Start Chemnitz Brockhage-Ausstellung in Chemnitz
Artikel von: Sven Günther
11.01.2016

Brockhage-Ausstellung in Chemnitz

Familie Brockhage mit Cornelia Güttler, Peter-Paul Brockhage, Anna Franziska Schwarzbach und Sabine Schmitt (v. l. n. r.). Die Kinder des Künstlers stehen vor dessen Mooreichenwand II, einem Raumteiler aus Eichenholz. Foto: Dr. Roland Winkler

 

Brockhage: Holz war sein Leben

„Über fünf Jahrzehnte hat sich Brockhage mit dem Werkstoff Holz in unterschiedlichster Art und Weise auseinandergesetzt. Holz war für ihn nicht einfach nur Werkstoff und Ausgangsmaterial, sondern eine unerschöpfliche Inspirationsquelle und im eigentlichen Sinne Thema seiner Arbeit,  seines Lebenswerkes“, so der Kustos der NSG, Alexander Stoll, in seiner Einführung.

Anna Franziska Schwarzbach, älteste Tochter von Hans Brockhage, macht der NSG ein Geschenk als Dankeschön aus dem Erbe ihres Vaters. Es ist  ein roter Kugelleuchter, „Vogelbeere“ genannt, mit weißer Kerze. Fotos: Dr. Roland Winkler
Anna Franziska Schwarzbach, älteste Tochter von Hans Brockhage, macht der NSG ein Geschenk als Dankeschön aus dem Erbe ihres Vaters. Es ist ein roter Kugelleuchter, „Vogelbeere“ genannt, mit weißer Kerze.
Fotos: Dr. Roland Winkler

Diese enge Beziehung zum Holz hatte Brockhage bereits von Kindesbeinen an, was seiner Erzgebirgsheimat geschuldet war. Gleichzeitig verbinden sich in seinem Lebenswerk auf einzigartige Weise die Traditionen der Holzbearbeitung im Erzgebirge mit den gestalterischen Prinzipien der klassischen Moderne und der Bildhauerkunst. Bevor es jedoch so weit war, durchlief er eine Lehre als Drechsler und Holzbildhauer. Von 1947  bis  1952 studierte er an der Hochschule für Werkkunst, der späteren Hochschule für Bildende Künste Dresden.

Brockhages legendärer „Schaukelwagen“, der als serienmäßige Nachbildung schon viele Kinderherzen erfreut hat
Brockhages legendärer „Schaukelwagen“, der als serienmäßige Nachbildung schon viele Kinderherzen erfreut hat

Für Brockhage typisch war ein sehr vielseitiger  Umgang mit Holz. So folgten auf die ersten Holzreliefs mit  Pflanzen- oder Tiermotiven seit Ende der 50er/ Anfang der 60eer Jahre kraftvolle Kerbschnitte als dekorative Wandelemente.. Der Einsatz der Oberfräse, einer Art Bohrmaschine, führte bald zu freieren Linienstrukturen mit dem Ziel, die innere Schönheit des gewachsenen Holze sichtbar zu machen. „Umgang mit Holz“, wie Brockhage seine Monografie von 2004 nannte, bedeutete für ihn aber auch Produkt-und  Spielzeuggestaltung. Legendär ist mittlerweile sein „Schaukelwagen. In diesem in Serie gegangenen Spielzeug können Kinder sowohl schaukeln als auch fahren. Ab Mitte der 60er Jahre begann Brockhages vielfältige architekturbezogene Kunst als Innenraumgestaltung. Im Zusammenhang damit stehen auch seine ersten freien Skulpturen etwa ab Ende der  70er Jahre. Ihre Entwicklung verlief über expressive Formen von großer Monumentalität und Ausstrahlung, wie eine „Barriere“ genannte liegende Figur oder sein „Ecce homo“ als  geschundener Mensch,  bis hin zu sehr schlanken, ruhig wirkenden Gestalten in seinem Alterswerk.

Zeitgleich mit der Ausstellung „Retrospektive“ in der NSG Chemnitz, die bis 14.02.2016 besucht werden kann, findet im Deutschen Bundestag die Ausstellung „Hans Brockhage – Lange Schatten“ statt, was die Bedeutung des Künstlers weit über die Grenzen Sachsens hinaus unterstreicht. (row)

Hier geht es zur Biografie des Künstlers:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Brockhage

 

Kustos Alexander Stoll, umgeben von Exponaten der Ausstellung:  vorn eine „Barriere“ genannte liegende Figur, dahinter  der aus schwarzer Eiche geschaffene „Ecce homo“ als  geschundener Mensch und an der Wand ein Holzdruck
Kustos Alexander Stoll, umgeben von Exponaten der Ausstellung: vorn eine „Barriere“ genannte liegende Figur, dahinter der aus schwarzer Eiche geschaffene „Ecce homo“ als geschundener Mensch und an der Wand ein Holzdruck