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Artikel von: Sven Günther
31.07.2017

China-Seuche killt wieder Kaninchen

In Sachsen sterben wieder massenhaft Kaninchen. Foto: pixabay.com

Kaninchen sterben im Erzgebirge

Von Sven Günther
Erzgebirge. Die China-Seuche (RHD Typ 2, Rabbit Haemorrhagic Disease) grassiert wieder im Erzgebirge. In einigen Orten sind fast alle Tiere dem Virus zum Opfer gefallen. Crottendorf, Cranzahl, Neudorf und  Walthersdorf sind besonders schlimm betroffen. Folge: Die geplante Ausstellung im Rahmen der 650-Jahr-Feier am 19. und 20. August wird wohl abgesagt werden. Maik Pöttrich vom Rassekaninchenzüchterverein Sehma: “Das steht zu 99 Prozent fest, weil es keine Tiere mehr gibt. Es war auch im letzten Jahr schon so, dass viele Tiere gestorben sind. Aber jetzt ist es noch schlimmer. Ich fürchte, dass Sterben wird sich wieder bis in den Herbst hinein fortsetzen.”

Die China-Seuche ist für ganz Sachsen ein Problem. Auch die Sächsische Landesjungtierausstellung, die für den 5. und 6. August in Tautenhain geplant war, fällt aufgrund der massenhaften Erkrankung der Tiere aus. . In Bad Schlema wurde die am 29. Und 30. Juli geplante Kreisjungtierschau der Rassekaninchenzüchter abgesagt.

Gerd Rabenstein, Kreis-Verbandsvorsitzender der Kaninchenzüchter aus Crottendorf: “Wir gehen davon aus, dass das Sterben damit zusammenhängt, dass es im Frühjahr einen Engpass beim Impfstoff gegeben hat.” Erschwerend kommt hinzu, dass dieser exakt verabreicht werden muss. Nach der ersten Impfung müssen 21 Tage vergehen, bis zu dritten ein halbes Jahr. Wirksamer ist ein französisches Produkt, das nach einer Anwendung schützt. Aber es ist deutlich teurer.

Rabenstein: “Ein Problem, dass wir Menschen selbst verursacht haben. Das RHD-Virus wurde einst zur Bekämpfung der Kaninchenplage in Australien gezüchtet und verwendet. Über China und Frankreich ist es zu uns gekommen. Es hat sich dann 2014/2015 zum Typ 2I verändert.”

Das Problem: Es gibt keine Meldpflicht, sodass auch im Veterinäramt keine konkreten Zahlen zu toten Kaninchen vorliegen. Die Pressestelle teilt mit: “Das RHD-Risiko ist derzeit hoch, Tendenz steigend, da das Risiko einer Übertragung der RHD-Viren durch sich witterungsbedingt stark vermehrende stechend-saugende Insekten deutlich zunimmt.”

Das Landratsamt rät zu Impfungen. “Es sind verschiedene RHD-Impfstoffe erhältlich. Die Anwendung der Impfstoffe sollte streng nach Herstellerempfehlung bzw. STIKO-Impfempfehlungen des Robert Koch Institutes erfolgen. Um einen wirksamen Impfschutz zu erreichen, sollte stets eine 100-prozentige Impfung des gesamten Kaninchenbestandes erfolgen. Die Kosten für eine wirkungsvolle Impfung gegen RHD1 und 2 liegen bei ca. vier bis fünf Euro pro Tier und Jahr.”

Gerd Rabenstein: “Wichtig wäre, dass es ein kostenloses Info-Telefon und eine kostenlose Tierentsorgung gäbe. Wenn man die toten Kaninchen nur vergräbt, holt sie sich schnell der Fuchs und die Vieren bleiben so im Umlauf.”

Eine weitere Bedrohung der Bestände kann Rabenstein schon prophezeien: “Die Australier haben ein neues Virus entwickelt und auch eingesetzt. Vergiftete Möhren sind mit ihm infiziert. So soll die Hälfte der Population verschwinden. Ich bin mir sicher, dass wir das neue Virus in einigen Jahren auch im Erzgebirge haben werden.”

Das Landratsamt  empfiehlt vorbeugende Maßnahmen gegen eine Infektion mit RHD-Viren:
– Impfung des gesamten Kaninchenbestandes gegen RHDV1 und RHDV2
– Verstärkte Maßnahmen zur Abwehr und Bekämpfung von stechend-saugenden Insekten
– Beseitigung von Brutstätten dieser Insekten
– Eingeschränkter Besucherverkehr im Stallbereich
– Quarantäne für alle zugekauften Kaninchen
– Intensivierte Reinigung und Desinfektion der Stallanlagen