Start Erzgebirge Das fünfte Geheimnis von St. Annen
Artikel von: Sven Günther
22.07.2019

Das fünfte Geheimnis von St. Annen

Auf www.wochenendspiegel.de werden bis zur Feier des 500. Jubiläum des Kirchenweihtages am 26./27./28. Juli zehn Geheimnisse der St. Annenkirche Annaberg enthüllt. Heute: Das Geheimnis der 1. friedlichen Revolution. Foto: Thomas Jacobi

Geheimnis 4: Die erste friedliche Revolution

Von Sven Günther
Annaberg-Buchholz. Das 500. Jubiläum des Kirchweihtages von St. Annen wird vom 26. bis 28. Juli gefeiert. Martin Johannes Lange, Verwaltungsleiter der Kirchgemeinde: „Für unsere Gemeinde ist St. Annen der Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren. Lassen Sie sich einladen, mit uns zu feiern, lassen Sie sich von St. Annen berühren, erleben Sie Gottesdienste und Musik, Handwerk und Kunst.“
Neben Gottesdiensten, Festkonzerten stehen auch die Annaberger  Steinmetztage auf dem Programm.
500 Jahre St. Annen. Viele Details sind bekannt und beschrieben: Der Bergalter, die Schöne Tür, die Emporenreliefs, der Bäckeraltar. Doch das Gotteshaus bietet auch Geheimnisse. Auf www.wochenendspiegel.de werden zehn von ihnen gelüftet.

Gottesdienst mit 6000 Menschen

Die friedliche Revolution von 1989 ist uns im Gedächtnis. Dass es schon 1539 in Annaberg-Buchholz eine friedliche Revolution gab, bei der die Annenkirche eine wichtige Rolle spielt, ist weitgehend unbekannt.
Stadtgründer Georg der Bärtige war ein erbitterter Gegner Luthers, schlug 1525 bei Frankenhausen das Bauernheer. Doch die Reformation war nicht zu stoppen und Georgs Nachfolger, sein Bruder Heinrich, geriet immer mehr unter Druck. Er überlegte, die Reformation auch in seinem Reich einzuführen.
Das rief den Böhmischen König Ferdinand I auf den Plan, der mit Krieg drohte. Das Kontra kam aus Hessen, von wo aus Philipp I. sich dem König entgegenstellte. Ausgerechnet Philipp, der mit Georg dem Bärtigen noch Seit an Seit die Bauern niederschlug.
Die Konstellation um Heinrich mit der Drohung aus Prag und der Gegendrohung aus Hessen, brachte ein Treffen aller führenden Herrscher der Region in Annaberg-Buchholz hervor, das dazu führte, dass am 4. Mai 1539 die Reformation in der Annenkirche ausgerufen wurde.
Ein Gottesdienst, der ebenfalls ein Mysterium in sich birgt: Angeblich sollen 6000 Menschen teilgenommen haben. Doch passen die überhaupt in den 65 x 27 Meter großen Gottesraum inklusive Emporen? Die Antwort gibt der Dichtequotient bei Demonstrationen nach Jacob und die Berechnungsgrundlagen der Polizei: JA.
Man geht davon aus, dass bei Versammlungen rund drei Menschen auf einem Quadratmeter stehen. Demnach würden in die Annenkirche (ohne Bestuhlung) bei 1755 Quadratmetern 5265 Menschen passen. Dazu kommt der Platz auf den Emporen.