährige, noch während der Anzeigenaufnahme, wohlbehalten zurück. Er hatte unterwegs einen anderen Jungen getroffen und gemeinsam waren sie dann Skifahren. Somit konnte der Polizeieinsatz glücklich beendet werden.

Von kleinen Entdeckern, Betrunkenen und Scheintoten

Einen etwa zweijährigen Jungen, der allein und nur in Strumpfhosen und Pullover im Chemnitzer Stadtgebiet unterwegs war, meldete eine Anruferin an einem Morgen im Januar. Der Knirps hatte sich heimlich aus der elterlichen Wohnung geschlichen und auf Entdeckungstour begeben. Polizisten nahmen sich des kleinen Mannes an und brachten ihn zum Polizeirevier. Von dort holten ihn die Eltern dann wieder ab.

Im Februar informierte ein Chemnitzer die Polizei darüber, dass eine Seniorin auf dem Gehweg steht und etwas hilflos wirkt. Die Ordnungshüter begaben sich daraufhin zur angegebenen Adresse und sprachen mit der Frau. Dabei erfuhren sie, dass diese auf ein Taxi wartete, um eine Urlaubsfahrt anzutreten. Wie sich allerdings herausstellte, hatte sich die Seniorin im Tag geirrt. Das Taxi war für den nächsten Tag bestellt.

Im August rief man die Chemnitzer Polizei in ein Mehrfamilienhaus in den Ortsteil Sonnenberg. Dort hatte sich ein Bewohner nackt aus seiner Wohnung ausgesperrt und stand nun so, wie Gott ihn geschaffen hatte, im Treppenhaus. Eine hilfsbereite Nachbarin borgte dem Unglücklichen ihr Telefon und der alarmierte die Polizei anstatt den Schlüsseldienst. Die Beamten nahmen sich dann der Sache an und der Mann konnte eine dreiviertel Stunde später wieder in seine Wohnung.

Ein Anrufer teilte in einer Sommernacht, kurz nach 3 Uhr, über Notruf mit, dass in einem hell erleuchteten Büro im Ortsteil Schloßchemnitz eine Person reglos an einem Schreibtisch sitzt. Die eingesetzten Polizisten sahen dann von außen, wie sich diese Person doch bewegte … und offenbar eine bequemere Schlafposition fand.

Wegen eines mutmaßlichen Streits zwischen mehreren Personen in einem Wohnhaus rief eine Frau die Polizei in einer Januarnacht, gegen 4.15 Uhr, in den Ortsteil Stelzendorf. Am Einsatzort trafen die Ordnungshüter allerdings nur einen der Bewohner an. Der war betrunken und hatte offenbar mit sich selbst gestritten. Den Mann begleitete man in seine Wohnung und setzte die Streifenfahrt fort.
Mit dem Auto unterwegs

Auf der B 174 beobachtete ein Zeuge in einer Nacht im Mai einen Pkw Mazda, der „Schlangenlinien“ fuhr und informierte die Polizei. Das Fahrzeug stoppten Beamte wenig später und ließen die Fahrerin ins Röhrchen pusten. Das Testgerät zeigte erstaunliche 0,0 Promille. Die Frau, die Fahranfängerin war, durfte ihre Fahrt nach der Kontrolle fortsetzen.

Einen Unfall mit Personenschaden vermuteten Polizisten auf Streife in einer Nacht im August, kurz vor 2 Uhr. In der Augustusburger Straße stand auf einem Feld ein Auto und dahinter lag eine Person. Wie sich dann herausstellte, war das mutmaßliche Unfallopfer wohlauf und hielt lediglich nach Sternschnuppen Ausschau. Die Beamten rückten erleichtert ab.

Den Klassiker im vorweihnachtlichen Einkaufsstress meldete eine Autofahrerin an einem Montagnachmittag im Dezember bei der Polizei. Ihr VW war vom Parkplatz eines Einkaufscenters in Röhrsdorf gestohlen worden. Die Suche der Frau nach dem Auto hatte nichts gebracht, der VW blieb verschwunden. Eine erneute Nachsuche bei Einbruch der Dämmerung, bei der auf Anraten der Polizei die Fernbedienung betätigt wurde, verriet den verschollen geglaubten Pkw. Frau hatte sich lediglich über den Abstellort geirrt.

Besondere Kriminalfälle

Wegen größerer Blutstropfen im Hausflur und vorangegangenen lauten Geräuschen aus einer Wohnung im Chemnitzer OT Lutherviertel wählte man im Januar die Nummer der Polizei. Die eintreffenden Beamten erfuhren dann, dass in der betreffenden Wohnung ein Glas mit Roter Bete zu Bruch gegangen war. Dieses hatten die Bewohner in den Hausmüll gebracht. Dabei waren die verdächtigen Spuren im Hausflur entstanden.

Zu einer Cyberattacke soll es im Juni in einem Chemnitzer Gewerbebetrieb gekommen sein. Dort hatte man zuerst schlechten Fernsehempfang bemerkt und dann war nur noch ein Standbild mit der Aufschrift „Cyberattacke“ auf dem Fernseher zu sehen. Ergebnis des Polizeieinsatzes und der Prüfung eines Technikers war, dass sich das Gerät vermutlich „aufgehangen“ hatte. Das Standbild stammte aus einer Nachrichtensendung zum Thema „Cyberkriminalität“, die im Vorfeld im TV gelaufen war.

Ein für einen Mitbewohner vom Postboten entgegengenommener Brief sorgte im Januar für einen Polizeieinsatz im Chemnitzer Stadtzentrum. Der Umschlag veränderte seine Form, was den hilfsbereiten Nachbarn bei der Polizei anrufen ließ. Der Brief wurde sichergestellt. Wie sich dann herausstellte, befand sich im Umschlag lediglich ein singender Salzstreuer.

Nach den kürzlichen Weihnachtsfeiertagen informierte eine besorgte Anruferin aus dem Revierbereich Marienberg die Polizei darüber, dass ihr Sohn offenbar Kugelbomben gekauft hat und diese nun in der Wohnung liegen würden. Der Sohnemann war zu dem Zeitpunkt nicht zuhause. Wenig später rief die Frau erneut bei den Beamten an, um mitzuteilen, dass der Sohn nun eingetroffen wäre und es sich um einen Irrtum handelte. Der Junge hatte eine der mutmaßlichen Kugelbomben einfach aufgegessen. Es war eine schokoladige Kalorienbombe gewesen.