Start Erzgebirge Corona-Genesene mit einem Strich abserviert!
Artikel von: Sven Günther
21.01.2022

Corona-Genesene mit einem Strich abserviert!

Jens Weißflog in seiner wunderschönen Relax-Lounge. Foto: Leonwood

Jens Weißflog: “Ich weiß nicht, wie das gehen soll…”

Region. Sie hatten sich auf 2G+ eingestellt, hatten den Impfnachweis dabei, dazu die Bestätigung, dass sie in den letzten sechs Monaten von einer Corona-Erkrankung genesen sind. Doch die Türen von Restaurants, Kinos oder Theatern bleiben mit einem Schlag für viele Menschen geschlossen.

Der Grund: Das RKI verkürzte die Dauer der Genesenen-Nachweise plötzlich auf drei Monate. Grund: Wiederansteckungen sind aufgrund der Omikron-Variante schon nach drei Monaten möglich.

Das Sozialministerium teilt mit: “Die Befristung der Gültigkeit des Genesenennachweises auf drei Monate umfasst sowohl alle bislang ausgestellten als auch neu ausgestellte Zertifikate. Da der Bund mit Änderung der COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmeverordnung keine Übergangsregelung vorgesehen hat, gilt diese Regelung auch rückwirkend.”

Eine Ausnahme gilt in Sachsen: Für doppelt geimpfte Genesene gilt die Regel nicht.

Hotelier und Skisprunglegend Jens Weißflog schüttelt nur den Kopf und winkt ab: “Ich weiß auch nicht, wie das gehen soll. Die Gäste kommen dann einfach mit ihrem behördlich ausgestellten Genesenennachweis auf Papier auf dem steht, dass der Status sechs Monate gilt. Darauf werden die Leute beharren und es kommt zu Grundsatzdiskussionen am Einlass.”

Für den Hotelier ist dieser Regelung ein weiterer Punkt, um die Unsicherheit der Menschen zu schüren. Er sagt: “Die Leute sind total verwirrt ob dem ganzen Regelwust und lassen einen Besuch oft bleiben. Skifahrer, die die Lifte am Fichtelberg mit 2G benutzen können, lassen einen Restaurantbesuch wegen dem PLUS bleiben. Dabei sind die Gaststätten gerade im Erzgebirge auf Touristen angewiesen. Auch Familienfeiern oder Ausflüge von Arbeitskollegen fallen weg, wenn nur ein oder zwei Leute aus der Gruppe den geforderten Nachweis nicht erbringen können.”

Wenigstens kann er sich darüber freuen, dass Hotelgäste bei ihm buchen. Der Hotelier: “Wir sind nahezu ausgebucht, konnten so das Personal halten. Eigentlich müssten wir sogar aufstocken. Aber es kommen keine Bewerbungen.”

Auch der Jörg Dittrich, der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, schüttelt den Kopf: “Bei allem Verständnis für notwendige Anpassungen von Corona-Bestimmungen an sich ändernde Rahmenbedingungen durch Gesundheitsbehörden: Es kann aus Sicht des Handwerks nicht sein, dass derartige Entscheidungen durch den Gesundheitsminister nicht zugleich auch aktiv gesteuert werden! Denn: Von Übergangsfristen, die es Menschen ermöglichen, sich auf die neue Situation einzustellen – keine Spur!”

Jörg Dittrich, der Präsident des Sächsischen Handwerkstages. Foto: Sächsischer Handwerkstag/Wolfgang Schmidt

Er fragt: “Wie sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich in dem jetzt geltenden Rege-lungs-Wirrwarr noch zurechtfinden? Was gilt eigentlich nunmehr bezüglich Quarantäne und Beschäftigungsmöglichkeiten? Müssen sich Genesene nach drei Monaten wieder wie Ungeimpfte behandeln lassen? Inwiefern werden zusätzliche Tests fällig? Und schließlich: Wer kommt kostenseitig für den zusätzlich veranlassten Bürokratieaufwand auf?”

Seine Forderung: “Statt Hoppla-Entscheidungen im Corona-Krisenmanagement brauchen wir Maßnahmen, die sowohl praktikabel sind als auch Akzeptanz in der Öffentlichkeit finden.“