Start Erzgebirge Der Aufpasser
Artikel von: Sven Günther
14.12.2015

Der Aufpasser

Steffen Flath ist neuer Chef des MDR-Rundfunkrates. Foto: Privat

MDR-Rundfunkratschef Flath im Interview
Von Sven Günther
Annaberg-Buchholz/Dresden. Er wird Augen und Ohren offen halten, sehen und hören, was der MDR sendet und sich ganz sicher zu Wort melden, wenn ihm etwas nicht passt. Seit wenigen Tagen ist Steffen Flath neuer Vorsitzender des MDR-Rundfunkrates, sagt: “Auch in den nächsten zwei Jahren wird der Rundfunkrat des Mitteldeutschen Rundfunks wichtige Themen zu behandeln haben. Der Rundfunkrat ist kein Selbstzweck. Er repräsentiert die Gesellschaft. Wir werden den MDR kritisch begleiten, beraten und unterstützen beim schwierigen Prozess der Umgestaltung für die digitale Zukunft”.
Flath sitzt seit Juli 2014 im MDR-Rundfunkrates, der die Einhaltung des Programmauftrages überwacht, den Intendanten und die Direktoren wählt. 43 Vertreter mitteldeutscher Organisationen sind im Rundfunkrat vertreten. Wenn ab Januar der MDR für zwei Jahre den Vorsitz der ARD übernimmt, wird Steffen Flath zusätzlich den Vorsitz in der Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD (GVK) für diesen Zeitraum  übernehmen.
Der ehemalige Chef der CDU-Fraktion im sächsischen Landtag, der auch sächsischer Kultus-, Umwelt- und Landwirtschaftsminister war, in Annaberg-Buchholz und Dresden lebt, in Bärenstein im Erzgebirge geboren wurde und Agrarwissenschaften studierte, gab www.wochenendspiegel.de ein Interview.

Was schauen Sie sich im Fernsehen gern an?
Steffen Flath: Mein Fernsehkonsum beschränkt sich auf Nachrichten und etwas Comedy, mehr Zeit ist nicht.

Wobei zappen Sie immer weg?
Steffen Flath: Werbung mag ich nicht.

Und im MDR? Was gefällt Ihnen und was nicht?
Steffen Flath: Regionale Nachrichten und Berichte von Ereignissen in Mitteldeutschland sind die Stärke des MDR.

Läuft im Auto MDR Info, MDR 1 Radio Sachsen oder MDR Figaro?
Steffen Flath: Ich bin viel im Auto unterwegs. Da höre ich Deutschlandfunk, MDR Info und mit zunehmenden Alter genieße ich auch mal die Ruhe.

Welchen Einfluss haben Sie als Vorsitzender des Rundfunkrates auf das Programm?
Steffen Flath: Das Programm verantwortet der MDR. Spezielle Ausschüsse kontrollieren, ob das Programm mit dem gesetzlichen Auftrag übereinstimmt . Auch befasst sich der Rundfunkrat mit entsprechenden Beschwerden.

Als Politiker haben Sie sicher wenig Zeit vor dem Fernseher verbracht. Woher wollen Sie wissen, was die Menschen, die viel Zeit vor dem TV verbringen, sehen wollen?
Steffen Flath: Und wenn ich den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen würde , könnte ich doch nur sagen, was mir gefällt und darauf kommt es ja nicht an. Der MDR verfolgt sehr genau, was die Nutzer erwarten und er reagiert im eigenen Interesse darauf.

In letzter Zeit wurden beim MDR Programme modernisiert, Volksmusik und Schlager mehr oder weniger verbannt. Bleibt es bei diesem Trend?
Steffen Flath: Den Trend bestimmen die Nutzer, jedenfalls im Durchschnitt. Das Problem ist die Unterschiedlichkeit der Wünsche.

Ich ärgere mich immer wieder darüber, dass im MDR am Abend immer Weltnachrichten zeitgleich mit dem heutejournal laufen. Ist das nicht eine Geldverschwendung? Wäre es aus Ihrer Sicht nicht besser, mehr auf regionale Infos zu setzen?
Steffen Flath: Auch öffentlich-rechtliche Sender stehen untereinander im Wettbewerb. Abstimmen sollten  sie sich trotzdem, weil sie vom Beitragszahler finanziert werden. Deshalb sind solche Hinweise notwendig.

Stichwort Fußball. Finden Sie, dass er innerhalb des Sportprogrammes zu dominant ist? Immerhin läuft die 3. Liga in der ARD-Sportschau, die 2. Liga zusätzlich noch auf Sky?
Steffen Flath: Die regionale Fußballberichterstattung erfreut viele MDR-Nutzer. Wer Fußball nicht mag, wie meine Frau, den ärgert das. Der Vertreter des Sports im Rundfunkrat mahnt außerdem regelmäßig an, bei der Berichterstattung den Breitensport nicht zu vernachlässigen. Ich finde, öffentlich rechtliche Sender dürfen hier nicht nur die Zuschauerquote im Blick haben.

Glauben Sie, dass die Rundfunkgebühr steigen oder fallen wird?
Steffen Flath: Ein wichtiges Ziel des Rundfunkrates ist, die Beiträge möglichst lange stabil zu halten und Steigerungen in Zukunft zu begrenzen.

Sie waren von 1991 bis 2014 in diversen Positionen für die CDU politisch tätig. Man kann verstehen, dass Kritiker Ihnen die Sache mit der Politik-Ferne nicht so richtig abnehmen. Was entgegnen sie denen?
Steffen Flath: Kritiker versuchen parteipolitische Auseinandersetzungen in den Rundfunkrat zu ziehen, da gehören sie aber nicht hin. Seit 2008 gehöre ich der Regierung nicht mehr an und vor mehr als 15 Monaten habe ich freiwillig den Landtag verlassen. Meine Kritiker sitzen aber im Landtag und sollten also vor ihrer eigenen Tür kehren.