Start Erzgebirge Bringt das 365-Euro-Ticket zu viele Fahrgäste?
Artikel von: Sven Günther
14.02.2020

Bringt das 365-Euro-Ticket zu viele Fahrgäste?

Der Landkreis wird sich nicht dafür bewerben, das 365-Euro-Jahresticket zu testen. Ein Grund: zu viele Fahrgäste! Die GRÜNEN kritisieren die Entscheidung. Foto: pixabay.com

Kein 365-Euro-Ticket im Erzgebirge

Von Sven Günther
Erzgebirge. Die GRÜNEN kritisieren die Entscheidung des Landkreises, sich nicht als Modellregion für das 365-Euro-Ticket, wie es aus Wien bekannt ist, beim Bund zu bewerben. Für Fraktionsvorsitzende Ulrike Kahl ein Fehler. Ihrer Ansicht nach würde sich gerade im ländlichen Raum dieses Pauschalangebot lohnen.
Lohnen? Das sieht Landrat Frank Vogel anders! Er schreibt in der Antwort auf eine entsprechende Anfrage der GRÜNEN: „Infolge der Wanderung der Kunden aus teureren Tarifsortimenten hin zu den sehr preisgünstigen 356-Euro-Tickets…ist mit einem erheblichen Verlust an Tarifeinnahmen zu rechnen.” Seine Schätzung: 2,5 bis drei Millionen Euro minus.

Ein weiteres Argument für den Landrat: Das Ticket brächte zu viele Fahrgäste. Vogel: „Sollte dieses Nutzungsverhalten stark zunehmen (was ja eigentlich politisch gewollt ist), würde dies das ÖPNV-System schnell an seine Kapazitätsgrenzen bringen.”
Die Folge: Man müsste neue Busse kaufen, die Verluste würden noch größer. Außerdem ist es schon jetzt schwierig, genügend Busfahrer zu bekommen!

UND: Der Landrat weist darauf hin, dass Wien nicht als Beispiel geeignet sei, weil dort das 365-Euro-Ticket durch eine ganze Reihe von Maßnahmen gegenfinanziert würde. Zum Beispiel durch hohe Parkgebühren.

Ulrike Kahl entgegnet: „Die Antwort des Landratsamtes fällt allerdings enttäuschend aus, denn man wird sich als Erzgebirgskreis nicht für das Projekt beim Bund bewerben. Dabei werden vor allem Kostengründe ins Feld geführt und mögliche positive Auswirkungen infrage gestellt. Es wird seitens der Kreisverwaltung aber völlig außer Acht gelassen, dass ja die Einnahmeverluste für die Zeit des Modellversuches aus dem Klimapaket der Bundesrepublik kompensiert werden. Das hieße, dass dem Erzgebirgskreis in der Projektphase keine zusätzlichen Kosten entstehen würden.

Wir GRÜNE betrachten dies als vertane Chance, den Bürgerinnen und Bürgern im Erzgebirge einen Umstieg auf umweltverträglichere Verkehrsmittel zu erleichtern. Die Infrastruktur wäre vorhanden.″

Doch es gibt auch Einigkeit. Sowohl die GRÜNEN als auch das Landratsamt glauben, dass ein Test des 365-Euro-Tickets nur dann sinnvoll wäre, wenn es im gesamten südwestsächsischen Verkehrsverbund eingeführt werden würde.