Start Blutiger Sommer 1945
Artikel von: Sven Günther
21.03.2023

Blutiger Sommer 1945

Jürgen Tschirner mit seiner Frau Katerina Kosova. Wo Sie die Bücher bestellen können, finden Sie unter www.tschirner-kosova.de im Internet.
Jürgen Tschirner mit seiner Frau Katerina Kosova. Wo Sie die Bücher bestellen können, finden Sie unter www.tschirner-kosova.de im Internet. Fotos: T&K

Verbrechen im Sommer 1945 neu dokumentiert

Von Sven Günther
Region. Der Inhalt der Bücher geht in die Tiefe – und ist zugleich schockierend. Selten wurden die Gewalttaten, die nach dem “, Weltkrieg in Tschechien geschahen, umfassender recherchiert und dokumentiert als in den drei Büchern „Blutiger Sommer 1945“ „Was geschah in Aussig“ sowie „Was geschah in Saaz und Postelberg im Juni 1945“.  des Leipziger Verlages „Tschirner&Kosova”. Die Autoren konnten Geheimakten in tschechischen Archiven einsehen, haben auf Kommentierungen verzichtet und stellen die reinen Fakten dar.
Dem Wochenendspiegel gab Verleger Jürgen Tschirner dieses Interview.

WOCHENENDSPIEGEL:
Die drei Bücher sind mit dem Titel „Blutiger Sommer 1945“ zusammengefasst und gehen tief ins Detail. Was ist Ihre Mission gewesen, die Bücher zu verlegen?

JÜRGEN TSCHIRNER:
Meine Frau hat das Buch “Blutiger Sommer 1945” durch Zufall in tschechischer Sprache in einer Buchhandlung in Ústí nad Labem entdeckt. Das war im Jahr 2018. Beim Durchlesen haben wir beide gemerkt, dass wir zu diesem Thema nichts wissen und waren über den Inhalt schockiert.
Wir haben dann relativ schnell den Autor angesprochen und die Lizenzrechte für eine deutschsprachige Ausgabe erworben und das Buch übersetzen lassen, was wegen des Umfanges auch noch einmal 18 Monate dauerte. 

Blutiger Sommer 1945: spaltend oder einend?

WochenENDspiegel
Fürchten Sie nicht, dass der Inhalt Deutsche und Tschechen spaltet bzw. hoffen Sie, dass der Inhalt Deutsche und Tschechen vereint.

JÜRGEN TSCHIRNER:
Uns war es wichtig, dokumentarisch aufzuzeigen, was passiert ist, den Zugang zu den Informationen zu schaffen. Nur wenn man die Fakten kennt, kann man sich auch ein Bild über eine Situation machen. Die Tatsache, dass dies durch tschechische Autoren geschehen ist, sorgt zusätzlich für Akzeptanz.
In Tschechien sind jüngere Leser an dem Thema sehr interessiert, in der Altersspanne von 35 bis 55 herrscht die Meinung vor, dass es gerechte Taten gegen die deutschen Aggressoren waren. Die über 55-Jährigen wollen von diesen Dingen nichts wissen.

Material aus tschechischen Archiven

WOCHENENDSPIEGEL:
Können Sie sagen, wie viel Recherchearbeit in den Büchern steckt?

JÜRGEN TSCHIRNER:
Bei den Büchern über die Ereignisse in Saaz&Postelberg sowie Aussig haben die Autoren jeweils etwa drei Jahre recherchiert
Bei ‘Blutigen Sommer 1945’ war es etwas mehr, dort war ein ganzes Team von Mitarbeitern in ganz Tschechien unterwegs. In allen Fällen wurde die meiste Zeit in tschechischen Archiven verbracht.

WOCHENENDSPIEGEL:
An welche Leserschaft sind die Bücher adressiert?

JÜRGEN TSCHIRNER:
Die Erlebnisgeneration (Vertriebene, deren Kinder, Enkel, Urenkel) An Menschen, die in grenznahen Regionen zu Tschechien leben und arbeiten sowie an historisch interessierte Menschen, Geschichtslehrer an Schulen und Dozenten an Universitäten.

WOCHENENDSPIEGEL:
Würden Sie sich freuen, wenn das Thema im Geschichtsunterricht eine Rolle spielen würde?

JÜRGEN TSCHIRNER:
Eindeutig ja, das Thema „Wilde Vertreibungen“ kommt praktisch nicht vor- sage ich als Vater von zwei Kindern, die das sächsische Gymnasium derzeit in der 10. und 11. Klasse besuchen.