Start Chemnitz Chemnitzer Linux-Tage am TU Campus
Artikel von: Redaktion
12.03.2023

Chemnitzer Linux-Tage am TU Campus

Nach dreijähriger Pause konnten die Linux-Tage endlich wieder in Präsenz stattfinden. WochenENDspiegel hat sich unter die Besucher gemischt. Fotos: Björn Wagener

Chemnitz. Am Wochenende fanden nach pandemiebedingter Pause die beliebten Chemnitzer Linux-Tage wieder in Präsenz statt. Neben zahlreichen Informationen und Vorträgen rund um das alternative Betriebssystem mit dem Pinguin standen auch Themen wie IT-Sicherheit oder nachhaltige Digitalisierung im Bildungssystem auf der Agenda. Höhepunkt für viele Besucher war am Samstag der Vortrag von Prof. Dipl.-Ing. Klaus Knopper.

Hier wurde auch von den Veranstaltern bestätigt, dass die Besucher schon in den Vorjahren immer wieder wissbegierig an Knoppers Lippen gehangen hatten. Bekanntgeworden war der 55-Jährige mit seinem eigenen Linux-Ableger, welcher seit 23 Jahren mittlerweile existiert.

Prof. Dipl.-Ing. Klaus Knopper – der Entwickler hinter Knoppix.
Prof. Dipl.-Ing. Klaus Knopper – der Entwickler hinter Knoppix.

Für alle, die zu Hause geblieben waren, bot man zudem alle Vorträge als kostenlosen Stream an. Im Nachhinein wolle man diese dann in aufbereiteter Form als Video-on-Demand zur Verfügung stellen. Auf diese Weise gehe kein Wissen verloren und könne zu jeder Zeit mit jedem internetfähigen Gerät abgerufen werden.

Nachhaltigkeit in der digitalen Welt

Nachhaltigkeit ist seit einigen Jahren ein Thema, das gesellschaftlich immer mehr an Bedeutung gewinnt. So war es nicht verwunderlich, dass bereits am Samstagvormittag mehrere Vorträge zu diesem Schwerpunktthema gehalten wurden. Die Bandbreite reichte dabei von Kryptowährungen wie Bitcoin bis hin zum Stromsparen durch den Einsatz von IT-Systemen. Aber auch das Thema Bildung stand im Mittelpunkt des Samstagvormittags. So hatten drei Pädagogen aus Baden-Württemberg unter dem Motto „Bildungssysteme nachhaltig digitalisieren“ zu einem einstündigen Vortrag eingeladen. In diesem berichteten sie von ihren Erfahrungen mit dem Fernunterricht während des ersten Corona-Lockdowns und der technischen Umsetzung im Vorfeld. Dabei gab es nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Diese betraf vor allem das Thema Datenschutz in Bezug auf die persönlichen Daten von Schülerinnen und Schülern.

Zudem gab man den Zuhörern einen wichtigen Denkanstoß mit auf den Weg. Müssen im digitalen Bereich immer Lösung aus Übersee dienen, oder gibt es eventuell auch eine vergleichbare Lösung aus deutscher oder zumindest europäischer Hand? Dies garantierte nicht nur die Einhaltung von europäischen Datenschutzstandards, sondern unterstütze auch den eigenen Wirtschaftskreislauf.

Einen anderen, aber nicht minder wichtigen Nachhaltigkeitsansatz verfolgte Knopper am späten Vormittag mit seinem Vortrag „Nachhaltiges Computing mit Knoppix“. Die zentrale Kernfrage hierbei: Wie alte Hardware mit aktuellem Betriebssystem sicher nutzen? Gerade in diesen Teilen der Welt, wo nicht an jeder Ecke ein neuer Computer gekauft werden könne, sei dies ein wichtiger Faktor. Er selbst berichtete, dass sein Ableger auf Hardware läuft, die vor der Jahrtausendwende Standard war. Es dauert zwar länger, aber im Zweifel funktioniert es, so Knopper.

v.l.: Dr. Andreas Mundt, Andreas Grupp und Frank Schiebel.

Hilfe für kleine und große Probleme

Neben den zahlreichen Vorträgen hatten die Besucherinnen und Besucher auch die Möglichkeit, sich im Vorfeld für die „Praxis Dr. Tux“ anzumelden. Dort gab es Hilfe bei kleineren und größeren Problemen mit dem alternativen Betriebssystem. Leider funktioniert hier nicht alles so, wie man es als Windows-Nutzer vielleicht gewohnt ist, sodass man hier und da noch einmal selbst Hand anlegen musste. Voraussetzung war lediglich eine Voranmeldung, ein Veranstaltungsticket und das Mitbringen der Hardware. Ein tolles Angebot, welches auch nicht-fachkundigen Nutzern einen Blick über den Tellerrand ermöglicht, kommentierte ein Besucher das Angebot auf Nachfrage.

Für diejenigen, die keine Probleme mit ihrer Hardware hatten und ihr Wissen rund um verschiedene Themen aus dem Bereich der Informationstechnologie erweitern wollten, wurden an den beiden Tagen auch verschiedene Workshops angeboten. Neben Themen wie Zeit- und Selbstmanagement wurden auch Einblicke in das Textsatzprogramm LaTex oder die dezentrale Speicherung der eigenen Daten geboten.

Firmen und Vereine stellen sich vor

Im Eingangsbereich des Veranstaltungsgebäudes präsentierten sich Unternehmen, freie Entwicklungsprojekte und lokale Vereine. Darunter waren auch die Betreiber von Freifunk Chemnitz. Diese betreiben bereits seit 2011 in Chemnitz sowie Teilen Mittelsachsens, des Erzgebirges und Zwickaus in ihrer Freizeit ein offenes und anonymes WLAN-Netz. Ziel ist mehr Unabhängigkeit von einzelnen Internetanbietern. Außerdem steht der Spaß an der Vernetzung im Vordergrund – technisch wie persönlich. Mitmachen kann jeder, der bereit ist, einen Teil seiner Internetgeschwindigkeit über einen speziellen Router mit anderen Nutzern zu teilen. Um die eigene Netzwerksicherheit braucht man sich dabei nicht zu sorgen, wie man direkt betont. So hat sich Freifunk als Internetanbieter bei der Bundesnetzagentur registrieren lassen und vernetzt die Router mit eigenen Servern, über die dann die Verbindung zum Internet abgewickelt wird. Als Betreiber eines Funkknotens hat man daher keine rechtlichen Probleme zu befürchten, da der eigentliche Anschluss nicht identifizierbar ist.