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Artikel von: Sven Günther
27.04.2020

Braucht mein Kind eine Schutzmaske?

Ist ein MNS-Schutz für Kinder sinnvoll? Fotos: HELIOS

MNS-Schutzmasken bei Kindern – gefährlich oder sinnvoll?

Region. Die COVID 19 Infektion verläuft nicht selten symptomarm, vor allem bei Kindern. Um eine Ausbreitung einzudämmen, gilt in Sachsen eine Mundschutzpflicht in verschiedenen Bereichen. Über Nutzen und Risiken vor allem bei Kindern sprachen wir mit Dr. med. Jochen Meister, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und unter anderem Facharzt für Pneumologie und somit Lungenspezialist.

Chefarzt Meister, gilt die Mundschutzpflicht denn überhaupt für Kinder?

Dr. med. Jochen Meister: “Prinzipiell gilt das Tragen des Mund-Nasenschutzes (MNS) auch für Kinder, es wird aber die Einschränkung formuliert „sofern diese dazu in der Lage sind. Wann ein Kind dazu in der Lage ist, entscheiden die Eltern. Eine Altersgrenze wird nicht vorgegeben.“ Im Klartext heißt dies, das Tragen eines MNS bei Kindern liegt voll und ganz in der Verantwortung der Eltern. Diese Einschränkung ist sinnvoll, denn jede Anwendung einer Maßnahme beim Kind bedarf einer Nutzen-Risiko-Bewertung. Wie in anderen Lebenssituationen auch: Wenn der Nutzen eindeutig überwiegt, sollte die Anwendung empfohlen werden.”

Welchen Nutzen hat denn der Mund Nasen Schutz?
Dr. med. Jochen Meister: “Zum einen sollen Tröpfchen und Aerosole vom Kind nicht nach außen gelangen (Schutz der Umgebung), zum anderen möchte man die potentiell infektiösen Aerosole, die zum Kind gelangen, reduzieren (Selbstschutz).”

Nun wird die Anwendung des Mund-Nasenschutzes (MNS) bei Kindern von manchem Betrachter mit Sorge registriert. Welche Risiken gibt es?

Dr. med. Jochen Meister: “Es werden folgende potentielle Gefahren gesehen

1. Eine Keimvermehrung durch die Feuchtigkeit der Maske: Dafür gibt es bei korrekter Anwendung keine Belege. Auch beim Skifahren tragen Kinder oft eine Maske vor dem Gesicht. Und in der Onkologie sind Masken ein seit Jahren sinnvoll und notwendig eingesetzter Schutz.

2. CO2-Anreicherung mit Entwicklung einer Atemlähmung: Nach dem derzeitigen Kenntnisstand lässt der übliche MNS genügend Sauerstoff hindurch, eine Anreicherung von CO2 ist nicht möglich, da die Atemluft durch das Material und/oder über die Seiten zirkuliert.

3. Unfallgefahr durch Bänder/Gummizug: Dies könnte insbesondere die jüngeren Kinder betreffen. In der Konsequenz sollten diese Kinder den MNS nur nach Einschätzung der Eltern und dann nur unter Aufsicht tragen.

Wenn wir den Nutzen und die tatsächlichen Risiken bewerten, spricht das m. E. für das Tragen des MNS auch von Kindern, wenn sie dazu in der Lage sind. Diese Einschätzung obliegt den Eltern, die damit eine besondere Verantwortung in dieser Frage übernehmen. Die Einschätzung der Eltern sollte dabei entscheidend von der Akzeptanz des Kindes, von der konkreten Situation (z. B. Arztbesuch) und der Einschätzung der Unfallgefahr geprägt sein. Bei der Einschätzung geht es außerdem nicht nur um das Tragen des MNS an sich, sondern dass auch die richtige Anwendung beim Kind möglich ist. Beispielhaft seien hier genannt:

– Die Maske sollte eine geeignete Größe haben, Kinn und Nasenrücken vollständig bedecken und keine Öffnungen haben

– Die Kinder sollten die aufgesetzte Maske möglichst nicht mehr berühren

– Eine Reinigung nach jedem Tragen sollte gewährleistet sein.

Ergänzend sei gesagt, dass der MNS nur ein Teil der notwendigen Hygienemaßnahmen darstellt. Dazu gehören Abstand halten, Händehygiene, Vermeidung des Berührens von Gesicht (Nase und Mund) sowie Husten/Niesen in die Ellenbeuge. Das bedeutet, wenn bei einem Kind das Tragen des MNS nicht möglich oder nicht sinnvoll ist, sollte sich die Eltern umso intensiver den anderen Maßnahmen widmen.”

Dr. med. Jochen Meister, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und unter anderem Facharzt für Pneumologie und somit Lungenspezialist.