Start Chemnitz CFC-Mitgliederversammlung: Führungsgremien haben kontraproduktiv gegeneinander gearbeitet
Artikel von: Redaktion
11.12.2017

CFC-Mitgliederversammlung: Führungsgremien haben kontraproduktiv gegeneinander gearbeitet

Mike Schelonsek und Mandy Kleinwächter gehörten zu den über 500 stimmberechtigten Mitgliedern, die zur Versammlung gekommen waren und über die Weichen des Vereins abstimmen mussten. Fotos: Cindy Haase

Chemnitz. Angespannte Gesichter in allen Reihen waren heute Abend zur Mitgliederversammlung des CFC zu beobachten. Nicht nur den verbliebenen Akteuren aus Vorstand und Aufsichtsrat war anzusehen, dass dies keine Festveranstaltung werden würde. Auch die anwesenden 530 stimmberechtigten CFC-Mitglieder waren gespannt-nervös.

“Es ist einfach nur noch belastend“, brachte es Mike Schelonsek auf den Punkt. Der seit 2015 als Mitglied aktive Fan spielte dabei nicht vordergründig auf die spielerische Leistung seines Clubs an. „Wir werden alles mittragen, auch wenn es Regionalliga ist“, beteuerte er. Was ihn viel mehr ärgert: „Wir hatten schon mal eine Mitgliederversammlung, nach der alles anders werden sollte“, erinnert er sich. „Doch die kriegen es nicht hin“, schüttelt er in Richtung Vereinsführung den Kopf. Man könne nicht auf der einen Seite Hilfe haben wollen und dann Vorschläge nicht umsetzen.“ Dem zurückgetreten Vorstandsvorsitzenden Mathias Hänel die Alleinschuld zu geben, lehnt er allerdings ab. „Wir haben ihm auch viel zu verdanken.“

Hänel verlässt das Podium.

Hänel machte in seinem Bericht zum Geschäftsjahr und einer Rücktrittserklärungen von 75 Prozent der Gremiumsmitgliedern kein Geheimnis daraus, dass personelle Kontinuität anders aussehe.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Uwe Bauch zeichnete rückblickend auf das vergangene Jahr eine Vereinsführung, die untereinander zerstritten war. Dem im Mai 2017 nach kurzer Zeit erfolgten Rücktritt von Marquardt ging offenbar ein Misstrauensvotum des Aufsichtsrats voran. Außerdem nannte Bauch vor allem Probleme mit dem kaufmännischen  Geschäftsführer Lars Schauer und Vorstand Steffen Bohne, denen er fehlende Kommunikation mit dem Aufsichtsrat, vorwarf. Diesem hätten oft erst auf Rückfrage und kurz vor wichtigen Entscheidungen gelieferten Informationen zur Verfügung gestanden. „Wir haben kontraproduktiv gegeneinander gearbeitet.“ Ausgenommen von der Kritik wurden Hänel, Beltrame und Ziffert, mit denen es eine gute Zusammenarbeit gegeben habe.

Der von Bauch stark kritisierte Steffen Bohne stellte diesem rechtliche Konsequenzen in Aussicht für die Aussage, seine Firma Logsol habe finanziell von Bohnes Arbeit beim CFC profitiert. Außerdem warf er dem Aufsichtsratsvorsitzenden vor, versucht zu haben, ein Keil zwischen die Vorstände zu treiben.

Scharfe Worte durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Uwe Bauch.

Die ganze Ausstattung der Geschäftsstelle bezeichnete Bauch als schockierend und beschämend. „Also ich würde dort keinen Sponsor mit hinnehmen“, gestand er. Keine Kaffeemaschine, veraltete  Hardware, kein zentraler Server – der CFC scheint in seinem Verwaltungsgebäude Anfang der 90er Jahre hängen geblieben.

Fordert eine gemeinsame Sprache der Beteiligten: Mitglied und Sponsor Thomas Melzer.

“Der komplette Vorstand, die Stadt und der Aufsichtsrat müssen endlich eine Sprache sprechen“, fordert Sponsor und Vereinsmitglied Thomas Melzer. In der Führung und Außendarstellung wünscht er sich ein größeres Maß an Professionalität. Grundsätzlich versuche er sich aber immer in einer sachlichen Analyse und sei sich klar darüber, dass er sich kein Urteil über die Gesamtsituation erlauben kann, da ihm dafür einfach dem Einblick fehle.

Gerichtet an die neu gewählten Gremien appelliert Mathias Hänel: „Nehmen Sie sich zurück. Erst kommt der Verein und dann das persönliche Wohlbefinden.“ Er plädierte zudem für eine Direktwahl des Vorstandes statt wie bisher eine Bestimmung durch den Aufsichtsrat.

In den Aufsichtsrat nachgewählt wurden Helmut Brunhuber, Norman Löster und Thomas Uhlig. Gemeinsam sind diese nun mit den bisherigen Mitgliedern in der Pflicht, einen neuen Vorstand zu wählen. Dafür stehen formal maximal 2 Monate zur Verfügung.

Vorstand Nico Beltrame mahnte alle Beteiligte an, gemeinsam Lösungen zu finden. Ein durchgeführter sogenannter Stresstest ergab, dass dem CFC in den kommenden Spielzeiten Verluste von 500.000 bis 1,5 Millionen Euro drohen. Mit einem 8-Punkte-Plan soll dem nun entgegen gewirkt werden. Dazu zählen eine Reduktion der Kosten für Sicherheit, ein optimiertes Ticketing (Balance zwischen Preis und Zuschauerzahl), einer Neugestaltung der Nachwuchsarbeit, Erhöhung der Einnahmen durch Drittveranstaltungen sowie in der Vermarktung.

Die neuen Aufsichtsratsmitglieder.