Start Chemnitz Chemnitzer Innenstadt soll wohnbarer werden
Artikel von: Redaktion
14.01.2016

Chemnitzer Innenstadt soll wohnbarer werden

Baubürgermeister Michael Stötzer weiß, dass sich viel bewegen wird in Chemnitz. Vor allem die Attraktivität der Chemnitzer Innenstadt soll durch zusätzlichen Wohnraum und Lückenbebauung, wie hier auf dem Parkplatz zwischen Augustusburger und Zschopauer Straße, gesteigert werden.
Baubürgermeister Michael Stötzer weiß, dass sich viel bewegen wird in Chemnitz. Vor allem die Attraktivität der Innenstadt soll durch zusätzlichen Wohnraum und Lückenbebauung, wie hier auf dem Parkplatz zwischen Augustusburger und Zschopauer Straße, gesteigert werden.
Foto: bit

Chemnitz-Zentrum. Eine „gewichtige Entscheidung“ nannte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig die Bebauung des Conti-Lochs mit dem künftigen Technischen Rathaus.

„Die Chemnitzer sehen, dass sich etwas wandelt. In der Innenstadt drehen sich bald wieder Kräne“, sagte Ludwig beim ersten Spatenstich am Dienstag.

Es sollen nicht die einzigen bleiben, sieht doch die Stadtverwaltung diese Baustelle als Initialzündung für das Verschwinden weiterer Lücken, die sich zumeist entlang des Zentrumsrings befinden.

In den frühen Neunzigern hatten windige Investoren mit spektakulären Plänen wie etwa dem Maison de France viel zu frühe Hoffnungen auf die Verdichtung der geschundenen Stadt geweckt, realistisch war zunächst nur die Bebauung des unmittelbaren Kerns.

Nachdem diese Aufgabe im Wesentlichen erfüllt ist, rückt die (von innen gesehen) zweite Reihe wieder in den Blickpunkt. In einem Gutachterverfahren stellte die Stadtverwaltung im vorigen Jahr mehreren Architekturbüros die Aufgabe, Vorschläge für die Baufelder E 3 (Tietz-Parkplatz), E 4 (Parkplatz Johanniskirche), F 4 (zwischen smac und Johannisplatz) und J 5 (hinter Verwaltungsgebäude Brückenstraße) zu machen und dabei insbesondere die trennende Wirkung der breiten Straßen zu reduzieren.

Eine Ausstellung im Spätsommer zeigte die Arbeiten und forderte zur öffentlichen Diskussion heraus. Wie es nun weitergeht, wollte WochenENDspiegel von Baubürgermeister Michael Stötzer wissen.

Welche konkreten Maßnahmen wurden bisher aus dem Innenstadt-Wettbewerb abgeleitet?

Michael Stötzer: Für die Baufelder E 3 und E 4 gibt es einen Aufstellungsbeschluss. Das ist das Startsignal für die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Wenn sich die Absichten eines Investors und der Stadt decken, kann man auch das einfachere Baugenehmigungsverfahren durchführen. Der Parkplatz am Tietz soll dieses Jahr ausgeschrieben werden.

Was soll dort entstehen?

Der Architektenvorschlag sieht zwei Gebäudekomplexe für Wohnen und Handel vor. Außerdem ist ein kleiner Platz vorgesehen, der den Haupteingang des „Tietz“ betont. Die so genannte neue Johannisvorstadt erhält eine kleinteilige Struktur ebenfalls vor allem zum Wohnen. Der Vorschlag aus dem Gutachterverfahren muss aber überarbeitet werden.

Gibt es schon Investoren?
Unter anderem durch die Vorstellung der Vorhaben auf der Expo Real in München sind uns ernsthafte Interessenten bekannt.

Wie viele Wohnungen könnten insgesamt im unmittelbaren Innenstadtbereich entstehen?

Alle möglichen Standorte zusammengenommen, also auch den Getreidemarkt, wo die GGG gerade Grundstücke ausschreibt, sind 2000 Wohnungen mit hochgerechnet 6000 Bewohnern vorstellbar.

… die Leerstand in anderen Gebieten zur Folge hätten?

Die Gefahr sehe ich nicht. Chemnitz wächst und der Wohnungsbedarf nimmt zu. Und man muss ehrlich sagen, dass Wohnen im Zentrum relativ teuer ist.

Jahrelang wurde die Fläche neben dem Archäologiemuseum als prioritäres Baufeld betrachtet, da sie die Innenstadt hin zum Johannisplatz vervollständigen sollte. Sogar das Technische Rathaus sollte dorthin ziehen. Jetzt gehen Sie zuerst an die gegenüberliegenden Baufelder heran, warum?

Wie sich herausgestellt hat, ist das Grundstück doch schwierig zu vermarkten. Einmal ist es teuer, zum anderen aber auch hinsichtlich Lage und Nutzung Die Studie eines renommierten Immobilienunternehmens hat ergeben, dass dort erst das Umfeld in Ordnung sein sollte, die Nutzer also nicht mehr auf den Riesen-Parkplatz gegenüber schauen müssten. Und durch die Zufahrt zum Johannisplatz ist auch die verkehrstechnische Erschließung eingeschränkt.

Der Siegerentwurf, den die Stadt zur Handlungsgrundlage gemacht hat, sieht ein neues Gebäude zwischen Galerie Roter Turm und Brückenstraße vor, gegen das es viel Widerstand gibt. Soll es trotzdem gebaut werden?

Ja, dieses sogenannte Baufeld B 7 ist besonders umstritten. Ein Gebäude mit Wohnungen oder Büros und durchlässigem Erdgeschoss mit Café und Läden soll den relativ langen Fußweg von der Galerie Roter Turm zur Brückenstraße „verkürzen“ und die Laufrichtung  auf den hinter dem Marx-Kopf geplanten Durchgang zum Brühl lenken.

Wir untersuchen in diesem Jahr, ob der vorgesehene Baukörper noch weiter an die Straße der Nationen verschoben werden könnte, um den Eingriff in den uns sehr wichtigen Stadthallen-Park so gering wie möglich zu halten. Dazu müssen auch der VMS und die Verkehrsplaner einbezogen werden. Auch an die Gestaltung des Gebäudes  muss man nochmal `ran. Ich rechne mit Ergebnissen im zweiten Quartal. Vielleicht lässt sich ein Kompromiss finden.
Sollte man zur Belebung des öffentlichen Raumes nicht stattdessen die Galerie zur Straße der Nationen öffnen und mit einem Café am Roten Turm die Außenwirkung vergrößern?

Das kann die Stadt nicht anordnen, nur in Kooperation mit dem Eigentümer versuchen. Bisher gibt es dazu kein Signal. Bei neuen Grundstücksausschreibungen können wir Rahmenbedingungen vorgeben, die der Investor mit seinen Plänen untersetzt. Am Ende entscheidet der Stadtrat, ob ihm das gefällt oder nicht.

Gislea Bauer