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Artikel von: Sven Günther
25.03.2020

Corona: Vorsicht bei den Enkeln!

Dr. Imke Wirth, Chefärztin der Klinik für Geriatrie am Helios Klinikum Aue. Foto: Dorothee Sykora

Vorsicht vor den Enkeln!

Aue. Täglich vermelden die News-Ticker neue Daten zur Anzahl von am Corona-Virus infizierter Personen. Sie nehmen erschreckend zu, wie auch die Zahl derer, die der Krankheit nichts mehr entgegensetzen konnten. Besonders hart trifft das Virus ältere Menschen, die damit zur sogenannten Risikogruppe gehören. Doch warum ist das so und wie können sie sich schützen? Das haben wir Altersmedizinerin Dr. Imke Wirth gefragt.

Alles verändert sich im Laufe eines Lebens, auch das Immunsystem des Menschen wird schwächer. „Ein alterndes Immunsystem ist deshalb mit einem Virus wie dem Corona schnell überfordert”, erläutert Dr. Imke Wirth, Chefärztin der Klinik für Geriatrie am Helios Klinikum Aue. Vor allem wenn Alter und bestehende Grunderkrankungen zusammenkommen, ist die Gefährdung besonders hoch.

Abstand ist der beste Schutz
Der Gedanke, dass wegen der Kindergarten- und Schulschließungen nun die Großeltern die Betreuung der Enkel übernehmen, ist laut Dr. Wirth ein zweischneidiges Schwert. Einerseits leiden besonders die Älteren unter dem Einfrieren sozialer Kontakte, zum anderen setzt man sie bei Besuchen einer erhöhten Gefahr aus. „Junge Menschen, sofern sie keine Vorerkrankungen aufweisen, können aufgrund eines starken Immunsystems besser mit dieser Krankheit umgehen. Für die Älteren gilt: Abstand und Distanz sind der beste Schutz“, betont die Altersmedizinerin. Nach ihrer Beobachtung und entgegen aller Vermutungen, haben ältere Menschen für die strengen Auflagen in dieser Ausnahmesituation aber mehr Verständnis als die Jungen. Vielleicht deshalb, da viele von ihnen schon als Kind zum Ende des Zweiten Weltkrieges Extremes erleben mussten und das noch gut in Erinnerung haben.

Das größte Problem: Der Umgang mit den Enkeln ist besonders tückisch, da Kinder aus der Erfahrung heraus oftmals keine oder geringe Symptome haben und trotzdem mit dem Corona-Virus angesteckt sind.

Gute Ernährung stärkt Immunabwehr
Sich selbst überlassen sollte man diese Generation aktuell aber nicht. Gerade weil sie körperlich geschwächt sind, benötigen sie Hilfe. Diese ist auch möglich, ohne dass es dabei zu engen Kontakten kommt. Einkaufshilfen und regelmäßige Video-Telefonie gegen die Einsamkeit – Möglichkeiten gibt es viele. Ein spezielles Augenmerk sollten Verwandte und Freunde, aber auch die Älteren selbst vor allem auf die Ernährung legen.
Aktuelle Studien belegen, dass viele Alte eine bereits gefährliche Mangelernährung aufweisen. „Für sie gilt deshalb in besonderem Maße, dass Gemüse und Obst auf den Speiseplan gehören. Sauerkraut und Joghurt weisen zudem Milchsäurebakterien auf, die das Gewebe stabilisieren und das Eindringen von Viren erschweren. Nützlich sind darüber hinaus Ingwer und Meerrettich”, betont Dr. Wirth. Die ältere Generation weiß noch am besten um die alten Hausmittel, zu denen auch regelmäßiges Gurgeln zum Beispiel von Salzwasser gehört, um die Keime im Rachen zu minimieren. Tägliche Spaziergänge an der frischen Luft, eine gelebte Körperhygiene mit regelmäßigem Händewaschen sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1 l am Tag stärken das Immunsystems zusätzlich.

Mehr Einweisungen älterer Patienten
Angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft ist ein rasanter Anstieg von Corona-Infizierten gefährlich. Zumal die Krankheitswelle parallel zu den ohnehin schon bestehenden gesundheitlichen Beschwerden Älterer verläuft. „Meine Sorge ist, dass bei einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland, alte Menschen mit Herzproblemen, Schlaganfall und Nierenleiden oder anderen Erkrankungen hinten anstehen müssen, da die Kapazitäten der Krankenhäuser vollkommen ausgelastet sind“, betont Dr. Wirth und ergänzt, dass sie für die Älteren eine Welle an stationären Einweisungen erwartet.

Mehr Kapazitäten in der Intensivmedizin bereitgestellt
Um gut gewappnet zu sein, hat das Helios Klinikum Aue die Kapazitäten im intensivmedizinischen Bereich erhöht. Für die Geriatrie heißt das, dass der Bereich der Akutgeriatrie aktuell verkleinert wurde, die geriatrische Tagesklinik vorübergehend geschlossen wurde. Für akut kranke, ältere Patienten indes bleibt die Altersmedizin am Helios Klinikum Aue weiterhin die erste Adresse in der Region, um die aktuelle Infektionswelle gesund zu überstehen.